Die Heimkehr des Prinzen
ist es euch gelungen, dieser Katastrophe zu entkommen?«, brüllte er so laut, dass sich Brocken von Eis und Dreck von den Wänden lösten.
»Ich, äh, ich habe mich zurückgezogen, als ich spürte, wie sich die Elektrizität aufbaut, Herr. Ich musste früher einmal mit ansehen, wie ein Vampir in einem Gewitter vom Blitz erschlagen wurde, und ich hatte â¦Â«
»Du hattest Angst«, kreischte Caligula. »Du hattest vor dem atlantischen Blitz tatsächlich mehr Angst als vor mir?« Er stürzte sich auf den furchtsam geduckten Vampir. »Du bist wahrlich ein Narr.«
Mit einem Hieb seiner Krallen riss er ihm unvermittelt den Kopf von den Schultern und trampelte schrill kreischend darauf herum, bis nichts als eine formlose Masse rauchenden Schleims unter seinen Stiefeln quietschte.
Nachdem er noch eine Weile getobt hatte, nahm er seine Wut wieder an die Kandare und wischte erst einen, dann den anderen Stiefel säuberlich an dem gebeugten Rücken eines der Vampire ab, die noch immer ängstlich und zitternd am Boden kauerten.
Dann atmete er tief durch und versuchte, sich zu sammeln. Wenn er Drakos verloren hatte und ihm nur noch solche Schwachköpfe wie diese hier blieben, dann musste er sich eine Weile zurückziehen und neu organisieren, bevor er seine Pläne weiter vorantreiben konnte. Sollte ihm aus diesem Grund Erin Connors zunächst durch die Lappen gehen, dann musste eben ihre Schwester dafür bezahlen, und zwar mit grausameren Qualen, als er sie ihr bis jetzt bereitet hatte. Er wollte sie beide haben â seit einiger Zeit war er von dieser Idee geradezu besessen â, und das würde er sich von niemandem nehmen lassen.
Doch zumindest hatte er begonnen, die Bemühungen zur zivilisierten Eingliederung zu zerschlagen, die die Menschen den Vampiren oktroyiert hatten. Er und die Seinen waren dazu geschaffen, die Nacht zu beherrschen, und nicht, irgendwelchen lächerlichen Gesetzen menschlicher Schafe zu gehorchen. Sein Blick glitt über die nutzlosen Kreaturen seines Blutsrudels.
Nun gut, korrigierte er sich. Zumindest einige seiner Art waren dazu geschaffen, die Nacht zu beherrschen. Andere waren einfach nur Kanonenfutter. Doch die mächtigsten Generäle und Kaiser der Welt hatten früh gelernt, ihre Untertanen einzuschätzen, oder sie waren denen zum Opfer gefallen, denen sie einst vertraut hatten.
Eine leichte Bewegung der Luft kündigte die Ankunft eines weiteren Vampirs an, eines Vampirs, der ihm in seinem Denkmuster ähnlich war, obwohl dieses nun fast bis zur Unkenntlichkeit verzerrt war vom schneidenden Schmerz des Todeskampfs. Eine schwarze Gestalt plumpste auf den Boden vor ihm herab; sie schlug hart auf und wurde noch einmal hochgeschleudert, bevor sie reglos liegen blieb. Der üble Gestank von Blut und geplatzten Gedärmen breitete sich in der Luft aus.
Mit einem Fuà rollte Caligula vorsichtig das blutige Bündel herum und starrte in das verbrannte und zerschlagene Gesicht seines einzigen Generals.
Drakos öffnete mühsam die Augen, wobei sein ganzer Körper unter dem Schmerz zusammenzuckte. »Ich bin hier, Herr, um Euch zu berichten. Und ich weiÃ, wie wir die Hexe fangen können. Sie ist gerade auf dem Weg zu uns.« Seine Stimme brach ab, und er hustete und stöhnte, dem wahren Tod so nahe wie nie.
Caligula grinste, führte eines seiner Handgelenke an den Mund und riss sich die Adern mit den Zähnen auf. Dann kniete er sich nieder und hielt sein Handgelenk an Drakosâ Mund; dabei lächelte er das Lächeln, das einst ganz Rom hatte erzittern lassen.
»Trink, Drakos. Trink und erzähle mir alles.«
Als Drakos sich an seinem Handgelenk festsaugte und zu trinken begann, fing das schreckliche Läuten wieder an und donnerte durch die ganze Höhle. Sein Blutsrudel verzog sich kreischend und mit den Klauen über den Ohren. Caligula fletschte die Zähne und bellte eine Herausforderung an die Erde selbst: »Was immer du bist, du läutest mir nur den Beginn meiner Herrschaft ein!«, schrie er hinaus in die Dunkelheit. »Ich bin Caligula, und ich werde die Welt beherrschen!«
Der Lärm wurde immer lauter, bis endlich auch er gezwungen war, sein Handgelenk von Drakos zurückzuziehen um seine Ohren zu schützen. Und dennoch konnte er über das schreckliche Dröhnen hinaus und obwohl er sich die Ohren zuhielt, hoch über sich Deirdres Lachen hören.
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Im
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