Die heimliche Lust
Modell von Beziehung einzutauschen und für immer bei einem Mann zu bleiben?
CC: Falls ich überhaupt darüber nachgedacht habe, was ich gar nicht glaube, dann dachte ich wohl, daß die Ehe einfach toll sein würde. Verstehen Sie, die Ehe war nicht dasselbe wie das Leben, das ich führte. Sie würde anders sein. Anders im positiven Sinn; ganz oben auf der Skala guter Dinge. Deshalb galten dafür nicht die gleichen Kriterien.
DH: Als die sexuelle Freibeuterin, die Sie waren, haben Sie also praktisch die ganze Zeit eine völlig traditionelle Ehe geplant. Eine ruhige, liebevolle, sexuell exklusive Ehe, genau wie Ihre Eltern sie führten.
CC: Ja. Ich dachte, daß ich es eigentlich nicht so plante, weil ich so hart daran arbeitete, vor der Ehe etwas anderes zu erleben. Und ich erlebte tatsächlich etwas anderes vor der Ehe als meine Eltern.
DH: Aber es hat Sie nicht glücklich gemacht?
CC: Nein, doch, das hat es schon. Es war bloß... an der Zeit, zu heiraten.
DH: Warum, denken Sie, wollten Sie kein anderes Arrangement nach der Eheschließung für sich treffen — verstehen Sie, die Institution neu erfinden, um das einzuschließen, worauf Sie vor der Ehe so entschieden bestanden haben — Ihre Sexualität, Ihre »Verworfenheit«?
CC: Weil ich nicht dachte, daß das nötig sei. Schauen Sie, ich wußte, daß es in gewisser Weise Quatsch war und daß ich mich auf etwas Unrealistisches einließ, aber ich wollte es glauben. Wovon ich wirklich etwas verstand, waren Affären mit Männern — aber ich konnte es nicht erwarten, sie durch die Ehe zu ersetzen, weil diese die fabelhafteste Beziehung überhaupt versprach. Die Ehe wurde uns als diese Wundertüte vorgegaukelt, die wir eines Tages bekommen würden und die all das enthalten würde, was wir benötigten. Sie ist bereits wunderbar, klar? Warum sollte also irgend jemand daran herumpfuschen wollen? Sie steht bereits fest. Ich habe nur die Erwartung, daß sich ihre Wunder auch für mich ereignen.
DH: Erzählen Sie mir über ihre Wunder. Was sie für Sie bedeuteten.
CC: Nun ja, Sie wissen schon. Vollkommene Liebe. Für mich bedeutete es jemanden, der mich verstehen würde. Wir würden einander sehr nahe sein. Wirklich gute Freunde. Wir würden miteinander reden und lachen und schlafen, und das würde alles aus einem Guß sein. Die Ehe würde uns völlig natürlich und unvermeidlich erscheinen. Der Haken ist bloß, es wird so schwierig, diese Vorstellung von wirklich enger Freundschaft und ausschließlichem, absolut vertrautem Sex aufrechtzuerhalten, wenn man tatsächlich heiratet.
DH: Warum? Wie kommt das?
CC: Also zunächst einmal bekam ich, was ich wollte. Mein Mann war treu und ist es noch. Ich dagegen bin fast von Anfang an die Wände hochgegangen. Nach einem Jahr Ehe dachte ich: Irgendwas stimmt da nicht. Der Sex ist so... fad. Wir lachen nicht viel. Wir sind nicht die engsten Freunde. Wo habe ich was falsch gemacht? Und ich erinnere mich, daß ich dachte, okay, ich werde es einfach durchziehen. Ich sagte mir... so wie man sich bettet... ( sie lacht )... ich bin selber schuld.
DH: Warum ist es Ihre Schuld?
CC: Weil ich so naiv war. Sogar in sexueller Hinsicht — was ich weiß Gott nicht hätte sein dürfen. Anfangs dachte ich, nun ja, nachdem ich gut im Bett bin, wird es mit jedem im Bett gut sein, mit dem ich es will, weil ich selbst dafür sorgen kann. Ich brauche im Grunde keinen Mann, der gut im Bett ist, weil ich gut bin. Ich habe fast immer einen Orgasmus, deshalb wird alles gutgehen...
DH: Was taten Sie?
CC: Ich tat, was alle meine Freundinnen tun. Ich dachte, ich bin gut, und ich werde es ihm beibringen. Aber wenn jemand Sex einfach unwichtig ist, dann kann man ihm das auch nicht beibringen. So ist es mit Martin, jedenfalls mit Martin und mir. Er sieht unglaublich sexy aus — perfekt, im Grunde, dieser ideale Körper und die wunderschöne Haut — , und er wirkt wie ein richtiger Mann und sieht wie einer aus. Er schien genau richtig für die Rolle. Aber er macht sich im Grunde nicht viel aus Sex, glaube ich. Er hat eine Menge puritanischer Hemmungen diesbezüglich und Ängste und Erwartungen. Anfangs bestand er darauf, daß wir jeden Abend miteinander schlafen, als wär’s ein Test, ein Test seiner Männlichkeit. »Das gehört sich so für Eheleute«, dachte er wohl. Es spielte keine Rolle, ob er Lust hatte, ob ich Lust hatte, es war ein Test der Ehe. Und ich habe nie das Gefühl, daß es irgend etwas mit Lust zu tun hat.
DH: Eher ein Ventil für
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