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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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wöchentlich. »Er drängte sie keineswegs. Aber sie traute sich nicht so richtig. Nicht, dass ihr das Buhlen unangenehm war. Als Frau hört man ja gerne, wenn Männer einen trotz Kindern und einem Alter von dreißig Jahren noch begehrenswert finden. Sie hat ihn nicht abgewiesen, aber sie ist eben zurückhaltend. Auch hängt sie wohl noch immer an ihrem verstorbenen Heinrich. Leider ist Kuneke nicht immer so offen zu mir, wie ich es mir wünsche. Wir hatten in einigen Dingen unterschiedliche Meinungen. Ihrer besten Freundin, Gisela Wendt von nebenan, hat sie mehr erzählt als mir.«
    »Wann war der Tuchhändler eigentlich das letzte Mal da?«
    »An dem Tag, als Kuneke verschwand.«
    Agnes wollte die Frau nicht weiter mit ihren Fragen und ihrer Neugier belästigen. Sie stand auf. »Hoffentlich wendet sich noch alles zum Guten. Dafür will ich beten. Die beiden Kleinen sollen ihre Mutter wiederbekommen. Bitte verliert nicht das Vertrauen zu Gott.«
    Mechthild stand ebenfalls auf und geleitete die junge Frau zur Tür.
    »Besucht mich doch bitte demnächst wieder. Ich würde mich freuen.«
    »Gern.«
    Agnes winkte noch einmal. Die beiden Kleinen spielten nicht mehr vor dem Haus, sondern tobten irgendwo am Stall entlang und versuchten, sich gegenseitig zu fangen.

Der schmale Weg nach Minden
    Ludolf stopfte zwei Säcke mit dem frischen Heu und legte sie auf die selbst gebauten Bettgestelle. So wie Agnes ihn heute Morgen gereizt hatte, hatte sie dieses Entgegenkommen eigentlich nicht verdient. Der Schreck aber, den er ihr mir seinem unverhofften Eintreten eingejagt hatte, hatte allen Ärger wieder wettgemacht.
    Zum Schluss nahm Ludolf eines der beiden Gestelle und stellte es in die kleine Kammer. Es passte so gerade eben hinein. Selbst wenn das Bett an der Wand stand, konnte man die Tür nur ein Stück öffnen. Aber Agnes sollte schon hindurchpassen, sie war ja zum Glück schlank.
    Ach, ja. Agnes. Hübsch war sie ja schon. Wenn sie doch nur halb so verbissen gewesen wäre! Wie schön wäre es, wenn er mit ihr besser auskommen würde.
    »Diese Frau ist eine elende Qual, die man eigentlich so schnell wie möglich loswerden will«, sagte er ärgerlich zu sich selbst. »Aber ich Hammel wünsche mir, sie wäre wieder da. Zu dumm!«
    Er dachte über das nach, was er bei der Großmutter Schutte erfahren hatte. Hatte der Amtmann Wiegand wirklich einen Unfall gehabt? Was hatte Kalle damit zu tun? Nur ein Zufall, dass er dort entlangging und ihn fand? Welche Rolle spielte der liebe Onkel Josef Resenbach? Hatte er den Vorfall wirklich unvoreingenommen untersucht? Hatte eine Überprüfung jetzt nach drei Jahren überhaupt noch Sinn?
    Ludolf ging zur Rückseite des Hauses und schaute zum Berg, wo der Stieg anfing. Er wollte sich den Weg gerne einmal selbst ansehen. Er ging den Siek bis fast zur Kirche hinauf. Alles einfache Höfe. Er sah ein paar Nachbarn bei ihren Häusern arbeiten. Ludolf wandte sich nach links zum Pfad durch den Weserdurchbruch. Die Straße schmiegte sich nach wenigen Metern an den Berghang und endete beim letzten Hof. Ab hier war es nur noch ein ausgetretener Weg, zu schmal für ein Fuhrwerk. Rechts und links standen Bäume steil am Hang, dichtes Gebüsch wuchs dazwischen, und ab und zu ragten einige Felsen hervor. Es ging nun leicht bergan. Der Weg war gerade einmal zwei Ellen breit, an wenigen Stellen auch etwas mehr. Rechts der Felsen des Berges, aus dem der Stieg streckenweise herausgehauen worden war, links fiel er steil ab zu den Auen und dem Fluss. Ludolf schaute zurück. Zwischen den Bäumen hindurch sah er den Ort mit der Burg. Er hatte von hier aus einen guten Blick auf die Häuser, aber vom Ort aus konnte man ihn bestimmt nicht mehr erkennen. Das Halbdunkel der Baumwipfel bot einerseits einen guten Schutz, aber andererseits konnte auch keiner etwas sehen, falls ihm jemand etwas Böses wollte. Selbst ein Schrei um Hilfe würde kaum bis zum Ort dringen. So nah und doch so fern.
    Ludolf folgte dem Pfad. Ein ganzes Stück tiefer schimmerte die Weser zwischen dem Astwerk. Wer hier abstürzte, konnte von Glück sagen, wenn er im Fallen noch einen Zweig oder eine Wurzel fassen konnte, bevor er an einem Felsblock zerschmettert wurde oder im Wasser ertrank. Dann hatte Ludolf etwa die Mitte des Berges erreicht, durch den sich der Fluss gegraben hatte. Ab hier fiel der Weg wieder ab. Der Blick öffnete sich nun nach Norden. In drei Armen wand sich die Weser durch die Ebene, bevor sie sich vor einer nahe gelegenen

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