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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Beschützerinstinkt trat hervor, und er war voller Wohlwollen gegenüber diesem armen Geschöpf in seinen Armen, als er sagte: »Ich lasse sofort eine Eskorte zusammenstellen, die dich nach Hause bringt, nach Spoleto oder Assisi. Wohin du willst.«
    »Nein«, schreckte sie auf. »Nicht nach Spoleto, bitte. Ich brauche . . . Stille, einen Ort, wo mich keiner kennt. Ich ertrage jetzt keine neugierigen Blicke von Dienern. Nicht einmal Damiane will ich dabeihaben.«
    Ein kurzer Verdacht keimte in ihm auf. Ein wenig ärgerlich meinte er: »Ich lasse dich nicht nach Capua gehen.«
    Sie schüttelte den Kopf. Ihr fiel ein, wie Pater Bernard ihr vor vielen Jahren von einem Frauenkloster erzählt hatte, irgendwo im südlichen Patrimonium. »Ich will in ein Kloster. Fontana Liri, heißt es, glaube ich.«
    »Um Himmels willen«, brach es aus Alberic heraus. »Was soll meine Frau in einem Kloster zu suchen haben?«
    »Antworten«, sagte sie ungeduldig. »Ich will ja nicht für den Rest meiner Tage dort bleiben, aber im Moment muss ich über einige Dinge nachdenken, Alberic. Also bitte, werde jetzt nicht auch noch auf ein paar Nonnen eifersüchtig.«
    »Meinetwegen«, brummte er. »Wollen wir hoffen, dass du dort keine Überraschungen erlebst. Denn die ziehst du irgendwie an.«

    Marocia ritt auf dem Weg nach Fontana Liri durch fruchtbare Landschaften, grün von Bäumen und Sträuchern, unterbrochen von zahllosen Bachläufen und beschienen von einer unermüdlich strahlenden Sonne, doch all das zog wirkungslos an ihr vorbei. Und der grimmige Soldat an ihrer Seite machte alles noch schlimmer. Marocia hätte für die kurze Reise eine Eskorte von zwei Bewaffneten völlig genügt, aber Alberic hatte stattdessen darauf beharrt, ihr Agipert persönlich zum Schutz mitzugeben.
    Er, der erfahrene Heerführer, war von einem jungen Spund übertölpelt worden und hatte sich damit nicht gerade beim König für eine höhere Stellung empfohlen. Und zu allem Überdruss musste er nun auch noch den Aufpasser für ein Weib mimen. Kein Wunder, dass sein düsterer Blick Marocia den ganzen Tag lang im Nacken hing.
    Die Straßen wurden zu Wegen, die Wege zu Pfaden. Sie begegneten kaum noch Menschen, als sie sich der Grenze zum Patrimonium näherten. Von weit her sahen sie daher auch schon die Staubwolke, die ein heranpreschendes Pferd aufwirbelte. Sie konnten nicht erkennen, wer darauf saß, aber er ritt zielstrebig auf sie zu. Agipert machte seinen Schwertgürtel frei. In dieser einsamen Gegend konnte es überall Strauchdiebe geben.
    Endlich war er bei ihnen angekommen. Er stoppte sein Pferd und nahm den Helm ab, der Haare, Stirn und Nase bedeckt hatte.
    »Lando!«, rief Marocia.
    »Auf ein Wort, Herzogin.«
    Dagegen hatte Agipert etwas. »Ihr seid kühn, hier vor mir zu erscheinen, das muss ich schon sagen.«
    »Warum sollte ich vor
Euch
erscheinen, Marschall. Geht mir aus dem Weg.«
    Agipert hatte nicht die Absicht. Er zog sein Schwert aus der Scheide und hieb nach Lando, doch der konnte sich eben noch ducken. Die Pferde trampelten die Sträucher platt, scheuten und wieherten. Ein zweiter Hieb Agiperts zerschnitt pfeifend die Luft. »Ihr seid ein elender Buhle!«, rief der Marschall. »Und ein Feigling dazu. Stellt Euch dem Kampf.«
    Landos Helm fiel zu Boden. Anders als Agipert trug er auch keinen Brustpanzer und keine Kettenhandschuhe, und sein Schwert war leichter und kürzer, so wie es im heißen Süden Italiens üblich war. Mit dieser Waffe konnte er Agipert schwerlich bezwingen. Dafür ging er geschickter mit dem Pferd um. Er brachte sich in eine Position, von der aus er Agipert einen Faustschlag ins Gesicht versetzte. So etwas war eine ungeheure Provokation, eine Erniedrigung. Nur primitives Volk prügelte sich mit Händen.
Männer
stritten mit dem Schwert oder der Streitaxt.
    Agipert geriet in Rage. Immer wieder sauste sein Schwert von links nach rechts und wieder zurück, und einmal verfehlte es Lando nur um einen Fingerbreit. Doch dann gelang es Lando, erneut zum Schlag auszuholen. Ein dumpfes Geräusch, ein Knacken der Nase – und Agipert fiel bewusstlos vom Pferd.
    Lando saß ab. Er ging zu Marocia und wollte ihr vom Pferd helfen. Doch sie lehnte ab. »Was
sollte
das?«
    »Ich . . .« Er war noch außer Atem, keuchte, stützte seine Arme auf den Oberschenkeln ab.
    »Wie soll ich das Alberic erklären, sag mir das?« Sie war weit weniger wütend, als es schien. In Wahrheit war sie maßlos erleichtert, dass ihm nichts geschehen war, und ihr

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