Die Heimkehr des Prinzen
verborgen war.
Conlan hob die Hand, und Justice verkniff sich, was immer er gerade hitzig hatte antworten wollen. Dieser Krieger war genauso schlimm wie Christophe. Justice war von einer inneren Wut solchen AusmaÃes getrieben, dass sich wohl bald jemand finden würde, der ihn da runterholte. Je früher, desto besser. Ven hoffte nur, dass er sich das mit ansehen konnte.
Vielleicht würde er es sogar selbst übernehmen. Vielleicht würde er sich mit Christophe und Justice gleichzeitig anlegen, nur um ein wenig Dampf abzulassen.
»Mir gefällt das auch nicht«, sagte Conlan mit ruhiger Stimme. »Ven ist mein Bruder, und aus unerfindlichen Gründen hat meine zukünftige Königin anscheinend eine gewisse schwesterliche Liebe für ihn entwickelt.«
Denal lachte. »Sie hat ein so freundliches Gemüt, dass sie alle Welt liebt. Sie liebt sogar Christophe.«
Christophe knurrte den jüngeren Krieger mit scheinbarer Entrüstung an und wollte Denal eine Kopfnuss verabreichen, doch der duckte sich grinsend weg.
Conlans Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, doch seine Miene blieb ernst. »Was auch immer der Grund dafür ist, Riley wäre es natürlich lieber, wenn Ven hier in Atlantis bliebe und in der Nähe wäre, während sie ⦠diese schwierige Zeit durchlebt. Aber sie ist im Herzen eine Kriegerin und weiÃ, dass wir unsere Mission erfüllen und für den Schutz der Menschheit sorgen müssen. Nichts Geringeres als das ist unsere Aufgabe. Wir sind die Krieger Poseidons.«
Ein Flirren eisiger Kälte machte sich im Raum bemerkbar, und die meisten der um den Tisch versammelten Krieger traten unwillkürlich einen Schritt zurück. Da er schon fast dreihundert Jahre sein Amt als Hohepriester Poseidons ausübte, war ihnen allen Alarics Art hinzuzutreten wohl bekannt. Er trug die Macht Poseidons in sich, selbst wenn er formlos war wie Luft und unsichtbar wie der Atem. Brennan, der an den Sessel neben Conlan gelehnt gestanden hatte, verneigte sich leicht und zog sich an seinen eigenen Platz zurück.
Alaric nahm von einer Sekunde zur andern seine feste Gestalt an â gerade war er noch ein eisiger Hauch, der Ven kalt den Rücken hinuntergejagt war und ihn an seine Sterblichkeit erinnert hatte, und nun stand Alaric schon unter ihnen, die Faust um die smaragdverzierten Griffe seiner Dolche geballt. Wie immer war er ganz in Schwarz gekleidet und glich einem atlantischen Todesengel.
Der Hohepriester lieà seinen Blick durch den ganzen Raum schweifen, als wolle er in Sekundenschnelle die Charakterstärke eines jeden Mannes darin abschätzen. Zuletzt â und am längsten â fiel sein Blick auf Ven. »Deine Hexe ist eine Melodine«, gab er von sich, bevor er sich würdevoll auf seinem Sitz niederlieÃ.
So war er nun mal â das fleischgewordene Symbol der Macht Poseidons, wie die Tradition berichtet, dachte sich Ven mit grimmiger Belustigung.
Selbst wenn er mir das lebendige Herz aus der Brust reiÃen wollte, würde er das mit Würde tun.
Eine Sekunde lang durchzuckte und erschreckte ihn die Erinnerung an den Tod des Meistervampirs Lord Barrabas, der eben diesen Tod durch das delikate Händchen Anubisas erlitten hatte, aber er verdrängte den Gedanken schnell wieder.
Jäh drangen ihm die Worte Alarics ins Bewusstsein und rissen ihn aus seinen Gedanken. »Was? Ich dachte, Melodinen seien nur ein alter Mythos. AuÃerdem, was immer sie ist, sie ist sie keineswegs meine Hexe.«
»Ein alter Mythos? Etwa wie die aknashaâan? « fragte Alaric trocken.
»Hey, Tempelratte, sag bloÃ, du machst Scherze!« Ven hob die Augenbrauen, denn der staubtrockene Humor Alarics hatte sich nicht mehr bemerkbar gemacht, seit er Rileys Schwester Quinn kennengelernt hatte.
»Ich finde es durchaus nicht lustig, dass diese ganzen uralten Mythen plötzlich lebendig werden und aus den Schriftrollen herausspazieren«, erwiderte Alaric, und das warnende Aufglühen seiner smaragdgrünen Augen war ein Zeichen seiner Irritation. »Erst tauchen Riley und Quinn auf, beide aknashaâan und emotionale Empathinnen wie sie im Buche stehen und seit Jahrtausenden in der Zeit verloren schienen, und nun beschreibt Ven eine menschliche Hexe, in der die sonore Energie einer Melodine erklingt. Man fragt sich langsam, was wohl als Nächstes kommt.«
»Ich tippe auf die Zahnfee«, knurrte Ven. »Wahrscheinlich
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