Die Heimkehr des Prinzen
hören.
2, 1, 0.
Der gleiÃende Blitz der Explosion brannte sich fast in seine Retina ein, und er spürte, wie der Boden vibrierte und die Wände zitterten wie bei einem Erdbeben. Ven rieb sich die Augen und starrte den Schild an, der immer noch die Hitze und das grelle Licht glühend umschloss, und der irgendwie â unerklärlicherweise â die Explosion eingedämmt hatte.
Mit offenem Mund sah er zu, wie Schrapnellteile innen gegen Erins magischen Schutzschild flogen und harmlos scheppernd zu Boden gingen. Er riss seinen Blick von diesem Anblick los und starrte Erin an, die am ganzen Leib zitterte, die Arme immer noch ausgestreckt, und deren blasses Gesicht grau und erschöpft aussah. Als er sie berührte, lieà sie die Arme sinken.
»Das war ein wenig schwerer, als ich es mir vorgestellt hatte«, flüsterte sie noch, bevor sie in seinen Armen zusammenbrach. Er hob sie in seine Arme, wobei sie alle beide zitterten und er auf Atlantisch vor sich hin fluchte.
»Was zum Teufel war das?«, fragte Alexios und kauerte sich nieder, um auf das Wrack der Bombe und das groÃe Loch in Vens Boden zu starren.
»Ich wusste nicht, dass Hexen so etwas können«, wunderte sich Denal mit weit aufgerissenen Augen.
»Sie ist mächtiger als jede andere Hexe, mit der ich bis jetzt zu tun hatte«, überlegte Justice laut. Dann sah er Ven und Erin an. »Und Caligula hat ihre Schwester konvertiert. Damit haben wir also auch eine mächtige Hexe, die in einen Vampir verwandelt wurde auf der Seite des Bösen. Das kann ja heiter werden.«
Als Erin zu sich kam, saà sie angeschnallt auf dem Beifahrersitz eines rasenden Autos. Schlimme Kopfschmerzen plagten sie. Magie auszuüben hatte immer seinen Preis, und ganz besonders, weil sie die letzten drei Sekunden lang die Kontrolle verloren und die Wildlingsmagie zu Hilfe gerufen hatte. Sie verschob diese Erinnerung in einen kleinen, abgeschlossenen Bereich ihres Hirns und beschloss, sich ein andermal darüber Gedanken zu machen. Sie lebte. Ven lebte. Für alles andere war später noch Zeit.
Aber der physische Preis war trotzdem zu zahlen. Magie lieà sich nicht auf Vorschuss produzieren. Keine Schecks, kein Kredit. Nur Bares, auf die Hand. Nun zeig mal schön deine Synapsen her, junge Dame. Magie hatte auf sie die Wirkung eines teuflischen Marktschreiers, der harmlose Hexen zu Dingen verführte, die sie eigentlich nicht tun wollten. Spielen Sie mit und gewinnen Sie. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ihr Einsatz zahlt sich aus, meine Dame!
Aber Gewinn und Verlust mussten sich ausgleichen. Im Universum der Kräfte war die Endbilanz immer gleich null. Sie zweifelte keinen Moment daran, dass ein Migräneanfall unterhalb ihrer Hirnschale lauerte und nur darauf wartete, dass sie den Kopf einen Zentimeter bewegte. Sie riskierte es trotzdem und wandte den Kopf in Richtung des Fahrersitzes, nur um zu sehen, wer hier wie eine gesengte Furie raste.
»Ven«, flüsterte sie. »Haben wir es geschafft?«
Ven biss die Zähne zusammen. »Ja. Wir haben es geschafft. Aber du hast verdammt noch mal dein Leben dabei aufs Spiel gesetzt.«
Sie erschrak über die mühsam unterdrückte Heftigkeit in seiner Stimme, und die Nadeln in ihrem Kopf fingen an, eine wilde Polka zu tanzen. »Fluchen ist das letzte Mittel der Ungebildeten«, sagte sie schlieÃlich.
Er bellte einen Lacher hinaus. »Ist das alles, was dir dazu einfällt? Da riskierst du dein Leben, um einen magischen Schild um eine Bombe zu legen â und dann nörgelst du an mir herum, weil ich fluche?«
Nun, so ganz unrecht hatte er nicht. Sie sah aus dem Fenster auf die Interstate, die an ihnen vorbeiflog. Sonntagmorgen war wohl die einzige Zeit, in der es möglich war, auf der I-5 zu rasen. »Warum fahren wir nach Norden?«, fragte sie ihn.
»Ein böser, hässlicher Onkel hat herausgefunden, wo wir sind. Wir mussten unbedingt raus, bevor es ihm einfällt, eine verdammte ⦠eine Atombombe auf uns zu schmeiÃen. Ich wollte dich nach Atlantis mitnehmen, aber das Portal ist manchmal ⦠schwierig. Wir fahren jetzt erst mal zu einem anderen sicheren Haus, damit du dich erholen kannst, bevor wir den Versuch wagen.«
Sie musste darüber lächeln, dass er versuchte, in solch einer Situation sein Fluchen zu unterdrücken. Aber dass er es ihretwegen tat, lieà sie wieder vorsichtig werden. »Es tut mir
Weitere Kostenlose Bücher