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Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Titel: Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Grue
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aufgestanden und hatte sich wieder schlafen gelegt. Zudem war der Hauptkommissar nicht mehr der Jüngste. Für Flemming Torp und die übrigen Beamten der Ermittlungsgruppe war der Tag noch längst nicht zu Ende, aber für Hanegaard wurde es Zeit für den Feierabend. In mehr als einer Beziehung.
    »Giersing sagt, nein.« Flemming setzte sich auf einen der Gästestühle. »Er war sich absolut sicher, nachdem er das Mädchen obduziert hat, die sich Sally nannte. Sie wurde sehr gründlich vergewaltigt. Anal, vaginal, oral, kurz gesagt, keine Körperöffnung ist verschont geblieben. Vor, während oder nach den Vergewaltigungen wurde das Opfer verprügelt. Die Reihenfolge ist nicht mehr hundertprozentig zu rekonstruieren, aber das ist auch nicht notwendig. Ihr wurden mehrere Rippen gebrochen, der Kieferknochen ist gesplittert, die Nase gebrochen, und ihr fehlen ein paar Zähne. Die Todesursache ist höchstwahrscheinlich Blutverlust. Außerdem weist sie zwei oberflächliche Schädelbrüche auf, von denen keiner unmittelbar tödlich gewesen zu sein scheint, meint Giersing.«
    »Wurden Waffen benutzt?«
    »Nichts außer Fäusten und einem Paar solider Stiefel.«
    »Pfui Teufel!«
    »Sei froh, dass du es dir nicht ansehen musstest. Diese Obduktion werde ich wahrscheinlich nie vergessen«, sagte Flemming. »Sie war in jedem Fall tot, als sie in die Wolldecke gerollt und ins Wasser geschmissen wurde. Es gab weder Fasern der Decke noch Wasser aus dem Fjord in ihren Lungen.« Er blickte auf. »Giersing ist der Ansicht, dass sie ungefähr seit zwanzig Tagen tot ist, vielleicht ein bisschen länger. Der Todeszeitpunkt liegt also zwischen dem 10 . und dem 12 . November.«
    »Was sagen die Techniker über die Wohnung? Ist es dort passiert?«
    Flemming schüttelte den Kopf. »Es wurden kleine Blutflecken auf ihrem Bett gefunden, aber dabei kann es sich um etwas ganz anderes handeln. Menstruation oder Nasenbluten, was weiß ich. Das Verbrechen wurde dort nicht begangen.«
    »Und Lilliana?«
    »Wir sind nach wie vor überzeugt, dass es sich um einen geplanten Mord handelte. Irgendjemand hat stundenlang im Küchenschrank gewartet, aber es gibt leider keine einzige Spur, die sich nicht erklären lässt. Jedenfalls ist Lillianas Mord ein ganz anderer Fall. Sie wurde schnell und effektiv umgebracht, der Mörder hat nicht versucht, die Leiche zu verstecken, und …« Er unterbrach sich.
    »Was ist?«
    »Giersing sagt, Lillianas Mörder sei klein, kleiner als sein Opfer. Lilliana war 1 , 68  Meter groß.« Er überlegte einen Moment und fuhr fort: »Es ist natürlich nur eine Theorie, aber wir gehen momentan davon aus, dass eine Frau Lilliana ermordet hat. Nicht nur wegen der Größe. Giersing hat es überprüft, tatsächlich ist die Garotte eine Mordmethode, die viele weibliche Mörder anspricht. Es ist keine unnötig große Kraft notwendig, wenn die Garotte ordentlich konstruiert ist, und man muss seinem Opfer nicht in die Augen sehen. Außerdem macht es keinen Dreck.« Er räusperte sich. »Andererseits gibt es überhaupt keinen Zweifel, dass Sally von einem Mann ermordet wurde. Vielleicht war auch das geplant, aber die Durchführung war so plump, dass man schon deswegen von einem anderen Täter sprechen muss.«
    Der Hauptkommissar drehte sich mit dem Stuhl, bis er Flemming den Rücken zuwandte, und blickte über den weihnachtlich geschmückten Marktplatz in die Fenster des gemütlichen Restaurants im Hotel Marina. Da jetzt bei einem Bier sitzen, dachte Flemming und vermisste plötzlich Dan. Nach einer Weile drehte Kjeld Hanegaard sich wieder um. »Hältst du es für wahrscheinlich, dass zwei Frauen, die offenbar bis zu einem gewissen Grad den gleichen Hintergrund haben und zusammenwohnen, im Abstand von drei Wochen ermordet werden, ohne dass diese Morde zusammenhängen?« Hanegaard schüttelte den Kopf, um zu zeigen, dass die Frage rhetorisch gemeint war. »Und dann in Christianssund? Das kann einfach nicht stimmen, Torp!«
    »Ich sage ja auch nicht, die beiden Verbrechen hätten nichts miteinander zu tun. Ich sage nur, dass die beiden Mädchen nicht von ein und derselben Person ermordet wurden.« Flemming hielt eine Hand hoch, um seinen Chef zu bremsen. »Augenblick, Hanegaard, dann erkläre ich dir eine einfache Theorie.« Er richtete sich in seinem Stuhl auf. »Wir wissen, zumindest Sally hat früher als Prostituierte gearbeitet, und sie und Lilliana haben sich bis zu ihrem Tod illegal im Land aufgehalten. Vielleicht hat das

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