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Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Titel: Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Grue
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angerufen, weil ihr bekannt war, dass Sally seiner Organisation ›gehört‹ hatte. Sie erzählte nichts von ihrem Verdacht, vertraute dem Bruder aber an, dass Sally die Vereinbarung gebrochen habe, die sie seinerzeit mit ihm eingegangen war. Sie erzählte ihm, Sally würde anderen Frauen dabei helfen, aus seinen Bordellen abzuhauen, gab ihm ihre Adresse und sagte ihm, wo das Mädchen arbeitete. Er sollte sie abholen und zwingen, wieder als Prostituierte zu arbeiten. Vermutlich sagte er ›Danke, Schwesterchen‹ oder so etwas in der Art, und dann hat er John Frandsen geschickt. Den Rest kennst du.«
    »Und Lilliana? Ist sie auch Teil deiner Theorie?«
    »Lilliana wusste von der Affäre, die Sally mit Sebastian Kurt hatte. Das ließ sich kaum vermeiden. Als Sally plötzlich verschwand, wandte sich Lilliana an ihn. Sie rief ihn während der Arbeitszeit an, weil sie seine Frau nicht mit hineinziehen wollte. Aber wie alle anderen, die versuchen, diesen Mann anzurufen, prallte sie auf eine Mauer. Man kann mit Sebastian Kurt nicht einfach in Kontakt treten, indem man sein Büro anruft, es gibt keine Durchwahlnummern oder automatische Umleitungen. Wenn man etwas von ihm will und gehört nicht zu den Leuten, die seine Sekretärin bereits kennt, muss man sein Anliegen bei Elisabeth Lund vorbringen. Sie entscheidet dann, ob man würdig genug ist, mit ihm selbst zu sprechen.«
    »Dann war Elisabeth die Erste, die den Zusammenhang ahnte?«
    »Ich glaube, sie hat ohnehin geahnt, dass Kurt eine Affäre hatte, und ganz offensichtlich befand sie sich in einer Loyalitätskrise. Sie musste abwägen, was sie schützen wollte: die Geheimnisse ihres Chefs oder das Hilfsnetzwerk, das sie enthusiastisch unterstützte. Sie entschied sich für beides, indem sie Lilliana ohne weiteren Kommentar zu Kurt durchstellte und sofort danach Henriette darüber informierte, dass Sally verschwunden war. Leider hatte sie ausgerechnet an diesem Tag ihr Handy zu Hause vergessen, also konnte sie nicht wie gewöhnlich eine SMS senden, sondern musste eine Mail schreiben. Und sie wusste nicht, dass sich eine Mail niemals vollständig löschen lässt, egal, wie sorgfältig man ist. Die Systemadministratoren können sie immer rekonstruieren.«
    »Und?« Flemming ließ die Hand kreisen, um anzudeuten, dass die Zeit knapp war.
    »Vielleicht hat Elisabeth sich in den folgenden Wochen wiederholt an Henriette gewandt. Wir wissen es nicht. Möglicherweise hat Lilliana aber auch direkt mit Henriette Kontakt aufgenommen. Zu einem gewissen Zeitpunkt fühlte sich Henriette jedenfalls so unter Druck gesetzt, dass sie beschloss, diesen Quälgeist aus dem Weg zu räumen. Nicht auszudenken, wenn jemand aus dem Netzwerk die Verbindung zwischen Henriette und Curt Loos herausgefunden hätte. Henriette, eine vornehme Dame, die die Kraft hat, Frauen in Not zu helfen, Schwester eines gewöhnlichen Gangsters, der auch noch einer der Hintermänner des brutalen Menschenhandels ist und Besitzer einer Bordellkette. Das wäre ein nie da gewesener Prestigeverlust in einer Stadt gewesen, in der ein großer Teil der angesehenen Bürger offensichtlich auch Mitglied dieses gut funktionierenden Netzwerks ist. Vielleicht hat Henriette zu diesem Zeitpunkt auch herausgefunden, dass man Sally nicht einfach in ihren alten ›Job‹ zurückgebracht hatte, sondern sie erschlagen worden ist. In jedem Fall eine schockierende Nachricht, die durchaus dazu beigetragen haben könnte, einen Mord an Lilliana zu planen.« Dan streckte sich. »Mit etwas Glück erfahren wir diesen Teil der Geschichte von Curt Loos oder Henriette selbst.«
    Flemming sah ihn an. »Du weißt, dass Henriette ein Alibi hat, oder?«
    »Und du weißt, dass Lone Willumsen Herrn und Frau Kurt vernommen hat, nicht wahr?«
    »Oh.«
    »Ja, oh. Außerdem denk dran, dass ihr ein Alibi von ihm wolltet, nicht von ihr.«
    Flemming blickte auf seine Schuhe und schüttelte langsam den Kopf.
    In diesem Moment kam Adam Holck zur Tür herein. Er brachte vier Tüten voller Burger, Pommes und Getränke von McDonald’s. Und in den Minuten darauf herrschte Chaos. Die hungrigen Polizisten und Techniker stürzten sich aufs Essen, und der junge Holck bekam mehr als einen anerkennenden Klaps auf die Schulter für seine großartige Initiative.
    Während sie aßen, empfing Flemming zwei Anrufe auf seinem Handy.
    Der eine kam von Frank Janssen, der von dem Unfall berichtete. Flemming gab ihm den Auftrag, dem Krankenwagen zu folgen und sich an Henriette Kurt

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