Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
unruhige, blutige Träume, in denen die Feuer der Hölle an ihr leckten und sich fauliger, übel riechender Qualm um sie herum bauschte, der sie fast zum Würgen brachte. Sie hatte sich schon zigmal in diesem Szenario befunden, doch das Böse flößte ihr jedes Mal von Neuem blankes Entsetzen ein.
Schuppige Dämonen in allen Farben krochen in der felsigen Höhle herum. Schreie, schreckliche Schreie, hallten von den blutgetränkten Wänden wider. Niemand schien sie wahrzunehmen, denn alle waren sie viel zu sehr damit beschäftigt, zwischen den überall angeketteten Seelen hin und her zu flitzen.
Ihr Blick landete auf einer dieser menschlichen Seelen, deren Antlitz sie plötzlich deutlich vor sich sah. Ihre Kinnlade klappte herunter. Wie auch immer es möglich war – sie starrte auf den von ihr getöteten Jäger. Wie war das … wie konnte … nein, nicht möglich. Nur ein Traum, rief sie sich in Erinnerung.
„Sag mir, was du über das Auge weißt“, säuselte ein Dämon, der an seiner Seite hockte.
Der Jäger zitterte, blieb aber stumm.
Lachend begann der Dämon seine Klauen in die Haut des Jägers zu hauen und sie ihm streifenweise abzuziehen. Der Jäger schrie und schrie, aber der Dämon lachte nur noch lauter, bis ihre, Danikas Schreie, sich in die des Jägers mischten.
„Ich bin hier, mein Engel, ich bin hier.“
Reyes’ Stimme drang wie aus weiter Ferne zu ihr und riss sie schließlich aus ihrem Traum. Sie war schweißgebadet und bekam kaum Luft. Reyes hielt sie fest, und sie presste sich an ihn, bis sie langsam, ganz langsam merkte, wie sich ein Teil seiner Kraft auf sie übertrug.
„Was ist passiert?“, fragte er und streichelte ihr über den Rücken.
„Ich hab einen Dämon gesehen, der den Mann, den ich getötet habe, gefoltert und nach mir ausgefragt hat. Halt mich einfach fest“, flehte sie. Am Morgen würde sie zeichnen, was sie gesehen hatte. Aber jetzt brauchte sie einfach nur ihren Mann. Vielleicht bin ich tatsächlich das Auge. Vielleicht kann ich direkt ins Jenseits sehen. Ihre Albträume hatten sich schon immer real angefühlt. Durchaus möglich, dachte sie, dass sie tatsächlich echt waren.
Gott, allein der Gedanke machte sie krank.
Reyes’ Arme legten sich noch fester um sie. Seine Finger zeichneten Muster entlang ihrer Wirbelsäule. Nach einigen Minuten begann sie sich etwas zu entspannen. Ihr Sinn für die Richtigkeit der Dinge kehrte zurück, das Schlechte wich dem Guten.
Komisch, dachte sie, bevor sie in einen friedlichen Schlaf fiel, dass ausgerechnet ein Dämon ihre Albträume verscheuchte.
23. KAPITEL
Der nächste Morgen kam, ließ sich aber in dem Motelzimmer nicht erkennen. Nicht der kleinste Sonnenstrahl drang durch das sorgfältig abgedichtete Fenster, und den Radiowecker musste Reyes ausgestellt haben, denn Danika sah die hellroten Digitalziffern nicht, die ihr die Uhrzeit verraten hätten.
Danika hatte ihre Augen nur zögernd aufgeschlagen. Aber der Duft von Kaffee drang so verlockend an ihre Nase, dass sie sich schließlich doch aufsetzte. Die Baumwolldecke rutschte ihr bis zur Hüfte hinab, kühle Luft umgab ihre nackten Brüste.
Fröstelnd zog sie die Decke bis zum Kinn hoch, während sie sich in dem kleinen Raum umblickte. Reyes lag nicht mehr im Bett. Und seine Kleider waren vom Fußboden verschwunden.
Wo war er?
Doch die Tür öffnete sich, noch bevor sie nervös werden konnte. Endlich drang eine Flut von hellem Sonnenlicht in den Raum.
Danika blinzelte und musste sogar mit einer Hand ihre Augen abschirmen.
„Wie schön, du bist wach“, sagte Reyes und schloss die Tür. Weil es jetzt wieder so dunkel war wie zuvor, erlaubte sie sich, ihre Hand, die die Baumwolldecke umklammerte, sinken zu lassen. Ihr hungriger Blick suchte den Mann, der ihr letzte Nacht so viel Lust bereitet hatte – und ihr nicht erlaubt hatte, ihm das Gleiche zurückzugeben.
Er blieb neben dem Tisch stehen, eine kleine Tüte in der Hand. „Das Frühstück steht bereit. Tut mir leid, dass die Auswahl so kümmerlich ist, aber ich hab dieses Motel primär ausgewählt, um die Straße im Blick zu haben. Zu deiner Sicherheit.“
Sie riss ihren Blick von ihm los – er hatte den steifsten, härtesten Penis, den sie je gesehen hatte – und besah sich das Frühstück auf dem Tisch: Eine Tasse Kaffee, drei Schokoriegel und eine Chipstüte erwarteten sie. „Perfekt“, sagte sie und meinte es ehrlich. Nicht weil sie Chips und Schokoriegel besonders gern mochte, sondern weil er sich die
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