Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
leeren Sitz neben sich gelegt. Er war gerade dabei, die Filter der Objektive zu wechseln und Aufnahmen vom Himmel zu machen.
McAuliff und Alison hatten sich kurz zu Charles Whitehall und seinem Freund in die Bar gesellt und etwas mit ihnen getrunken. Der Freund war weiß, reich und ein starker Trinker. Außerdem war er der etwas tumbe Erbe des Vermögens einer alteingesessenen Familie aus dem Südwesten Jamaikas, und Alex fand es widersprüchlich, daß Whitehall soviel Zeit mit ihm verbrachte. Es war ein wenig beunruhigend
zu sehen, mit welcher Begeisterung Whitehall auf die alkoholgeschwängerten, geistlosen und ganz und gar nicht witzigen Bemerkungen seines Freundes reagierte.
Nach dem zweiten Glas hatte Alison ihre Hand auf McAuliffs Arm gelegt. Es war ein Signal gewesen, zu ihren Plätzen zurückzugehen. Sie hatte genug gehabt. Er auch.
Alison.
Während der letzten beiden Tage in London war er so beschäftigt gewesen, daß er nicht so viel Zeit mit ihr hatte verbringen können, wie er eigentlich gewollt, geplant hatte. Er mußte sich um logistische Probleme kümmern, die ihn den ganzen Tag in Anspruch nahmen —Geräte und Ausrüstung kaufen und mieten, Reisepässe überprüfen, feststellen, ob Impfungen erforderlich waren (nein), Bankkonten in Montego, Kingston und Ocho Rios eröffnen und Hunderte von anderen Dingen erledigen, die für eine längere geologische Landvermessung erforderlich waren. Dunstone Limited trat nicht in Erscheinung, war aber hinter den Kulissen eine unschätzbare Hilfe. Die Mitarbeiter der Unternehmens erklärten ihm genau, wo er sich an wen wenden sollte. Das dichte Netz der Bürokratie bei Behörden und in der Wirtschaft wurde plötzlich durchlässig.
Einen Abend hatte er damit verbracht, die Teammitglieder miteinander bekannt zu machen — alle mit Ausnahme von Sam Tucker, der sich ihnen erst in Kingston anschließen würde. Abendessen bei Simpsons. Es war ganz nett gewesen, schließlich waren alle Profis. Jeder bildete sich eine Meinung von den anderen und machte schmeichelhafte Kommentare, wenn er deren Arbeit kannte. Whitehall erhielt die meiste Anerkennung — zu Recht. Er war beinahe eine echte Berühmtheit. Ruth Jensen und Alison schienen sich sehr sympathisch zu finden, was McAuliff eigentlich auch erwartet hatte. Ruths Mann, Peter, kümmerte sich wie ein Vater um Ferguson und lachte gutmütig angesichts des unaufhörlichen Redeschwalls des jungen Mannes. Charles Whitehall besaß die besten Umgangsformen, die man sich vorstellen konnte — etwas zurückhaltend und überaus höflich, mit genau der richtigen Mischung aus intelligentem Witz und nicht empfundener Bescheidenheit.
Aber Alison.
Er hatte die Verabredung zum Mittagessen nach dem Wahnsinn im Owl of Saint George und dem Irrsinn, den er dann auf dem verlassenen Feld am Stadtrand von London erlebt hatte, eingehalten. Seine Gefühle ihr gegenüber waren widersprüchlich gewesen. Er war verärgert darüber, daß sie die zweifelhaften Aktivitäten ihres Exmannes nicht erwähnt hatte. Aber er teilte Hammonds vage geäußerte Vermutung nicht, Alison könnte von Warfield auf ihn angesetzt worden sein. Das ergäbe keinen Sinn. Sie war viel zu unabhängig — genau wie er. Heimlicher Abgesandter von Warfield zu sein bedeutete, diese Unabhängigkeit zu verlieren — wie er nur zu gut wußte. Das könnte Alison nicht ertragen — jedenfalls nicht, ohne es zu zeigen.
Trotzdem versuchte er, sie dazu zu bringen, über ihren Mann zu sprechen. Sie antwortete mit witzig formulierten Stereotypen wie etwa dem, daß man schlafende Hunde nicht wecken solle. Meistens hielt er sich daran. Sie wollte noch nicht mit ihm über David Booth sprechen.
Es war nicht relevant.
»Meine Damen und Herren«, meldete sich eine überaus männlich klingende, selbstbewußte Stimme über den Bordlautsprecher. »Hier spricht Kapitän Thomas. Wir nähern uns jetzt der Nordostküste von Jamaika. In wenigen Minuten werden wir Port Antonio erreichen, wo wir mit dem Landeanflug auf den Palisados Airport von Port Royal beginnen. Bitte begeben Sie sich jetzt zu Ihren Plätzen. Über den Blue Mountains kann es zu leichten Turbulenzen kommen. Voraussichtliche Ankunftszeit ist 8 Uhr 20 Ortszeit. Die Temperatur in Kingston beträgt 26 Grad, Wetter und Sicht sind klar ...«
Als die ruhige, sonore Stimme ihre Durchsage beendet hatte, mußte McAuliff an Hammond denken. Wenn der britische Agent über einen Lautsprecher sprechen würde, würde er in etwa wie Kapitän
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