Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
Vom Netzwerk:
könnt dort in Ruhe die verschiedenen Stoffe begutachten und prüfen.«
    Damit ging der Händler auf die erste Tür neben dem Eingang zu und bat Agnes einzutreten. Der Raum wurde an der rechten Seite durch zwei recht große Fenster erhellt, die auf den Marktplatz hinausgingen. Die Butzen bestanden aus verschiedenfarbigem Glas und waren so gleichmäßig gewalzt, dass man sogar das Treiben vor dem Haus beobachten konnte. Mitten in Zimmer stand ein großer Eichentisch mit polierter Oberfläche. Zum Sitzen luden einige gepolsterte Stühle mit kunstvoll geschnitzten Armlehnen ein. An den Wänden hingen silberne Kerzenhalter. Gegenüber den Fenstern standen ein hoher Schrank mit einer Unzahl von Türen und Schubfächern und daneben ein Eisenbecken für Holzkohle, falls es im Winter zu kalt wurde.
    Agnes war von der Vornehmheit der Ausstattung beeindruckt. Die Geschäfte des Händlers Dudenhausen schienen ausgesprochen gut zu laufen. Da fehlte ihm nur noch die Frau, mit der er seinen Wohlstand teilen und die er bei seinen Freunden und Geschäftspartnern vorführen konnte.
    »Nehmt doch bitte Platz«, lud der Händler Agnes ein.
    Seinen Sohn schickte er los, Wein für den Gast zu holen. Dudenhausen öffnete den Schrank und holte zwei Glaskelche heraus. Mit Blumenmustern verschnörkelte Gläser, die ein Vermögen gekostet haben mussten. Agnes setzte sich auf einen der angebotenen Stühle in der Nähe der Fenster. Sie waren noch bequemer, als sie aussahen. Dieses Zimmer war ganz klar darauf ausgerichtet, Kunden zu beeindrucken und zu verwöhnen, damit der Händler sie so lange umgarnen konnte, bis sie ihm alles abkauften, was er ihnen anbot.
    Es klopfte leise an der Tür, und Edmund kam herein. Er stellte vorsichtig einen Tonkrug auf den Tisch. »Darf ich Euch einschütten?«
    »Lass das«, verscheuchte ihn sein Vater, »ich mach das selbst. Du holst jetzt die guten Musterstücke von oben. Los, beeil dich gefälligst.«
    »Ja, Herr Vater.«
    Der Händler lächelte zufrieden und schenkte Wein ein. Er stellte Agnes ein Glas hin, nahm das zweite und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch.
    »Wenn er sich noch ein wenig mehr bemüht, wird er noch ein hilfreicher Bursche für das Geschäft werden.«
    »Er ist sehr höflich und zuvorkommend. Das hat er bestimmt von Euch gelernt.«
    »Ihr schmeichelt. Dabei sollte ich Eure Schönheit und Euren Langmut preisen. Aber erlaubt mir eine Frage, bis der Junge wieder zurück ist.«
    Damit waren also genug Höflichkeiten ausgetauscht worden. Agnes setzte sich gerade hin und wappnete sich für das kommende Gespräch. Wer so erfolgreich wie Dudenhausen war, tappte bestimmt nicht ohne Weiteres in eine Falle. Hoffentlich hatte sie nicht schon jetzt einen Fehler gemacht und sich verraten.
    »Wart Ihr schon bei anderen Tuchhändlern?«
    »Nein. Ihr seid mir empfohlen worden.«
    »Oh. Das hört man gern. Wer war denn so liebenswürdig?«
    »Kuneke Wiegand.«
    Agnes achtete sehr genau darauf, wie die Worte auf Dudenhausen wirkten. Erstaunt schaute er sie einen Moment an. Nach dem kurzen Augenblick der Überraschung entspannte er sich aber und begann zu lächeln. Sie hatte eher gedacht, er würde bei der Erwähnung von Kunekes Namen erschrocken zusammenzucken, etwas sagen, das ihn sofort als Mörder verraten würde. Oder abstreiten, sie überhaupt zu kennen. Oder aber voller Entrüstung darüber, wie Agnes es sich überhaupt erlauben könne, ihn mit dieser Frau in Verbindung zu bringen, aufspringen. Oder irgendetwas Ähnliches.
    Aber zu Agnes’ Enttäuschung geschah nichts. Hatte er die Falle bemerkt? Agnes musste noch vorsichtiger sein, denn sonst wäre sie bald die Gejagte.
    »Die Witwe Wiegand. Das ist sehr freundlich von ihr. Ihr kennt sie gut?«
    »Ich kenne sie durch eine Verwandte. Meine Tante ist die Nonne auf der Wittekindsburg.«
    »Ah.« Der Händler nickte langsam.
    »Die Witwe Wiegand ist öfter bei der Inklusin zu Besuch. Sie erzählte mir davon. Sie ist eine sehr fromme Frau mit einer bescheidenen und hilfsbereiten Seele.«
    »Ganz genau. Ihr kennt die Witwe wohl recht gut?« Dudenhausen schaute zu Boden. Agnes erschien es wie Verlegenheit, aber er versuchte wohl nur, Zeit zum Nachdenken zu schinden. »Sie ist eine besondere Frau. Nicht nur sehr liebenswürdig und gut zu den Kindern, sondern auch geschäftstüchtig. Selbst als Witwe wirtschaftet sie noch gut auf dem Hof.« Er hob den Kopf. »Ich hoffe, sie noch in diesem Jahr zu heiraten.« Seine Augen strahlten. Vor Freude? Weil sie

Weitere Kostenlose Bücher