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Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Titel: Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Grue
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plötzlich kein Dänisch mehr, und viele Unterlagen waren irgendwie verschwunden. Das stinkt zum Himmel, Torp.«
    »Was meinst du?«
    »Meinem Gefühl nach handelt es sich bei einem großen Teil der Bewohner um illegale Einwanderer oder um Menschen, die vor irgendetwas auf der Flucht sind. Fast alle sind Ausländer, und sie alle haben Angst.«
    »Hm.«
    »Aber es gab eine …« Sie konnte gerade noch den Arm mit dem Handy ausstrecken, bevor sie explosionsartig nieste. Er hörte, wie sie an einer Packung Papiertaschentücher nestelte, dann war sie wieder an seinem Ohr. »Entschuldigung. So ein Mistwetter.« Sie putzte sich die Nase. »Entschuldige bitte. Also, eine der Bewohnerinnen ist bereit, mit uns an einem Ort ohne allzu viele Zuhörer zu reden; ihr Englisch ist zumindest einigermaßen verständlich. Ich habe mit ihr verabredet, dass wir uns morgen Vormittag in einem Café unten an der Marina treffen. Sie weiß offensichtlich irgendetwas. Und sie kannte Lilliana und Sally. Willst du mitkommen?«
    »Selbstverständlich.« Er warf die Zigarettenkippe aus dem Fenster. »Wie heißt sie?«
    »Sie nennt sich Jo. Und sie stammt wie Sally aus Nigeria.«
    »Klingt ja vielversprechend. Wann denn?«
    » 10 . 00  Uhr.«
    Eine Viertelstunde später parkte Flemming hinter dem Polizeipräsidium, schlug den Mantelkragen hoch und lief um das Gebäude herum zum Haupteingang.
    Ein dunkelhaariger Mann Anfang dreißig stand auf und trat ein wenig zögernd einen Schritt auf ihn zu. »Flemming Torp?«, fragte er. Als Flemming nickte, streckte der Mann die Hand aus: »René Holgersen. Hätten Sie wohl zehn Minuten Zeit für mich?«
    »René Holgersen? Der Regisseur von Kurt & Ko?«
    René lächelte überrascht. »Sie haben Ihre Hausaufgaben aber gemacht, was?«
    »Kommen Sie«, sagte Flemming. »Gehen wir in mein Büro. Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«
    René Holgersen vergeudete keine Zeit auf dem Weg in Flemmings Büro. Er ließ seine neugierigen Blicke über die Baluster der Treppe, die abgetretenen Linoleumstufen und die langen Flure gleiten und guckte durch die Glastüren in die Pass-Stelle. Er registrierte unterwegs alles, wie jemand, der wusste, dass er möglicherweise eines Tages irgendein Detail brauchen konnte. Flemming verstand sehr gut, warum Dan Sommerdahl, der hin und wieder zum Misanthropischen neigte, so begeistert von dem jungen Regisseur war. Aber was hieß schon jung, bei genauerem Hinsehen war der Mann Ende dreißig, er sah nur auf ein paar Meter Entfernung aus wie jemand, der gerade sein Abitur bestanden hatte.
    Als sie sich, jeder mit einem riesigen Becher Kaffee in der Hand, gegenübersaßen, begann René Holgersen ohne Umschweife: »Ich war Lillianas heimlicher Geliebter, oder wie man so etwas nennt. Ich glaube, Sie suchen nach mir.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »In der Agentur schwirren Gerüchte herum.« Auf seinem Gesicht zeigte sich ein gequältes Lächeln. »Dan hat offenbar Fiona Krause gebeten, ein bisschen auf den Busch zu klopfen, und damit hat sie sich dann auch den ganzen Tag beschäftigt, sie hat es so gründlich getan, dass in der Agentur über nichts anderes mehr geredet wird.«
    »Haben Sie mit anderen darüber gesprochen?«
    »Nein, darum geht es doch. Ich war Lillianas heimlicher Geliebter, mit Betonung auf ›heimlich‹. Und ich werde den Teufel tun und so etwas Fiona erzählen. Dann könnte ich ebenso gut gleich eine Anzeige aufgeben.«
    »Und Dan?«
    René lächelte. »Dan war eigentlich meine erste Wahl, aber er geht nicht ans Telefon, und ich dachte, ich muss jemand anderen finden, dem ich es erzählen kann, bevor die Polizei alle möglichen seltsamen Schlussfolgerungen daraus zieht.« Er trank einen Schluck Kaffee und zog ein Gesicht, als hätte er sich verbrannt. Er stellte den Becher ab. »Aber ich wollte nicht mit der Polizistin reden, die Sie in die Agentur geschickt haben. Willumsen. Meine Güte, so was von verbissen!«
    »Okay. Jetzt sind Sie bei mir. Erzählen Sie.«
    »Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Ich bin mit Lilliana an einem der Abende ins Gespräch gekommen, an denen es spät bei mir geworden war.«
    »Können Sie Estnisch?«
    »Nein, aber sie sprach besser Dänisch, als die meisten dachten. Sie war nur superschüchtern.« Plötzlich traten ihm Tränen in die Augen, und als er blinzelte, liefen sie ihm über die Wangen. Allerdings nur zwei schmale feuchte Streifen, die bald von allein getrocknet waren. Seine Stimme klang noch immer gefasst: »Ich fand sie sehr

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