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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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über Kuneke, seine Herzallerliebste, redeten? Er schien sich wirklich darauf zu freuen, sie bald vor den Altar zu führen. Oder war das nur gespielt? Schließlich war Agnes eine Kundin, der man nach dem Mund redete, weil man seine Sachen verkaufen wollte. Agnes konnte wirklich nicht erkennen, ob der Tuchhändler ehrlich sprach oder ob alles nur Fassade war. Langsam sollte sie zum Angriff übergehen, sonst würden sie noch Stunden hier sitzen und nichtssagende Höflichkeiten austauschen. »Kuneke hat doch schon zwei Kinder, stört Euch das nicht?«
    »Warum? Meinen ältesten Sohn, der das Geschäft erben wird, kennt Ihr doch schon. Zwei andere sind leider im Laufe der Jahre am Fieber verstorben. Ich hoffe noch auf weitere Kinder mit Kuneke. Sie ist jung genug und gesund. Sie kann mir noch mehrere Kinder schenken. Ihre werden als angewünschte Kinder 24 in die Familie Dudenhausen aufgenommen. Aber lassen wir doch diese persönlichen Gedanken. Deswegen seid Ihr doch nicht gekommen. Lasst uns über den Handel sprechen, über die Bestellung für das Damenstift. Wie groß darf denn der Betrag sein, den Ihr für die Stoffe ausgeben wollt?«
    Aber darauf wollte sich Agnes nun nicht mehr einlassen. Sie wollte jetzt wissen, was mit Kuneke war. »Soweit ich gehört habe, habt Ihr Eure Verlobte vor knapp drei Wochen zuletzt gesehen? Bei der Messe am Sonntagmittag?«
    Das Lächeln des Händlers erstarrte. Um seine Mundwinkel zuckte es plötzlich. Auf der Stirn entstanden Zornesfalten. Agnes sah mit Genugtuung die aufsteigende Wut. Genau dorthin hatte sie den Mann bringen wollen. Noch ein Stück weiter, und er gab alles preis. Seine Zähne knirschten laut vor Anspannung. »Ja, bei der Messe.«
    »Und seitdem nicht wieder?«
    »Was geht das Euch an? Aber da Ihr so unverschämt fragt, nein.«
    »Dann wisst Ihr also nicht, dass Kuneke seit dem Abend jenes Sonntags vermisst wird?«
    Er stockte einen winzigen Augenblick, fuhr dann aber in schärferem Ton fort. »Das ist ein ganz übler Scherz von Euch. Kuneke kann nicht verschwunden sein. Das wüsste ich!« Dudenhausen war bei den Worten aufgesprungen und schlug mit Wucht auf den Tisch. Seine Augen blitzten gefährlich, und das Gesicht war wutverzerrt. Agnes versuchte ruhig zu bleiben, aber sie war über den plötzlichen Ausbruch zutiefst erschrocken. Sie machte sich Vorwürfe, den Händler alleine aufgesucht zu haben. Wenn der Händler ein so unbeherrschter Charakter war, dass er die von ihm verehrte Kuneke erschlug, sollte er bei Agnes auf jeden Fall weniger Bedenken haben. Aber dass der Mann seine Beherrschung verlieren könnte, hatte sie nicht eingeplant. Sie hätte sich ohrfeigen können. Wie konnte man nur so dämlich sein!
    Ihre Stimme zitterte: »Doch, es stimmt! Sie ging wie immer am Sonntagnachmittag zur Nonne, kam aber nicht zurück.«
    Dudenhausen war außer sich. Seiner Kehle entwich ein Stöhnen, das wie Nein klang. Immer wieder Nein. Er starrte Agnes wild an. Er sah aus wie ein gereizter, tollwütiger Hund, der jeden Augenblick zum tödlichen Sprung auf seinen Gegner ansetzen wollte.
    Vor Angst war Agnes wie gelähmt. Diesen Ausdruck an Zorn, an unbarmherzigem, grausamem, animalischem Zorn hatte sie nicht erwartet. Wenn der Händler die Beherrschung vollends verlor, war es bestimmt um sie geschehen. Dann war ihr Leben keinen Heller mehr wert. Aber wie sollte sie fliehen? Wie sich bewegen? Ihre Glieder waren aufs Äußerste angespannt, aber zu keiner Bewegung fähig. Die Hände krampften sich schmerzhaft um die Armlehnen und wollten nicht mehr loslassen.
    »Was hat dir die Schlampe von Mechthild verraten?«, presste er hervor.
    Was meinte er? Sie bekam vor Furcht kaum einen Ton heraus. »Wel... welche Mechthild? Was meint Ihr?«
    Der Händler schrie noch wütender: »Du weißt ganz genau, was ich meine!«
    Sie schüttelte heftig den Kopf.
    »Du kannst mich nicht hinters Licht führen! Was hast du mit Kunekes Mutter ausgeheckt? Los, sag’s endlich! Oder ich schlage dich windelweich!«
    Natürlich, Mechthild Fischer, Kunekes Mutter! Was hatte er mit ihr zu tun? Gebannt starrte die junge Frau auf den Händler. Langsam bewegte er sich um den Tisch. Noch immer klebte sie wie angewachsen im Stuhl. Jetzt war er schon fast an der Stirnseite des Tisches, wo sich die Fenster zum Marktplatz befanden. Nur noch wenige Schritte war er von ihr entfernt. Trotz der lähmenden Angst zwang sie sich mit aller Kraft aufzustehen. Langsam, mit kleinen zaghaften Schritten, konnte sie den

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