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Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Titel: Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Grue
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ersten Stock kam plötzlich eine Asiatin in einem hellblauen Kittel aus einem der Zimmer und fing an, laut zu schreien. Eine Sekunde überlegte er, höflich zu sein, dann schubste er sie unsanft beiseite und lief weiter, wobei ihre schrillen Schreie ihn die Treppe hinunter verfolgten. Er rannte an den schwarzen Riesenstiefeln vorbei zur Türschwelle, riss die Haustür auf und sah noch, wie Henriette Kurt aus dem Hoftor lief, sich in Dans Auto warf und den Zündschlüssel herumdrehte. Verdammter Mist. Warum war er auch so dumm und hatte den Schlüssel stecken lassen? Er hatte mit der Möglichkeit gerechnet, selbst ein Fluchtauto zu benötigen, aber nicht damit, dass er der Beute nachjagen musste. Dan versuchte, ihr den Weg zu versperren, als sie mit quietschenden Reifen auf dem gegenüberliegenden Fußweg drehte und das Gaspedal durchtrat, ohne auf ihn zu achten. Er musste beiseitespringen und fiel auf den Asphalt.
    So kam es, dass Dan Sommerdahl in einer nicht sonderlich heldenmütigen Stellung auf dem Boden lag und stöhnte, als Flemming Torp und Frank Janssen wenige Augenblicke später auftauchten.
    »Was zum Henker treibst du hier eigentlich?«, brüllte Flemming. »Und wieso sitzt Henriette Kurt in deinem Wagen?«
    »Haltet sie auf«, sagte Dan. »Sofort. Ich erkläre es später.«
    Während Janssen eine Fahndung über Polizeifunk herausgab, den Wagen wendete und die Verfolgung aufnahm, ging Flemming ins Haus, um die Haushälterin zu beruhigen, die in der Eingangshalle stand und schrie. Wenn sie inzwischen John Frandsens leblosen Körper gesehen hatte, war ihr Kreischen im Grunde verständlich, dachte Dan. Ein schöner Anblick war das ja nicht gerade.
    Er selbst sagte nichts. Er stand mit durchgedrücktem Rücken in der Einfahrt und hing seinen Gedanken nach. Vor seinem inneren Ohr spielten sich Tonfetzen der vergangenen Woche ab. Fiona, die sich über Nachnamen amüsierte, die eigentlich Vornamen waren; Pernille, die meinte, Kurt hätte eine Affäre; Elisabeth, die höhnisch den Gedanken zurückwies, Kurt könne seiner modelartigen Ehefrau untreu sein; René, der jede Kenntnis der Champagnerflasche im Kühlschrank abstritt; die Antibabypillen »Nur für den eigenen Praxisgebrauch«; Regitze, die behauptete, auch Kurt habe einigen Mädchen geholfen; Kurt, der kommen sollte, bevor Kurt zurückkam …
    Dan rief noch einmal seinen Chef an.
    »Ja?« Diesmal lag in Sebastian Kurts Stimme nicht ein Hauch von Freundlichkeit. »Was ist?«
    »Drei Fragen.«
    Ein tiefes Seufzen. Im Hintergrund hörte man, wie die Zwillinge sich zankten. »Hat das noch immer was mit meiner Frau zu tun?«
    »Ja.«
    »Was ist bloß los mit dir, Mann?«
    »Willst du meine drei Fragen beantworten?«
    »Frag schon.«
    »Was war Henriettes Mädchenname, also bevor ihr geheiratet habt?«
    »Loos. L-O-O-S«, buchstabierte Kurt in einem sarkastischen Tonfall.
    Dan wagte kaum zu atmen. Er hatte richtig geraten. »Und ihr Bruder heißt Curt Loos?«
    »Die haben sich seit vielen Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Das klang wie ein Ja«, stellte Dan fest.
    Kurt antwortete nicht.
    »Und die dritte Frage …«, sagte Dan. »Hattest du eine Affäre mit Sally?«
    Die Verbindung wurde abgebrochen.
    Dan hatte die Haustür erreicht, wo Flemming der weinenden Rosa den Arm tätschelte. »Pass auf mit der Tür, Flemming. Da ist eine frische Blutspur drauf.« Er zog die Pistole aus der Manteltasche und reichte sie dem Kriminalkommissar. »Auf der findet ihr meine Fingerabdrücke. Ich hatte keine Zeit, Handschuhe anzuziehen. Sorry.«
     
    Die Jagd auf Henriette Kurt verlief kurz. Frank Janssen war den größten Teil der Strecke dicht hinter ihr und informierte in regelmäßigen Abständen die Kollegen über Polizeifunk, wo der Fluchtwagen sich gerade befand. Knapp zehn Kilometer außerhalb der Stadt, auf der Landstraße nach Sorø, versperrte ihr ein Streifenwagen, der aus einer Seitenstraße kam, den Weg, Henriette hatte drei Möglichkeiten und nur wenige Sekunden, um eine Entscheidung zu treffen. Entweder sie hielt an und ergab sich oder riskierte den Tod eines Polizisten, indem sie dem Streifenwagen mit voller Kraft in die Seite fuhr. Und schließlich konnte sie auch Gas geben, scharf abbiegen, das Auto über einen schmalen Graben fliegen lassen und die Flucht über einen Acker fortsetzen. Sie entschied sich für diese Möglichkeit, berechnete allerdings die Breite des Grabens im Verhältnis zur Geschwindigkeit und zum Gewicht des Wagens falsch. Vielleicht war es

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