Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)
beeindruckend.«
»Nein, aber …«
»Im Übrigen wundere ich mich, dass ich nicht informiert worden bin, als das passiert ist«, fuhr Flemming fort. »Es sollte ein Akt normaler Höflichkeit sein, den Chef darüber zu informieren, was in dieser kleinen Stadt passiert.«
»Hast du vor drei Wochen nicht deine Überstunden abgefeiert?« Frank Janssen mischte sich ein. »Es kam damals nichts bei dieser Geschichte raus, also hat offenbar niemand einen Grund gesehen, dich nachträglich damit zu behelligen.«
Eine Weile war es still. Alle wussten, was diese Stille bedeutete. Wenn Flemming Torp nicht im Dienst war, hatte Lone Willumsen das Kommando. Im Grunde überraschte es niemanden, dass sie den Rest der Abteilung nicht informiert hatte. Lone Willumsen galt nicht gerade als begeisterte Verfechterin der internen Kommunikation.
»Na gut.« Flemming klatschte eine Hand auf den Tisch. »Wer findet Brune für mich? Kannst du das übernehmen, Pedersen? Dann überlege ich mir, ob ich dir vergeben kann, dass du ein Gedächtnis wie ein Sieb hast.«
»Klar.« Pedersen richtete sich auf und sah energisch aus. »Wann?«
»Was ist mit jetzt? Ich würde gern morgen früh ein paar Worte mit meinem alten Freund Brune wechseln.«
Pedersen zog einen Block aus der Gesäßtasche. »Ich könnte mit der Herberge anfangen. Es ist zu kalt, um noch draußen zu schlafen, sogar für Brune Laurits. Weiß jemand, ob er im Moment in der Stadt ist? Wenn ich es recht bedenke, war es in der letzten Zeit ziemlich still am Springbrunnen.«
»Versuch’s im Krankenhaus«, warf Adam Holck ein, der bisher kein Wort gesagt hatte und nur dem Gespräch der Kollegen gefolgt war. »Brune wurde vor ein paar Wochen von einem Auto angefahren, sein Bein liegt im Streckverband.«
»Es war nicht zufälligerweise ein blauer Personenwagen?«
Adam grinste. »Keine Ahnung. Ich war im Krankenhaus, um einen Freund zu besuchen, der sich beim Handballspielen einen Muskelriss im Oberschenkel zugezogen hat.« Sein Gesicht verzog sich unwillkürlich bei dem Gedanken. »Jedenfalls lag im Bett daneben Brune Laurits, der sich ausgesprochen zufrieden über die weiche Decke und das gute Essen äußerte. Mein Freund sagt, dass er redet wie ein Wasserfall und besonders gern alles über den Unfall erzählt. Vor allem, wenn man ihm auch noch heimlich einen Kurzen zukommen lässt.«
Flemming lachte. »Ja, das klingt nach Brune.« Er sah auf seine Uhr. »Ruf an und frag nach, ob er noch dort ist, Pedersen. Dann statten wir beide ihm morgen früh einen Besuch ab.« Er dachte einen Moment nach. »Und überprüf bei der Verkehrspolizei, ob die etwas über den Unfall wissen. Sollte der tatsächlich nichts mit der Sache am 11 . November zu tun haben, hat Brune sehr viel Glück gehabt!«
»Schläfst du?« Marianne beugte sich über Dan. Sein Kopf lag in einem unbequemen Winkel am Kopfende des Bettes, das aufgeschlagene Buch war ihm auf die Brust geglitten, die Nachttischlampe hatte er nicht ausgeschaltet. Er zog die Brauen zusammen und gab ein paar schmatzende Geräusche von sich, ohne aufzuwachen. Wenn er schläft, ähnelt er Luffe, dachte Marianne und lächelte. Vorsichtig nahm sie ihm das Buch von der Brust und schob ihren Mann auf die Seite, sodass er die sonderbare Stellung aufgeben musste, von der er am nächsten Tag garantiert Nackenschmerzen gehabt hätte.
Er öffnete die Augen halb. »Danke.« Schmatz, schmatz.
»Gern geschehen.« Sie küsste ihm in den Nacken und setzte sich auf. Die vergangene Stunde hatte sie allein in Gesellschaft von Luffe in der Küche verbracht und jede Minute ihrer Einsamkeit genossen. Solche Momente waren selten zurzeit. Einige Minuten später, als sie ihre Zähne geputzt und sich ein Nachthemd angezogen hatte, war sie so vorsichtig wie möglich auf ihre Seite des Bettes gekrochen. Trotzdem wurde Dan wach.
»Schatz? Hast du die Listen?«, murmelte er. »Der Apotheke?«
»Hab ich. Und hast du herausbekommen, wohin Regitze gegangen ist?«
»Ja.« Dan drehte sich um, jetzt wieder ganz wach. »Sie ist in das Haus gegangen, in dem Lilliana und Sally wohnten und von dem wir glauben, dass dort noch eine Menge anderer illegaler Einwanderer leben. Ist das nicht eigenartig?«
»Tja …« Marianne griff nach ihrer Handtasche und zog einen kleinen Stapel Computerausdrucke heraus. »Ich habe auch etwas Merkwürdiges herausgefunden.« Sie gab Dan die Liste. »Bitten war keineswegs überrascht, als sie die Liste für mich ausdrucken sollte. Sie hat
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