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Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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in die Weiterbildung des Personals bekommen, und hartnäckige Gerüchte besagen, daß nicht sehr viel Geld wirklich für Umwelt und Ausbildung verwendet worden ist. Nach dem, was ich erfahren habe, kümmert sich um die Ausbildung eine separate Entwicklungsgesellschaft, deren Eigner Berger Holdings ist. Und jetzt fängt die Sache an zu stinken, oder?
    – Ja, ich verstehe, sagte Martine, Berger Rebar geht in Konkurs, und Berger verduftet mit den Fördergeldern, die auf die Entwicklungsgesellschaft übertragen worden sind …
    – Nachdem die Messières-Mafia ihren Anteil bekommen hat, sagte Jean-Claude, vergiß das nicht. Mein Problem ist, daß eine totale Überprüfung der Unterlagen von Berger Rebar nötig ist, um Klarheit in das Ganze zu bringen, und dazu habe ich keine Möglichkeit. Aber du als Untersuchungsrichterin kannst im Morgengrauen einen überraschenden Besuch machen …
    Seine grauen Augen strahlten sie an.
    Sie erinnerte sich an einen recht anstrengenden Kavalier, den sie kurze Zeit während ihres Studiums gehabthatte. »Eine Frau, die über Hausdurchsuchungen entscheiden kann, ist unglaublich sexy«, hatte er gesagt, als sie ihm erzählt hatte, daß sie Untersuchungsrichterin werden wolle.
    – Aber ich leite eine Morduntersuchung, sagte sie, ich arbeite nicht an einer Untersuchung über Wirtschaftsverbrechen. Meinst du, daß Fabien Lenormand darüber etwas entdeckt haben kann, über die Umweltschutzfördergelder zum Beispiel?
    Jean-Claude zögerte.
    – Eigentlich nicht, es klang mehr so, als ob er auf Informationen aus war. Aber Berger kann ja trotzdem geglaubt haben, daß er etwas rausgefunden hatte, und dafür gesorgt haben, daß dagegen etwas unternommen wurde. Du weißt, es heißt, er hat Kontakte zu Kriminellen in Südfrankreich.
    – Jean-Claude, ich kann nicht über Morgengrauenrazzien bei Berger aufgrund vager Mutmaßungen entscheiden, daß er etwas mit dem Mord zu tun gehabt hat, auch wenn du der zweite bist, der auf ihn hinweist. Und reinstürmen und in seinen Büchern suchen kann ich nur, wenn ich Grund habe zu glauben, daß er das blutige Mordwerkzeug zwischen den Kassenbüchern oder so versteckt hat. Das müßtest du übrigens genauso gut wissen wie ich.
    Er lächelte.
    – Ich war nie so gut im Strafrecht. Aber wenn du im Zusammenhang mit der Morduntersuchung zufällig Beweise für wirtschaftlichen Schwindel findest …
    – … übergebe ich sie dem Staatsanwalt. Der eine Voruntersuchung unter Leitung eines Untersuchungsrichters anordnet.
    – Du?
    Sie zuckte die Achseln.
    – Oder jemand anders. Aber ja, wenn der wirtschaftliche Schwindel in engem Zusammenhang mit meiner Morduntersuchung steht, gibt es schon eine gute Chance, daß ich es wäre.
    Sie fragte sich, worauf er hinauswollte.
    Er sah aus, als denke er nach, um dann eine Entscheidung zu treffen.
    – Dann habe ich ein Papier, das dich, glaube ich, interessieren dürfte, ein Papier, das mit Bergers Geschäften zu tun hat. Aber wenn du es sehen willst, mußt du jetzt mit zum Werk rauskommen, das ist die einzige Chance.
    – Jetzt, wiederholte Martine, warum denn?
    – Weil ich es nicht haben sollte und weil es morgen wieder an der richtigen Stelle sein muß, bevor jemand anfängt, Verdacht zu schöpfen. Bist du interessiert?
    Selbstverständlich war sie interessiert. Sie zahlten und gingen, ohne nach dem Essen noch einen Kaffee zu trinken.
    Über Forvil schimmerte der Abendhimmel in Orange, aber die Halogenscheinwerfer reichten nicht, um das Dunkel auf dem riesigen Gelände aufzulösen. Außerhalb ihrer Lichtkreise gab es Streifen von Dunkel und Flecken von tieferem Schwarz im Schatten hoher, im Dunkeln liegender Gebäude. Es roch nach Nacht, und Schwalle rauher Feuchtigkeit vom Fluß dämpften die scharfen Gerüche des Werks nach Ruß und Schwefel.
    Der Wachmann am Tor hatte von seinem Kreuzworträtsel aufgesehen und Jean-Claude wiedererkennend zugenickt, als sie hineingingen. Martine hatte er kaum einen Blick gegönnt, wie sie an Jean-Claudes Seite ging, mit gesenktem Kopf unter dem Schutzhelm, den er für sie herausgenommen hatte, als sie vor dem Tor geparkt hatten.
    Es war hier jetzt stiller, als es am Tag gewesen war, als schlüge das Herz des Werks mit einem langsameren Puls. Aber trotzdem hörte man das Scheppern von Metall und das Dröhnen schwerer Motoren, und als sie am Hochofen vorbeigingen, sah Martine, wie sich Gestalten in silberfarbigen Schutzanzügen mit präzise choreographierten Gesten um eine weißglühende

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