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Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. H. T. Osenger
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Gewirr von Gassen, Kanälen und Brücken. Irgendwann schoss es Lars durch den Kopf: O Gott, wie finden wir hier denn jemals wieder hinaus?
    Noch während der Polonaise wurde jedem Tänzer ein Glas Wein gereicht. Mike schien schon etwas unsicher auf den Beinen zu werden, denn einmal schrappte er mit seinem Rucksack an einer Hauswand entlang. Darauf löste sich ein Teil der mit Stuckornamenten versehenen Fassade und landete mit Geschepper und Gepolter auf dem Gehsteig. Mike war entsetzt, schlagartig wieder nüchtern und sah sich schuldbewusst um. Auch Hans und Lars erwarteten nun, dass der Hausherr ankam und erbost Schadensersatz fordern würde.
    Nichts dergleichen! Tänzer und Passanten, selbst die Leute, die aus den oberen Fenstern des beschädigten Hauses sahen, begannen schallend zu lachen. Die drei Abenteurer nahmen das mit Verblüffung, aber auch Erleichterung zur Kenntnis. Mike begann wieder von Osten bis Westen zu grinsen.
    Irgendwann löste sich der Tanz auf, Lars griff nach den Armen von Hans und Mike. „Sagt mal, Leute, wie lange feiern wir denn hier mit?“
    Bevor Hans antworten konnte redete Mike drauflos. „Noch ganz lange! Alles klar hier! Alles easy! Ich bleibe erst mal hier, ihr könnt machen, was ihr wollt, ich versuche jetzt mal, mit einer der schönen Signoras zu tanzen, und dann …“
    Lars hörte nicht mehr zu, denn sein Blick war wieder auf die Fläche des Kanals geglitten. Dort tauchte zwischen zwei am Kai vertäuten Booten etwas Rundes und Helles auf und verschwand wieder. Bevor er die anderen darauf aufmerksam machen konnte, war es weg. Verflixt und zugenäht, das war unheimlich, was konnte das sein? Konnte denn das Spiegelbild des Mondes auftauchen und wieder versinken?
    Hans griff nach den Köpfen der Jungen und steckte sie mit seinem zusammen. So leise wie möglich und so laut wie eben nötig sagte er: „Hört mal zu, Leute, die Sache hier ist nicht so, wie sie zu sein scheint. Die Leute sind überfröhlich, die haben zu gute Laune. Und wenn ihr die Kleidung der Menschen und die Fassaden der Häuser mal etwas genauer betrachtet, dann müsste euch auffallen, dass beides die besten Zeiten schon hinter sich hat. Kein Wunder also, dass Mike an eine Hauswand stößt und die sich fast auflöst.“
    Mike störte das nicht. „Ist doch egal! Hauptsache, die Leute hier sind gut drauf. Mir gefällt´s jedenfalls.“
    Hans warf einen ironischen Blick auf seinen jungen Begleiter. „Ich glaube, dass der Alkohol deinen Blick schon reichlich vernebelt hat. Wärest du nüchtern, könntest du bestimmt erkennen, dass diese Halle hier wahrscheinlich bald den Bach `runter geht.“
    Bevor die Jungen fragen konnten, was Hans damit meinte, spielte sich eine Szene ab, die alle drei bis auf die Knochen erschreckte und Mike schlagartig die gute Laune verdarb. Eine neue Polonaise hatte sich gebildet, die aber die Tänzer etwas zu nahe an den Rand des Kanals brachte. Dabei verlor einer der Männer, der offensichtlich volltrunken war, das Gleichgewicht und den Kontakt zu den anderen Tänzern, und somit auch den Halt. Einen Augenblick schwankte er, dann fiel er in den Kanal. Sofort brandete Gelächter auf. Natürlich erwarteten die drei Abenteurer, dass man dem Betrunkenen trotz der allgemeinen Erheiterung zu Hilfe eilen würde, aber nichts dergleichen geschah. Der Betrunkene ruderte wie wild mit den Armen und fand offensichtlich nicht den geringsten Genuss an seinem unfreiwilligen Bad. Er strebte mit schwerfälligen Schwimmbewegungen einer steinernen Treppe zu, die aus dem Wasser an Land führte. Doch bevor er diese erreichen konnte bekam der Schwimmer Gesellschaft. Einige runde und bleiche, scheinbar vollkommen haarlose Köpfe tauchten aus der Schwärze des Wassers auf, bleiche, verquollene Hände griffen nach dem Betrunkenen, der zu brüllen und zu schreien begann und zogen ihn nach unten. Der Mann verschwand, das Wasser war noch eine Weile aufgewühlt, ein paar Luftblasen stiegen nach oben, dann war es wieder so ruhig wie zuvor.
    Lars, Mike und Hans sahen sich ungläubig an, dann starrten sie voller Entsetzen abwechselnd auf die jetzt wieder ruhige, schwarze Wasseroberfläche, wo der Mann verschwunden war, und auf die Schar der Feiernden. Die lachten weiter, aber das Gelächter klang nun hysterisch und irgendwie hässlich. Hans fragte einen neben ihm vorbei tanzenden Mann, der eine Glatze hatte, die mit einer rot-weißen Spirale bemalt war: „Was war das da im Wasser? Was sind das für grässliche

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