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Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Titel: Die Habenichtse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hacker
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Sonne schien hell ins Zimmer. Es war ein Unterhemd von Jakob, das sie trug, sie streifte es ab, als wäre es eine Berührung, dann duschte sie und zog sich an.
    Mit der Kaffeetasse trat sie im Erdgeschoß wieder ans Fenster und schob es hoch. Zwei Männer standen vor dem Fahrzeug, es war ein kleiner Bagger, sie lachten, ihre braungebrannten Oberkörper berührten sich, sie beugten sich über die Grube zu ihren Füßen und lachten. Der eine sprang in die Grube, in der er bis zum Oberkörper verschwand, reckte sich, hob den Spaten. Der andere rief etwas, gestikulierte, hielt die Fäuste über dem Kopf, eine über der anderen, und drehte sie gegenläufig, eine brutale, vulgäre Bewegung, und der andere klopfte sich auf die Schenkel vor Vergnügen, machte sich ein Vergnügen daraus, mit den Händen auf seinen nackten Oberkörper zu schlagen, und da sie die Betonmischmaschine ausgestellt, ihr monotones Kreiseln unterbrochen hatten, hörte Isabelle das Klatschen so deutlich, als sei es neben ihrem Ohr. Sie trank in großen Schlucken den Kaffee, drehte sich um und sah auf ihrem Tisch die Grundrisse des Büros liegen, auf der Kommode den Schlüssel, Hannas Schlüssel, der nicht mehr passen würde, wenn sie nach Berlin zurückkäme. Die Bücher und Unterlagen wurden schon zusammengepackt, die Regale abgeschlagen, –muß ich jetzt deine Schreibtischschublade ausräumen, oder wie stellst du dir das vor? hatte Andras gefragt, aufgebracht, enttäuscht, daß sie nicht einmal zum Umzug nach Berlin kam, –für ein paar Tage, du hast dir nicht einmal das neue Büro angeguckt! Den Mietvertrag, der ihr von Peter zugefaxt worden war, hatte sie unterschrieben, ihrem Anteil entsprechend, ein Drittel Mietvertrag, ein Drittel Kaution, ein Drittel Auslagen, –du könntest mir eine Vollmacht geben, hatte Andras vorgeschlagen, aber Isabelle zog es vor, selber zu unterschreiben. Und schließlich war da Hans, der sich um die Wartburgstraße kümmerte, der den Mietvertrag durchgesehen hatte, auf alles aufpaßte, –der getreue Hans, wie Alistair mit seinem starken Akzent sagte. In ihrer Schublade hatte Andras die alten Fotos gefunden, Alexas Fotos, –ich habe sie in einen Umschlag und zwischen irgendwelche Bücher gepackt. –Alexas Fotos, sagst du? –Wer soll sie denn sonst gemacht haben, hatte Isabelle ungeduldig erwidert. Die Schlüssel. Fotos. Sie würde ihn nicht bitten, ihr die Fotos nach London zu schicken. Tastete ins Leere. Jakob im Büro. Ihr Körper, der immer noch nach Schweiß roch, obwohl sie geduscht hatte, Nachtschweiß, Angstschweiß. Entschlossen griff sie sich den Schlüsselbund und ging hinaus auf die Straße. Jetzt war da Jim, stand vor den beiden Bauarbeitern, die zu ihm aufsahen, als erteile er ihnen seine Befehle. Der eine, kleinere der Arbeiter sah, wie Isabelle sich näherte, Schritt vor Schritt setzte, und da drehte Jim den Kopf zur Seite, um zu sehen, was hinter seinem Rücken vorging, Isabelle trat in den Schatten einer Platane und wieder heraus, als wären ihre eigenen Bewegungen ein Teil des Spiels von Licht und Schatten auf dem Asphalt, das mit jedem Windstoß neue Muster entstehen, alte vergehen ließ. Inzwischen hatte Jim sich ganz zu ihr gedreht, stand breitbeinig da, sagte grinsend etwas zu den beiden Bauarbeitern, die auflachten; wie in einer vorab gedrehten Szene lief sie weiter, wußte, sie würde ihm gehorchen, sie würde sich umarmen und auf den Mund küssen lassen. Ihr Rock war zu kurz, der Wind fuhr darunter, hob ihn hoch, wieder lachten die Männer, der kleinere bückte sich, den Kopf schief gelegt, schielte unter den Rock, und ihr war, als würden seine Hände sich an ihr zu schaffen machen, rasende Wut stieg in ihr auf, sie trat mit zwei raschen Schritten auf ihn zu, der sie verblüfft anguckte, und gab ihm eine Ohrfeige. Das Geräusch schockierte sie. Und da war Jim, trat blitzschnell hinter sie und umfaßte sie von hinten, der andere bog sich vor Lachen, während ihr Opfer blöde dastand, unentschieden, ob er ebenfalls lachen oder Genugtuung verlangen sollte. –Ok, einen Kuß kriegst du, verkündete Jim, hielt Isabelle so fest, daß sie aufstöhnte, sein rechtes Bein hatte er zwischen ihre Schenkel geschoben. Der Geohrfeigte näherte sich, er grinste zufrieden, die Wut schoß wieder in ihr hoch, sie trat, so fest sie konnte, in seine Richtung, während sie sich an Jim preßte. –Laß nur, winkte der Mann ab, ist ja dein Pferdchen. Jim lockerte seinen Griff, legte seine linke Hand auf ihre

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