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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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vorsichtig um. Es war niemand zu sehen. Es war kurz vor Mittag, und nur eine Handvoll Gläubiger befand sich drüben im Mittelschiff des Doms.
    »Was gibt es? Warum habt Ihr solche Angst? Wart Ihr nicht bei Caspar von Ilse?«
    »Es ist bloß, weil ich ... Es kam so plötzlich alles. Dann sah ich’s da. Es ist nur der Schock. Die Lösung hatte ich schon die ganze Zeit in der Hand. Wie ein Schlag hat’s mich erwischt. Ich glaube, ich kann nicht mehr klar denken.« Er lehnte sich mit dem Rücken und Hinterkopf an das kühle Mauerwerk. Das linderte die Hitze des Tages und die Aufregung. Ihm war schwindelig. Agnes hielt ihn fest – sie umklammerte seinen Arm, als wollte sie sich daranhängen. Auch das tat gut.
    »Also. Was habt Ihr entdeckt?«, wollte Otto ungeduldig wissen.
    Ludolf hielt die Listen hoch. »Ich glaube, die Lösung für den Mord liegt in diesen Papieren. Ich denke, ich weiß jetzt, wer der Mörder ist.«
    »Sagt schon! Schnell! Wer war’s?«
    Ludolf druckste ein wenig herum. Hoffentlich ließ sich der Bischof darauf ein. »Ich bin mir noch nicht absolut sicher. Ein paar Ungereimtheiten gibt es da noch. Ich habe eine große Bitte. Ich möchte nichts Falsches sagen und keinen Menschen fälschlich anklagen. Bitte lasst mir bis morgen Zeit, darüber nachzudenken. Ich muss das mit Agnes besprechen. Dann werden wir alles erklären.«
    »Bursche, wer war’s? Ich will’s wissen!« Otto kam ärgerlich näher.
    »Bitte, Euer Hochwürden. Morgen. Vertraut mir. Vertraut uns. Wir werden Euch keinesfalls enttäuschen.«
    Der Bischof klatschte wütend in die Hände. Das laute Geräusch hallte durch den Dom. Sein Fuß trommelte nervös auf den Steinboden. »Und wie soll’s jetzt weitergehen?«
    »Morgen soll es eine große Versammlung geben. Lasst ausrichten, dass dabei die Anklage gegen den verhafteten Schmied erhoben werden soll.«
    »Der Schmied ist es also doch?«
    »Nein, er ist es nicht.«
    »Warum sollen wir dann darüber urteilen? Langsam reicht es!«
    Schnell meldete sich Agnes zu Wort. »Das ist doch nur eine List. Ihr müsst den Mörder bis morgen in Sicherheit wiegen. Das bezweckt Ludolf damit.«
    Der Bischof schaute sie an.
    »Der Mörder wird morgen bei der Versammlung anwesend sein«, erklärte Ludolf. »Er wird sogar freiwillig kommen, weil er überzeugt ist, dass seine Tat niemals aufgedeckt wird.«
    »Na gut. Das klingt einleuchtend. Wer wird denn morgen da sein?«
    »Ihr müsst die entsprechenden Leute einladen. Natürlich den Schmied und den Amtmann von der Burg. Dazu die wichtigsten Herren und Priester des Domkapitels. Euren Bruder den Vogt, den Dekan, den Propst, den Kustos und wer sonst noch nötig sein sollte. Einen Schreiber vielleicht noch und Wachen für die Verhaftung.«
    »Einer von denen, die Ihr da nanntet, ist also der Täter.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Muss ich denn auch kommen?«
    »Ihr werdet dieses Schauspiel doch nicht verpassen wollen?«
    »Und am Ende bin wohl ich der Mörder?«
    Ludolf sagte nichts. Nur ein kurzes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht.
    Also legte der Bischof fest, dass sie sich morgen früh im großen Saal beim Dom versammeln sollten. Er würde im Laufe des heutigen Tages dafür sorgen, dass alle nötigen Vorbereitungen getroffen wurden. Alle gewünschten Herren würden anwesend sein.
    Die beiden jungen Leute nickten nur zustimmend und verabschiedeten sich. Hastig rollte Ludolf die Listen zu einer dünnen Rolle zusammen und verstaute sie unter seinem Hemd. Es sollte keiner sehen, was sie bei sich hatten.
    Otto schaute hinter ihnen her. Hand in Hand gingen sie durch den Dom zum Ausgang. »Wieso halten sie sich bei den Händen? Die tun ja gerade so, als wären sie wirklich verheiratet«, murmelte er vor sich hin.

Agnes und Ludolf beraten
    Was hast du entdeckt? Sag’s mir endlich.« Agnes war ärgerlich.
    Sie hatten den Dom schon längst hinter sich gelassen, der Bischof war schon meilenweit außer Hörweite, aber Ludolf eilte immer noch weiter, zog sie beharrlich weiter hinter sich her. Er machte nicht die kleinste Andeutung. Und ihre Hand brauchte er nun auch nicht mehr zu halten.
    »Gleich. Bitte lass uns erst einmal aus Minden heraus sein. Es sind zu viele Menschen hier. Nachher hört noch einer was. Das können wir uns nicht leisten.«
    Widerwillig kam sie mit. Wer von diesen Handwerkern, Mägden und Kindern, die an ihnen vorbeihuschten und sie noch nicht einmal anschauten, sollte hören wollen, was sie sich erzählten? Er hätte ihr ja

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