Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
nur für ihr Team.
Zum Glück waren noch alle am Leben. Von Schwertspitzen in Schach gehalten, aber am Leben. Sie nickten ihr entschuldigend und anerkennend zu. Es interessierte sie nicht, dass sie verloren hatten, sondern nur, dass sie lebten.
Beim nächsten Wettkampf hätten sie die Möglichkeit, sich zu rehabilitieren. Und vielleicht könnte sie sich jetzt schon rehabilitieren. Dass sie nackt war, kümmerte sie nicht, und so rappelte sie sich auf. Was auch als Nächstes geschähe, jetzt gab es nur noch drei Rivalinnen im Kampf um den ersten Platz in Runde vier. Und wer dort gewänne, würde alles gewinnen.Die Siegerin würde die Lorbeeren einheimsen und die Zweiadrige Rute.
Ob Strider begriffen hatte, wie kurz sie vor dem endgültigen Sieg standen?
Strider. Ihre Schwestern mochten am Leben sein, aber sie hatte verloren. Mit dem Sieg über ihr Team hatten die Eagleshields auch sie besiegt. Strider hatte soeben seine eigene Herausforderung verloren.
Nein, korrigierte sie sich. Er hat lediglich geschworen, alle zu töten, die mich besiegen. Oder alle, die sie verletzten? So oder so – er hatte sich kein Zeitlimit für seine Todesstöße gesetzt. Richtig?
Mit dem Blick suchte sie die jubelnde Menge ab, konnte ihn jedoch nicht entdecken. Sie sah Sabin und Lysander, die ebenfalls für eine Weile verschwunden waren, nun aber zurück waren. Beide waren angespannt, blass und aufgewühlt. Offensichtlich wollten sie sich nur noch ihre Frauen schnappen und verschwinden.
Ging es Strider gut? Wo war er?
Hatte er in diesem Moment Schmerzen?
Sie hätte die Eagleshields herausfordern und den Kampf fortsetzen können. Aber sie konnte sie unmöglich alle gleichzeitig außer Gefecht setzen. Eins ihrer Teammitglieder käme zu Schaden, vielleicht sogar zu Tode. Also musste sie sich entscheiden: ihr Team retten oder Strider vor quälenden Schmerzen bewahren.
Sie betete, er möge sie verstehen, als sie sich hinkniete und damit ihre Niederlage anerkannte.
Drei Dinge geschahen gleichzeitig. Ihre Umgebung veränderte sich – das Kolosseum war nicht länger neu und makellos, sondern alt und verfallen, und sie waren plötzlich von Absperrungen und Menschen umgeben. Juliettes wütender, ungläubiger Schrei hallte von den Wänden wider. Und – und das war das Schlimmste – Striders schmerzhafte Qualen bohrten sich gnadenlos in ihre Seele.
31. KAPITEL
E r war umgeben von absolutem Chaos.
Außer Atem und von lähmenden Schmerzen in die Knie gezwungen, hielt Strider die Zweiadrige Rute umklammert. Harpyien, Gemahle und Sklaven rannten in alle Richtungen. Sie versuchten zu fliehen, ehe die Polizei einträfe. Und die würde bald eintreffen, zusammen mit Reportern. Zahllose Gesetze waren gebrochen und ein nationales Kulturgut entweiht worden. Selbst jetzt bedeckte Blut den Boden und sammelte sich in einer Pfütze um Striders Füße.
Was zur Hölle sollte er machen? Und warum quälte sich sein Dämon so? Warum stöhnte und krümmte er sich in seinem Kopf? Sie hatten doch gewonnen. Oder nicht?
In dem Moment, als er Lazarus den Kopf abgeschlagen hatte, war das Artefakt erschienen. Etwas Schimmerndes war von seinem Körper aufgestiegen und in die Spitze der Rute gesaugt worden. Vermutlich der andere Teil der Seele des Kriegers, die sich wieder mit dem Stück in der Rute vereinte.
Die Illusion hatte nicht länger aufrechterhalten werden können, sodass sich die Umgebung wieder in ihren realen Zustand verwandelt hatte. Diese kleine Komplikation hatte Strider nicht bedacht, weshalb er auch nicht darauf vorbereitet war. Er hatte einzig daran gedacht, endlich an die Zweiadrige Rute zu gelangen. Nun hatte er sie zwar. Doch ihm blieben nicht viele Möglichkeiten, sie erfolgreich zu verstecken.
Juliette wusste, dass ihr Mann tot war. Wusste, dass er sonst niemals ungehorsam gewesen wäre. Dieser Schrei … Sie würde nach seiner Leiche suchen. Würde erfahren, wer für seinen Tod verantwortlich war. Sie bräuchte die Wahrheit nicht erst aufzudecken. Viel zu viele Leute hatten Strider mit einem blutverschmierten Schwert in der Hand über dem leblosen Körper kauern gesehen. Nicht, dass er versucht hätte, die Wahrheit zu verschleiern. Er hatte ein Verbrechen begangen und würde die Konsequenzen dafür tragen.
Allerdings hatte er auch Kaia in die Sache mit reingezogen. Juliette würde sich nicht länger damit zufriedengeben, sie zu erniedrigen. Juliette würde sie bestrafen wollen. Sie verletzen. Sie vernichten.
Als er die Wahrheit
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