Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)
ich Fiona gebeten habe herauszufinden, wer eine Affäre mit Lilliana hatte?«
Kim verzog das Gesicht zu einem Grinsen. »Na ja. Das ist total irre. Fiona hat gestern und heute fast den ganzen Tag damit verbracht, wie eine Fliege in der Flasche herumzusausen und diskrete Fragen zu stellen. Inzwischen gibt es wohl niemanden mehr in der Firma, der sich nicht im Klaren darüber ist, was Fiona wissen will. Und dass du sie darauf angesetzt hast. Und sie ist sicher, denjenigen, der die Putzfrau geküsst hat, bald zu finden.«
»Fiona glaubt, du bist es gewesen?«
»Bingo. Sie kam heute Vormittag in den Kopierraum, als ich auf den Ausdruck der Fotos von den Mädchen wartete. Und natürlich kam das allererste – auf dem Lilliana auf dem Sessel hockt – aus der Maschine, als Fiona von irgendwelchen Problemen mit einem Designprogramm quasselte. Sie sah das Foto, guckte mich mit Augen so groß wie Teetassen an und schoss aus dem Raum, als hätte sie Angst davor, ich könnte ihr sofort ein Seil um den Hals schlingen. Du wirst bestimmt bald von ihr hören.« Kim zog die Brauen zusammen, als Dan in Gelächter ausbrach. »Ja, du hast gut lachen. Es vergingen exakt zwölf Minuten, bis Pernille die Geschichte kannte. Und dann wollte sie mich erwürgen. Das war überhaupt nicht komisch!«
»Kann ich mir vorstellen.« Dan sortierte die Papiere, faltete sie zusammen und steckte sie in die Tasche. »Danke für das Material, Kim«, sagte er und gab ihm die Hand. »Ich muss es an die Polizei weitergeben, aber ich werde tun, was ich kann, um deinen Namen aus den Berichten herauszuhalten.«
Sein Kopf war müde von all den Informationen und Eindrücken, die er im Laufe des Tages in sein ohnehin gut gefülltes Gehirn gequetscht hatte. Einen Moment wäre er beinahe einem verrückten Impuls gefolgt und hätte Kim zurückgerufen. Wenn jemand wusste, wo man ein paar zusätzliche Gigabyte fürs Gehirn kaufen konnte, dann vermutlich er. Er zog die Mütze über die Ohren und ging hinunter zum Kai. Das Wasser war schwarz in der Dämmerung, die Schwäne ließen sich nirgendwo blicken.
Dan zuckte zusammen, als er eine Hand auf seinem Arm spürte. Er hatte nicht gehört, dass sich jemand genähert hatte.
»Entschuldigung … habe ich Sie erschreckt?« Eine rothaarige Frau mit einer süßen kleinen Stupsnase und grünen Augen. Dan hätte sich an sie erinnert, wenn er sie schon einmal gesehen hätte.
»Ja, ein wenig.« Er lächelte. »Kann ich etwas für Sie tun?«
Sie streckte die Hand aus. »Heidi Paaske.
Ekstrabladet.
Wir haben gestern kurz telefoniert.«
Dan spürte, wie sein Lächeln vereiste und verschwand. »Ja, danke, ich habe die Zeitung gesehen«, sagte er und ließ ihre Hand los.
»Sie sollten wissen, wie viele Reaktionen wir auf diese Geschichte bekommen haben.« Sie steckte die Hand in die Manteltasche. »Die Leute sind verrückt nach Ihnen. Hat sich TV 2 schon gemeldet?«
»Nein.«
»Sie wollen neue Folgen von ›Zeig mir deinen Stil‹ drehen, nur mit Prominenten und Ihnen als einzigem Experten.«
»Klingt interessant. Ärgerlich nur, dass sie nicht mit mir geredet haben, bevor sie die Pressemitteilung rausgegeben haben.«
»Sie wollen also nicht mitmachen?« Sie hatte keinen Notizblock, und er sah auch kein Mikrofon, aber an ihrem Tonfall gab es keinen Zweifel. Mein Gott, welch ein Eifer.
»Wissen Sie, was, Heidi, ich pflege meine Verträge nicht durch Journalisten der Boulevardpresse auszuhandeln. Und wie ich Ihnen bereits gestern sagte, habe ich nichts zu kommentieren.« Er drehte ihr den Rücken zu und setzte sich in Bewegung. Nach ein paar Schritten blieb er stehen und wandte sich um. »Ach, übrigens … mit etwas können Sie mich zitieren.«
Heidis Gesichtsausdruck wechselte blitzschnell von enttäuscht in erwartungsvoll. »Ja?« Sie kam rasch auf ihn zu.
»Besser, Sie notieren es sich.«
Sie zog einen Block und einen abgekauten Kugelschreiber aus der Tasche.
»Sind Sie so weit?«
Sie nickte.
»Gut. Wie ich Ihnen bereits gestern erklärt habe, heißt der Ermittlungsleiter Flemming Torp, nicht etwa Tarp, sondern Torp. T-O-R-P. Haben Sie das?« Er lächelte freundlich und verschwand mit langen Schritten in Richtung Algade.
»Ist es derselbe Mörder?« Kjeld Hanegaard lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück und faltete die Hände im Nacken. Er sah müde und grau aus. Kein Wunder, dachte Flemming. Es war nach fünf, und sie waren beide seit halb acht im Präsidium. Die Sonne war während ihrer Arbeitszeit
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