Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)
schlagen.«
Hartwich grinste frech. »Für den haben wir noch nie gearbeitet.«
Ludolf war inzwischen vom Pferd gestiegen und durchsuchte das Farnkraut, das die Männer bei ihrer Flucht durchquert hatten. Schon nach kurzer Zeit fand er zwei Äxte, deren Klingen noch feucht vom frischen Holz waren.
»Die habt ihr doch sicherlich verloren?«, fragte Ludolf und hielt sie den beiden Holzfällern unter die Nase.
»Die gehören uns nicht. Ich sagte doch schon, dass wir nur zum Spaß hier rumlaufen.« Mit einem geringschätzigen Blick schaute er in die Runde. »Ihr solltet besser zuhören.«
Plötzlich erklang wieder ein Pfiff. Sofort gab Ludolf den Wachen ein Zeichen und befahl Ruhe. Die Soldaten sprangen von den Pferden und hielten den erwischten Holzdieben ihre Messer an die Kehle. Wehe, sie würden nur einen Mucks von sich geben.
Vorsichtig schlich Ludolf durchs Unterholz zum Schlagplatz. Dort stand ein Mann mit einem Zugpferd und schaute sich um. Er suchte nach seinen Kollegen und pfiff in kurzen Abständen immer wieder nach ihnen.
Ludolf gab den zwei anderen Reitern ein Zeichen. Auf der Stelle preschten sie los. Noch ehe der übrig gebliebene Holzfäller wusste, was mit ihm geschah, war er schon gefangen genommen. Die Wachen brachten ihn gebunden herbei. Der Mann wehrte sich keinen Augenblick, wie ein gefügiges Schaf ließ er sich führen. Beschämt schaute er zu Boden und traute sich nicht, Ludolf anzuschauen.
»Was wollt ihr hier?«, fragte der Möllenbecker.
Der Mann stotterte unverständliches Zeug. Er bebte am ganzen Körper. Fast sackte er in sich zusammen, nur die Wachen konnten ihn gerade noch festhalten.
»Habt ihr mit Hartwich illegal Holz geschlagen?«
Der Mann nickte schließlich – den Blick stur zur Erde gerichtet. Mit zitternder Stimme erklärte er: »Irgendwann musste es ja herauskommen. Is schon viel zu lange gut gegangen.«
»Gebt ihr also zu, dass ihr von Hartwich angestiftet worden seid, Holz zu stehlen?«, wollte Ludolf wissen.
»Ja. Er besorgt die Aufträge und sagt, wohin es geht.«
»Für wen habt ihr heute Bäume gefällt?«
Der Holzfäller schüttelte müde den Kopf. »Das weiß ich nicht. Hartwich verrät uns das nie.«
»Wer half noch beim Diebstahl?«
»Alle Leute kennt nur Hartwich. Wir haben die Stämme an bestimmte Stellen geschleppt, und von anderen wurden sie dann auf der Weser oder mit ’nem Wagen weggebracht.«
»Na schön.«
Der Mann wurde zu den anderen mitgenommen. Der Bürgermeister wartete dort schon ungeduldig. Ludolf erzählte kurz, dass der Mann alles zugegeben hatte und Hartwich als den Drahtzieher der Holzdiebstähle bezeichnet hatte.
Hartwich war während des Berichts immer wütender geworden und fluchte leise vor sich hin. Sein Blick, den er auf den dritten Holzfäller warf, war eindeutig. Sollten sich die Gefangenen das nächste Mal ohne Fesseln wiedersehen, würde jemand für seinen Verrat büßen müssen. Das bedeutete getrennte Verliese für die Holzdiebe – so blieben sie wenigstens bis zu dem Tag am Leben, an dem das Gericht zusammenkommen würde.
Der geständige Holzfäller wandte sich kniefällig an den Bürgermeister. »Bitte, hoher Herr, bitte seid gnädig. Ich hab schändlich gehandelt. Das weiß ich. Ich konnt schon nicht mehr ruhig schlafen. Ein voller Geldbeutel ist kein gutes Ruhekissen. Bitte verschont mein Leben.«
Der Bürgermeister war sichtlich zufrieden, endlich waren die Holzdiebe gefasst. »Ich weiß nicht, was das Gericht entscheiden wird. Aber deine Reue und deinen guten Willen werde ich gebührend erwähnen, sodass sie beim Strafmaß Beachtung finden.«
»Herzlichen Dank, gnädiger Herr. Möge der Gott im Himmel euch euren Großmut vergelten.«
Befriedigt klopfte sich Jaspar Prutze auf die Brust. Nur seinem schnellen und konsequenten Handeln war es zu verdanken, dass die Verbrecher auf frischer Tat ertappt worden waren. Trotz der Probleme in Rinteln hatte er die richtige Entscheidung getroffen. Damit konnte er heute Abend noch zur Gräfin Mathilde gehen und ihr einen genauen Bericht geben. Ihr Lob war ihm sicher. Dass der Mindener Domdekan und diese jungen Leute aus Möllenbeck ihm erst den Hinweis gegeben hatten, würde er lieber nicht erwähnen.
Ludolf ging noch einmal zu Hartwich hinüber. »Kennt ihr Kunibert?«
Der Holzfäller spuckte verächtlich aus. »Wen?«
»Ihr habt mich schon verstanden. Kunibert Nachtigal.«
Hartwich zog ein gelangweiltes Gesicht und blickte in die Baumwipfel, als ginge ihn die
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