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Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Titel: Die Habenichtse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hacker
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tun würden. –Du fehlst mir, sagte Hans. Allmählich beneide ich dich sehr, weil du verheiratet bist.
    Gerade ausgestreckt, die Hände hinterm Kopf verschränkt, lag Jakob Nacht für Nacht im Bett und hoffte, daß Isabelle noch nicht schlafen kommen würde. Die Zeit verging viel zu schnell. Er lag nackt unter der Decke, ohne sich zu bewegen, als könnte er so seinen Körper überreden preiszugeben, was er tun sollte. Aus dem Schlaf schreckte er gegen Morgen schweißgebadet, erleichtert, Isabelle neben sich zu wissen. Sie sprach neuerdings im Schlaf, er konnte nicht verstehen, was sie sagte, aber anscheinend träumte sie häufig von einer Katze. War er sicher, daß sie fest schlief, stand er auf, ging von Zimmer zu Zimmer, stand im Eßzimmer oder unten, in Isabelles Zimmer am Fenster und schaute auf die Straße. Er freute sich, wenn er den weißen Fuchs sah, der auf dem Weg nach Hampstead Heath die Mülltonnen durchsuchte, ihm gefiel, wie sicher sich das Tier bewegte, wie selbstverständlich es die Straße überquerte, in der es so fehl am Platz war. Einmal schien der Fuchs Beute gemacht zu haben, zerrte etwas, das wie eine Katze aussah, ein Stück den Bürgersteig hinunter, ließ es dann liegen. Jakob öffnete das Fenster, um besser zu sehen, aber er konnte nichts erkennen. Er erschrak, als hinter der Wand eine Männerstimme laut wurde, nicht verständlich, aber erkennbar zornig, und kurz darauf etwas gegen die Wand schlug, als sollte es hindurchbrechen. Eine zweite Stimme kam dazu, jünger, schien es, vielleicht auch eine Frauenstimme. So unangenehm es Jakob berührte, er konnte sich doch nicht losreißen. Ob das eine Ausnahme war, fragte er sich, oder ob Isabelle das nachbarliche Krakeelen täglich hörte und ihm nichts davon sagte? Und wenn es so war, warum? Er war gänzlich aufgewacht, er fühlte sich wie animiert und schämte sich dafür. Dann knallte eine Tür, und er ging nach oben. Wieder im Bett, fürchtete er, das Fenster nicht ordentlich gesichert zu haben, er schreckte bei jedem Geräusch hoch. Einbrecher gab es, Gewalt gab es; als er aufstand, war er erleichtert, alles unversehrt zu finden.
    Die Stadt war schläfrig, ein heißer Tag folgte dem anderen. Bentham kehrte zurück, er war glänzender Laune, hatte für Jakob einen neuen Klienten, einen Londoner Hotelier, der auf Borkum zwei große Hotels kaufen wollte, ein jüngerer Mann, erzählte Bentham, der sich darauf freute, auf einer Insel, die den beschämenden Ehrentitel »Judenfrei« getragen hatte, als erster Jude eines der größten Hotels zu besitzen, von dort aus für die mutmaßlich überwiegend stumpfe Kundschaft historische Fahrten zu unternehmen. Alistair war Feuer und Flamme bei dem Gedanken, eine Ortsbegehung anzusetzen. –Wo ist sie denn, diese Insel? – Sehr weit im Norden, antwortete Jakob, er war aber niemals auf Borkum gewesen und mußte einen Atlas zu Rate ziehen. –Morgen kommt er zu Ihnen, sagte Bentham zu Jakob, John Pilger heißt er. –Pilger? fragte Jakob. –Warum nicht? Bentham sah die beiden amüsiert an, Alistair zupfte Jakob am Ärmel. –Wir gehen jetzt essen und besprechen alles. Anthony und Paul kamen die Treppe hinauf. –Ihr dürft nicht mit, rief Alistair ihnen zu, aber wir fahren auf eine Nordseeinsel voller Seehunde und essen zwei Tage nur Krabben und Walfisch. Anthony boxte Jakob in die Seite, der mit leicht geöffnetem Mund dastand und nur halb hörte, was die anderen ihm an Bestechungsversuchen, Morddrohungen des Gemeinderates vorhersagten, er senkte die Augen, um Bentham nicht anzustarren, und war glücklich, Alistair legte den Arm um seine Schulter. –Es wird herrlich, sagte Alistair.
    Als er nach Hause kam, hatte Isabelle Nudelauflauf vorbereitet; das Telefon klingelte, und sie bat ihn, zwei Eier darüber zu schlagen, doch er vergaß, daß man sie vorher verquirlen mußte, und er lachte, als er eine Viertelstunde später über den Nudeln zwei Spiegeleier sah, die gerade verbrannten. Isabelle lächelte auch, sie war aber verärgert, und ihre Stimme war kalt und so unerbittlich, daß er erschrak. Nur ein kleiner Ausbruch, dachte er, trotzdem empfand er Abneigung und Angst. Nach dem Essen machten sie einen kurzen Spaziergang, sie nahm seine Hand und erzählte, daß Peter und Andras nächste Woche mit dem Büro umziehen würden. –Willst du nach Berlin fahren? fragte Jakob, doch sie schüttelte abweisend den Kopf. Als sie zurückkamen, legte er in die Schale auf der Kommode Geld und sah, beschämt, den

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