Die Heimkehr des Prinzen
wie kann ich dann zu diesem Edelstein singen, der so mächtig ist, dass er mich durch Tonnen von Fels und Gestein hindurch rufen kann? Ich bin einfach nicht gut genug, Ven. Was ist, wenn ich es versuche und versage und Rileys Baby stirbt?«
Sein Herz verkrampfte sich bei dem Gedanken an diese Gefahr und auch weil er den Schmerz in Erins Stimme hörte. »Wir werden nicht versagen. Ich bin bei dir, und ich gebe dir Kraft.«
Er erinnerte sich an das Wort, das sie verwendet hatte. »Zusammen sind wir ein Mordsding.«
Ein winziges Lachen entschlüpfte ihren Lippen, und sie sah mit tränennassen Augen zu ihm hoch und berührte sein Gesicht. »Danke. Ich musste einfach von diesem Selbstmitleid-Trip herunterkommen, damit ich mich wieder auf die Arbeit konzentrieren kann.«
Er nickte und drückte ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen. »Kaffee?«
»Gerne. Ich hoffe, du hast genügend mitgebracht.«
Ven, der Kaffeekanne und Pulver in die Hand nahm, sah zu ihr hinüber. Sie hatte die Ãrmel hochgerollt und sich einen neuen Edelstein ausgesucht. »Sing zu mir, du verdammtes Miststück«, murmelte sie. Darüber musste er lachen.
Wenn es jemanden gab, der einem magischen Edelstein den Marsch blasen konnte, dann war es Erin.
Stunden später saà Erin halb vom Schlafsack zugedeckt und umhüllt von Vens würzigem Duft da. Sie sah, wie er in der winzigen Hütte auf und ab tigerte und bemerkte: »Es ist nicht leicht für dich, untätig zu bleiben, nicht wahr?«
»Nein. Ich glaube, ich lasse mich lieber erstechen, als hier herumzusitzen und zu warten.«
Sie schlang die Arme um ihre angezogenen Knie und seufzte. »Tut mir leid, dass ich alles so aufhalte. Wirklich. Aber ich brauchte einfach etwas Ruhe. Meine Magie war vollkommen erschöpft. AuÃerdem muss ich die Schriftrolle studieren und das Buch der Fee, das Gennae mir gegeben hat. Ich muss herausfinden, ob ich mich irgendwie darauf vorbereiten kann oder muss, einen so mächtigen Edelstein wie das Nereidenherz zu finden und damit umzugehen. Ich fürchte, dass es mich richtiggehend umhaut, wenn ich nicht weiÃ, was ich tun muss, und dann hast du nicht nur eine Horde angreifender Vampire am Hals, sondern auch noch eine bewusstlose Hexe.«
Er ging zu ihr hinüber und streichelte ihr Haar. »Ich wollte dich doch nicht kritisieren, bitte denk nicht so etwas. Du bist weit mutiger, als wir es überhaupt von dir erwarten dürfen.« Er ballte die Hände an seinen Seiten zu Fäusten, und obwohl er seine Finger zwang, sich wieder zu öffnen, erkannte sie doch, wie viel unterdrückte Wut in dieser Geste lag. »Wenn es doch nur einen Weg gäbe, wie ich den Edelstein ohne dich â¦Â«
»Das kannst du nicht. Vergiss es. Marie hat gesagt, das Nereidenherz würde jeden zerstören, der es berührt, auÃer einer Melodine. Aber du hörst es doch auch, nicht wahr? Oder bin ich schon völlig übergeschnappt?«
Er nickte. »Schon, aber ich höre es nur ganz schwach. Eher wie eine Art Widerhall, ein Vibrieren unter meinen FüÃen, um genau zu sein.«
»Wahrscheinlich muss man Melodine sein. Ich bin dafür gemacht, deshalb höre ich es so laut, dass es mich fast vom Hocker haut, sobald es wieder losgeht. Hast du übrigens bemerkt, dass es jetzt öfter kommt? Meist schon nach einer Dreiviertelstunde.«
»Als würde es deine Nähe spüren und wollte deine Aufmerksamkeit auf sich lenken?«
Sie zwang sich ein Lächeln ab. »Na ja, überhören kann ich es auf jeden Fall nicht. Keine Angst.«
Er fing wieder an, auf und ab zu gehen, daher überlegte sie, womit sie ihn ablenken könnte, bevor ihm hier die Decke auf den Kopf fiel. Das leichte Wundheitsgefühl zwischen ihren Beinen brachte sie auf eine Idee, aber die verwarf sie gleich wieder, denn eigentlich wollte sie sich ja mit dem Mann unterhalten und sich nicht wie ein sexbesessenes Flittchen benehmen. Darüber musste sie selbst lachen. Sie würde gerne mal die Hexe aus ihrer Zunft sehen, die weniger zum Flittchen taugte als sie, sexbesessen hin oder her. Sie könnten ja einen Club gründen: Mitgliedschaft nur für Sauertöpfe und Dickschädel.
»Was grinst du denn so vor dich hin? Lass mal hören, was dich so amüsiert«. Ven hatte aufgehört, hin und her zu tigern, und lehnte nun mit verschränkten Armen an der Wand neben der Tür.
»Ach,
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