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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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oder zu Pferd zu bewältigen, für ein Fuhrwerk war kein Platz.
    »Ach, Ihr meint, Euer Sohn hat den früheren Amtmann gefunden, nachdem der von seinem Pferd gestürzt ist? Ist Wiegand nicht dabei gestorben?«
    »Klar. Es war Abend und wurd’ dunkel. Da hat er’n gesehen. Lag mitten auf’m Weg mit ’nem Loch im Kopp. Stückchen daneb’n, da wär’ er ins Wasser gefallen oder unten weiter hinter Büschen vergammelt. Den hätt’ keiner mehr gefunden. Wär’ bestimmt besser gewesen, wenn man an’en Ärger denkt, den er wegen dem da hatte. Mein Junge also sofort los, hier hin und hat’s gemeldet. Alle dachten aber, er wär’s gewesen. Weil er’n doch verpfiffen hatte. Wollt’n ihn am liebsten gleich aufknüpfen. Aber ...!« Die Frau hob den Finger, um zu zeigen, dass jetzt etwas Wichtiges folgen sollte. »Aber unser Josef hat’s geregelt. Er hat sich beim Herrn hier inner Burch die Erlaubnis geholt, das zu untersuchen. Hatta festgestellt, war’n Unfall. Vom Pferd gefallen isser und sich’n Kopp zerdeppert. So’n Trottel. Tja, wenn man nich’ reiten kann, soll man’s lassen. Und unser Kalle kam wieder frei.«
    »Das hat Euer Schwager aber wirklich gut geregelt. Zum Glück kann man sich auf die Familie immer verlassen. Wenn es Probleme gibt, hilft der eine dem anderen. Wo kämen wir sonst hin?«
    »Recht haste. Obwohl de so geschniegelt aussehen tust und so gedreht quasselst.« Sie kam schon wieder näher und klopfte Ludolf anerkennend auf die Schulter.
    »Jetzt hat das Unglück auch die Witwe des vorherigen Amtmanns getroffen. Sie ist einfach verschwunden. Was ist wohl aus ihr geworden?«
    Die Alte lachte auf und haute ihm wieder auf die Schulter. »Unglück is’ gut! Ich nenn’s gerechte Strafe.«
    »Wieso das denn? Die beiden Kinder sind doch jetzt Waisen?«
    »Hat ihr Kerl auf unser’n Kalle geachtet? Ne, angeschissen hat er’n. Janz hinterlistig war dat. Und jetzt ham die den gerechten Ausgleich. Dat ham ’se nun davon. Und die Wiegandsche Dirne ist auch nich’ besser nich’ als ihr Mann. Die tut doch auch so, als wär’ se was Bess’res. Is’ se aber nich’! Tut den Kerls den Kopp verdreh’n. Wundert mich nich’ die Bohne, dass einer ihr den Hals umgedreht hat. Der bekommt von mir noch ’ne Belohnung dafür.«
    Von Mitleid oder Mitgefühl keine Spur. Anteilnahme für das Schicksal der Mitmenschen konnte Ludolf hier kaum erwarten. Schuld hatte man selbst nie, immer nur die anderen.
    Die Alte grinste ihn an. »Wenn de mal’n Rat brauchst, tus’te einfach herkommen zu Oma Schutte.«
    »Klar. Das mache ich bestimmt. Aber jetzt muss ich wieder los. Meine Frau wartet bestimmt schon.«
    »Has’te recht. Die Frau soll man nie warten lassen. Ich muss auch weitermachen. Noch’n paar Viecher füttern.«
    Damit stampfte Oma Schutte wieder zurück in den Stall, und Ludolf machte sich auf den Weg zur Hütte. Auch diese Familie hatte also Gründe, Kuneke umzubringen oder wenigstens verschwinden zu lassen. Als Vergeltung. Und war womöglich der Unfall ihres Mannes gar kein Unfall, sondern ein heimtückischer Mord gewesen? Hatte Kalles lieber Onkel durch seinen Einfluss als Amtmann diesen Mord vertuscht? Kam daher die Zwietracht zwischen Kuneke und Josef Resenbach? Falls es bei der Untersuchung des Unfalls Ungereimtheiten gegeben hatte, wäre das natürlich ein willkommener Anlass, den neuen Amtmann unter Druck zu setzen. Und um diese Witwe endlich loszuwerden, wurde die Suche nach ihr verzögert und behindert. Oder hatte der Amtmann sogar selbst die Nerven verloren und ihr den Hals umgedreht?

Kunekes Mutter
    Ludolf war schon vor einiger Zeit verärgert entschwunden.
    Diese komischen Holzgestelle, von denen er behauptete, dass sie Betten sein sollten, waren ein schlechter Witz. Wackelig, schief und hatten keinerlei Ähnlichkeit mit einem vernünftigen Bett. Eigentlich waren es nur aus Brettern zusammengefügte Holzrahmen. Darüber hatte Ludolf dann Seile gespannt. Auf diesen Stricken sollte sie wohl schlafen. Da zog sie einen einfachen, aber bewährten Heusack bei Weitem vor. Der konnte wenigstens nicht zusammenkrachen.
    Agnes setzte sich vorsichtig auf den Rahmen. Er hielt erstaunlicherweise. Sie ruckelte und wackelte hin und her. Das Bett knirschte leise und gab leicht nach. Agnes rutschte zur Mitte, schwang die Beine hoch und legte sich langsam hin. Sie spürte zwar die Stricke im Rücken und unter dem Kopf. Ludolf hatte aber ziemlich viele gespannt, sodass es insgesamt nicht unbequem war. Das

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