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Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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ging und sie keinen Arzt brauchte. Sie war ohnmächtig geworden, als Fredo Mazzeri ihre Halsschlagader zugedrückt hatte, aber genau dann waren die wartenden Polizisten aus den Büschen hervorgesprungen, hatten sich um Fredo gekümmert und Martine vorsichtig ins Gras gelegt. Sie war nicht mit dem Kopf aufgeschlagen.
    Corinne Galland beugte sich vor, die Hände auf den recht stämmigen Schenkeln. Ihre blaugrauen Augen funkelten unter den kurzen Haaren, und sie schien ebenso blendender Laune zu sein wie Serge, als sie erzählte, was passiert war. Mit ihr hatte Serge geredet, als er am Freitag die kommunale Polizei angerufen hatte, nachdem Martine den Katzenkopf auf der Treppe gefunden hatte. Sie hatte auf der Straße herumgefragt und eine ebenso scharfäugige wie neugierige alte Dame gefunden, die darauf reagiert hatte, daß ein Lieferwagen von Mazzeris Putz am Donnerstag nachmittag mehrere Runden durch die Straße gefahren war – »es gibt niemanden in der Straße, der sie beschäftigt, verstehen Sie, Inspektor«.
    Der Wagen war verschwunden, aber als die alte Dame dann gegen Abend zur Bäckerei gegangen war, hatte sie einen der Brüder Mazzeri in einer Bar an der Hauptstraße von Abbaye-Village sitzen sehen. Sie kannte sie, weil die Baufirma, für die ihr Sohn arbeitete, die Mazzeris beschäftigte, und er hatte sie ihr gezeigt, »er hat keine hohe Meinung von ihnen, müssen Sie wissen, Inspektor«. Sie wußte nicht, welcher der Brüder es war, den sie gesehen hatte, es war entweder Gianni oder Fredo, aber jedenfalls nicht Dino selbst.
    Auch am Freitag vormittag war der Wagen von Mazzeris Putz auf der Straße gesehen worden, war da aber nur eineRunde gefahren. Da hatten sie wohl den Brief hinterlassen, dachte Martine. Inspektor Galland war dann mehrmals die Straße entlangpatroulliert und hatte auch gegen zehn am Abend eine Runde durch Martines Garten gemacht, aber da war alles ruhig gewesen.
    Am Samstag hatte sie in einer ungewöhnlichen Manifestation polizeilicher Zusammenarbeit Serge angerufen und ihm von ihrem Verdacht gegenüber den Brüdern Mazzeri berichtet. Serge hatte ihr geraten, gegen Abend ordentliche Bewachung um Martines Haus zu postieren. Dann hatte Serge den Auftrag bekommen, das Tun und Lassen der Brüder in den letzten Tagen zu untersuchen, was ihm sehr gut paßte, weil er sie schon draußen bei Berger Rebar gesehen hatte, als er auf dem Gelände von Forvil mit seinen Nachforschungen beschäftigt war.
    Gegen neun am Abend hatte Gianni Mazzeri Fredo nach Abbaye-Village gefahren, in angemessenem Abstand verfolgt von Serge. Fredo hatte sich in eine Bar gesetzt, wo er ein Bier getrunken hatte. Dort hatte er gegen elf einen Anruf auf seinem Mobiltelefon erhalten. Dann hatte er bezahlt und war, eine Sporttasche in der Hand, ruhig zum Clos des Abeilles geschlendert und hatte sich in die Schatten auf Martines Hof gestellt.
    – Aber da hatten wir schon Polizisten hinter jedem Busch auf dem Nachbargrundstück, sagte Corinne Galland fröhlich.
    – Aber etwas anderes, sagte Serge, das uns vielleicht beunruhigen könnte. Mazzeris putzen normalerweise samstags nicht bei Berger Rebar, das habe ich beim Wachmann am Tor überprüft. Aber als Gianni und Fredo bei Berger Rebar aus dem Büro kamen, trugen sie große Kartons. Es sah aus, als wären Papiere drin.

KAPITEL 8
    Sonntag, 25. September 1994
    Villette / Granåker
    Greta Lidelius hatte verlangt, daß Sophie ins Krankenhaus kommen und sie abholen sollte, damit sie ins Rathaus von Hammarås gehen und sich in das Kondolenzbuch eintragen konnte, das für Birgitta ausgelegt worden war.
    – Liebes Kind, sagte sie zu der protestierenden Sophie, so gebrechlich bin ich wirklich nicht, daß ich es nicht schaffe, ein paar Minuten auf den Beinen zu stehen, um die liebe Birgitta zu ehren. Ich würde mich schämen, wenn ich nicht im Rathaus erschiene! Jetzt geh nach oben in die Kleiderkammer und hol mein schwarzes Kostüm, es hängt in der grünen Mottengarderobe links, wenn du reinkommst, und meine schwarzen Schnürschuhe, die im Schuhregal stehen.
    Es lag ein Schimmer von Stahl in ihrer Stimme. Sophie erkannte ihn wieder. Er bedeutete, daß Einwände nutzlos waren. Resigniert ging sie hinauf in die Kleiderkammer und nahm die Dinge heraus, die die Bischöfin haben wollte. Das Kostüm roch nach Mottenmitteln, und sie hängte es zum Lüften hinaus, während sie sich selbst zurechtmachte. Mit einer schwarzen langen Hose und einem strengen grauen Sakko von Jil Sander fühlte

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