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Die Haarteppichknüpfer - Roman

Die Haarteppichknüpfer - Roman

Titel: Die Haarteppichknüpfer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Junge machte große Augen. »Ehrlich?«
    »Ehrlich«, versicherte Jubad.
    Er betrachtete den kleinen Jungen, der sich unruhig in den Hüften wiegte und sichtlich etwas auf dem Herzen hatte. Schließlich platzte es aus ihm heraus: »Ich möchte dich etwas Wichtiges fragen!«
    »So?«, machte Jubad unwillkürlich. »Dann frage.«
    »Stimmt es, dass du den bösen Kaiser getötet hast?«
    »Ja, das stimmt. Aber das ist lange her.«
    »Und er war wirklich richtig tot? Hast du genau nachgesehen?«
    »Ich habe ganz genau nachgesehen«, versicherte Jubad so ernst, wie es ihm möglich war. Er hatte Mühe, ein Lachen zu verbeißen. »Der Kaiser war wirklich tot.«
    Der Junge wirkte plötzlich sehr bekümmert. »Mein Vater sagt immer, dass das alles nicht wahr ist. Er sagt, dass der Kaiser noch lebt und dass er nur seinen Körper aufgegeben hat, um in den Sternen und Planeten weiterzuleben. Er hat jede Menge Bilder vom Kaiser in seinem Zimmer, und er sagt, dass du ein Schwindler bist. Stimmt das? Bist du ein Schwindler?«
    Ein wohl bekannter Schmerz durchfuhr Jubad. Vergangenheit. Sie würde ihn niemals loslassen.
    »Sieh mal«, erklärte er behutsam, »als dein Vater selber ein Kind war, so wie du heute, da herrschte der Kaiser noch, und dein Vater musste wie alle Kinder in eine Priesterschule gehen. Dort haben ihm die Priester wehgetan und ihm ganz, ganz schreckliche Angst eingejagt – Angst, dass er jemals etwas tun könnte, was dem Kaiser nicht gefallen würde. Und diese Angst hat ihn sein Leben lang nicht mehr verlassen. Er hat heute noch Angst – deshalb sagt er solche Dinge. Kannst du das verstehen?«
    Das war fast zu viel verlangt von einem Kind, das vielleicht vier oder fünf Jahre alt sein mochte und das sich doch schon den Kopf über solche Dinge zerbrechen musste, weil es seinen Vater liebte.
    In dem kleinem Gesicht arbeitete es eine Weile ganz fürchterlich, während der Junge versuchte, zu einer Schlussfolgerung zu kommen. Doch plötzlich war alles Grübeln wie weggefegt, und er strahlte: »Ich glaube nicht, dass du ein Schwindler bist!«
    »Danke«, meinte Jubad trocken.
    »Außerdem«, fuhr der Bub fröhlich fort, »hätte dich der Kaiser ja bestimmt streng bestraft, wenn er noch leben würde!« Damit hüpfte er davon, erleichtert und energiegeladen.
    Jubad sah ihm nach, einigermaßen verblüfft über diese kindliche Einsicht.
    »Ja«, murmelte er schließlich. »Das ist logisch gedacht.«
    Als Jubad seine Wohnung betrat, saß ein Mann am Tisch, ruhig, als warte er dort schon geraume Zeit. Neben seiner Hand, die auf der Tischplatte ruhte, stand ein kleiner dunkler Koffer.
    Jubad hielt einen Moment inne, dann schloss er die Tür bedächtig.
    »Ist es wieder so weit?«
    »Ja«, sagte der Mann.
    Jubad nickte, dann machte er sich daran, alle Läden an den Fenstern zu schließen. Draußen brach bereits die Dämmerung an, und ein paar der sieben Monde standen am dunklen Himmel wie auf schwarzen Samt gebettet.
    Von einem seiner Fenster hatte Jubad einen guten Blick auf die große Kuppel, die das Zentrum des Palastes bildete. Sie beherbergte die prunkvollen ehemaligen Privatgemächer des Kaisers, die heute unter Verschluss standen und nur von Wissenschaftlern mit Sondergenehmigung betreten werden durften. Vor Jahren hatte es jedoch, unglaublicherweise, Stimmen gegeben, die gewollt hatten, dass er, Jubad, dort einzog – was er selbstverständlich sofort abgelehnt hatte.
    »Hat dich jemand kommen sehen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Bist du dir nicht sicher?«
    Der Mann am Tisch lachte leise. »Doch. Aber das Gerücht, dass du irgendeine schwere Krankheit hast, wird sich nicht mehr aus der Welt schaffen lassen.«
    Jubad schloss die letzte Lade, machte Licht und setzte sich ebenfalls an den Tisch.
    »Wir sprechen von einem der wichtigsten Staatsgeheimnisse«, erklärte er ernst. »Nicht einmal der Rat darf davon erfahren.«
    »Ja.« Der Mann öffnete den kleinen Koffer, nahm eine Spritze heraus und begann, eine hellblaue Flüssigkeit aufzuziehen. »Aber wie lange wirst du das noch durchhalten?«
    »So lange wie möglich.«
    Er weigerte sich, deswegen abergläubisch zu werden. Es war Zufall, nichts weiter. Den Virus musste er sich schon in jungen Jahren irgendwo eingefangen haben, wahrscheinlich sogar bei seiner ersten Reise im Auftrag des Rebellenrates, die ihn nach Jehemba geführt hatte. Und dann hatte die Krankheit in ihm geruht, viele lange Jahre, ohne die geringsten Symptome.
    Die Flüssigkeit in der Spritze wurde

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