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Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Titel: Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Grue
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»Wenn ich dir das vor einem halben Jahr zugemutet hätte, wärst du dermaßen arrogant aufgetreten, dass sie das Haus nach spätestens einer Stunde wieder verlassen hätten.«
    Dan zuckte mit den Achseln. Er mochte nicht daran erinnert werden, wie unmöglich er sich benehmen konnte.
    Eine Weile schwiegen beide.
    Dann ergriff Marianne wieder das Wort: »Was wolltest du mir denn zeigen?«
    Dan zog den Farbausdruck aus der Tasche und strich ihn sorgfältig glatt, bevor er ihn ihr zuschob. »So sieht er aus«, sagte er und lächelte dem Oberkellner zu, der den Herrschaften ihr Bier servierte.
    Marianne saß wie gelähmt auf ihrem Stuhl und starrte auf das Foto. »Wie bist du da rangekommen? Er hat dich doch hoffentlich nicht gesehen, als du ihn fotografiert hast?«
    »Nein, nein.« Dan lachte und erklärte, wie er das Bild bearbeitet hatte. Marianne atmete erleichtert auf. »Hast du Angst vor ihm?«, wollte er wissen, als ihre Augen weiter an dem Foto klebten.
    Sie blickte auf. »Du etwa nicht?«
    »Ich versuche, nicht daran zu denken. Aber ja. Ein bisschen Angst kann man schon haben bei so einem Psychopathen.«
    »Ganz sicher.« Sie schob das Blatt zurück. »Was willst du damit machen?«
    »Keine Ahnung …« Er faltete den Ausdruck zusammen und steckte ihn ein. Der Anblick von John Peter Frandsens hässlicher Fratze sollte ihm nicht den Appetit verderben. »Als ich Christoffer heute Morgen gebeten habe, es zu besorgen, hatte ich noch vor, es sofort Flemming zu geben, obwohl ich versprochen habe, das nicht zu tun. John ist gefährlich, es muss nach ihm gefahndet werden. Es ist doch offensichtlich, dass er etwas mit Lillianas und Sallys Tod zu tun hat.«
    »Sallys?« Marianne sah ihn verwirrt an.
    »Ah ja, das weißt du ja noch gar nicht. Entschuldigung. Sally wurde heute Morgen tot aufgefunden.«
    »Lillianas Freundin?«
    Dan berichtete die wenigen Dinge, die er wusste.
    Marianne sagte einen Moment nichts. »Ich verstehe dich gut«, erklärte sie dann. »Aber muss ich dich wirklich daran erinnern, was du Benjamin und Alice gestern Abend versprochen hast?«
    Dan schüttelte den Kopf. »Denk nicht mehr daran«, sagte er. »Ich habe mich anders entschieden. Ich gebe das Foto nicht der Polizei. Jedenfalls noch nicht.«
    »Warum?«
    Nun war es an der Zeit, die Zeitung herauszuholen, zu glätten und über die weiße Tischdecke zu schieben. Dan sagte nichts, sondern ließ Marianne selbst die Details sehen und die Worte zwischen den Zeilen lesen.
    Als sie sich durch den Leitartikel und die Berichte gearbeitet hatte, blätterte sie zurück zur Vorderseite und kniff die Augen zusammen. »Du hattest Kopfschmerzen, als das Foto gemacht wurde?«
    Er lachte. »Deshalb liebe ich dich!«, rief er. »Nur du siehst so etwas!«
    Sie blickte noch immer auf das lächelnde Konterfei ihres Mannes. »Erklär mir noch mal den Zusammenhang. Wieso willst du deswegen das Foto von John Frandsen nicht der Polizei geben?«
    Dan beschrieb, wie man Flemming unter Druck gesetzt hatte, Abstand zu ihm zu halten. »Ich fürchte, nicht nur seine Kollegen sind eingeschnappt«, schloss er. »In meinem Hinterkopf klingelt ein kleines Glöckchen, das mich darauf aufmerksam macht, auch Flemming könnte das Gefühl haben, ich hätte ihm auf die Zehen getreten.« Er bemerkte den Kellner, der mit zwei vollen Tellern bereitstand.
    »Das sieht ihm überhaupt nicht ähnlich«, meinte Marianne und nahm dankend ihr Hacksteak entgegen. »Flemming ist viel zu souverän für derartigen Quatsch.«
    »Ja. Normalerweise ist er nicht kleinlich. Na ja, ist auch nur so ein Gefühl, das ich habe.« Er nickte dem Kellner zu und griff nach Messer und Gabel, dankbar, dass er den Pausenknopf drücken konnte.
    Flemming und Gefühle, das war ein etwas heikles Thema. Vor allem im Augenblick. Ihre Freundschaft hatte im Laufe der Zeit viele Krisen ausgehalten; die schlimmste Krise hatte es gegeben, als Dan seinem besten Freund Marianne ausgespannt hatte. Die Geschichte wurde von beiden totgeschwiegen, kräftig unterstützt von Karin, die Flemming kurze Zeit später geheiratet hatte. Eine ernsthafte Krise hatte es auch gegeben, als Flemming einige Jahre später erfuhr, dass Dan eine Büroaffäre nach der anderen hatte. Flemming hatte seinen Ärger damals in sich hineingefressen und keinen Ton darüber gegenüber Marianne gesagt, irgendwann hatte Dan dann ja auch aufgehört damit. Es war inzwischen viele Jahre her, seit er das letzte Mal mit irgendeiner spitzbrüstigen jungen Grafikerin

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