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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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mit Khufu als nächstem König?«
    »Hast du schon von zwei Brüdern an der Spitze der Macht gehört, die sich geliebt haben?«, scherzte ich. »Sie respektieren sich.«
    »Was ist mit Rahotep? Er ist sicher zornig, weil sein Vater in seiner unendlichen Weisheit Sarenput bevorzugt.«
    »Er grollt und überlegt, ob er gegen den Wunsch seines Vaters als Hohepriester von Iunu in seinen Tempel zurückkehren soll.«
    »Sprechen Seneferu und Rahotep noch miteinander?«
    »Selten. Und wenn sie es tun, kann man es im ganzen Palast hören.«
    »Was ist mit Hesire? Er hat mit seinem Atum-Kult alle Fäden der Macht in der Hand. Ihm dürfte mittlerweile nicht nur Rahotep, sondern Re selbst grollen.«
    »Hesire lebt zurückgezogen im Tempel, den er kaum verlässt.«
    »Je weniger man von meinem Bruder sieht, desto präsenter ist er. Durch den Atum-Kult, den er zur Staatsreligion ausgebaut hat, manipuliert er Seneferu. Hat irgendjemand außer ihm selbst gemerkt, dass er der Herrscher der Beiden Länder ist?«
    »Es gibt noch ein paar Menschen neben Hesire, die im Reich Macht besitzen.«
    »Seneferu hat die Macht geschickt auf seine Familie verteilt. Seneferu beherrscht das Reich, und Hesire beherrscht Seneferu.«
    »Du scheinst dich ja in den Machtverhältnissen von Mempi hervorragend auszukennen.«
    »Mich interessiert alles, was in Mempi geschieht!«
     
     
    Ramesse interessierte sich nicht nur für alles, was Mempi betraf, sondern auch was in seiner Hauptstadt Buto geschah. Wir waren gemeinsam in seinem Wagen den Strand entlanggefahren und hatten einen langen Spaziergang unternommen.
    »Was wirst du tun, wenn du nach Mempi zurückkehrst, Nefrit?«
    »Ich habe meine Arbeit.«
    »Du hast sehr viel Einfluss im Palast. Wie oft siehst du Seneferu?«
    »Beinahe täglich.«
    »Die Dokumente, die er verfasst, und die Schriftstücke, unter die er sein Siegel setzt, laufen durch deine Hände, Nefrit.«
    »Sie laufen durch die Hände des Wesirs, Ramesse.«
    »Kanefer verlässt sich auf dich.«
    »Woher weißt du das?«
    »Seit du hier bist, hast du acht Boten des Wesirs empfangen.«
    »Lässt du mich überwachen?«, fragte ich scherzhaft.
    »Nur zu deiner eigenen Sicherheit, Nefrit.«
    Wir gingen langsam weiter am Strand entlang.
    »Du gehst also wieder nach Mempi in die Zivilisation und lässt mich hier zurück«, sagte er leise. War er traurig?
    »Irgendwann muss ich zurückkehren, Ramesse.«
    »Aber du willst nicht? Kann ich das deinen Worten entnehmen? Zieht dich nichts zurück außer deiner Arbeit?«
    »Nein.«
    »Wenn du Rahotep nicht liebst, warum lässt du dich dann nicht scheiden?«
    »Weil Seneferu nicht zustimmen wird. Ich habe seine Reaktion gesehen, als Tiya sich von Kanefer scheiden lassen wollte.«
    Ramesse lachte. »Und acht Wochen später war Tiya mit Sarenput verheiratet. Seneferu überlässt nichts dem Zufall. Schon gar nicht die Zukunft seiner Dynastie.«
    »Ich habe mit der Zukunft der Dynastie wenig zu tun.«
    »Du bist Rahoteps Gemahlin.«
    »Rahotep wird niemals König. Genauso wenig wie du!«
    »Sag das nicht! Wenn du dich von ihm scheiden lässt, gibt dich Seneferu vielleicht mir zur Gemahlin …«
    »Rede keinen Unsinn, Ramesse!«
    »… und dann nimmt er mich wie Sarenput als Königssohn in seine Familie auf.«
    »Du kannst nicht Herrscher werden, weil du in mein Bett steigst!«
    »Man kann nicht alles haben, Nefrit. Dafür habe ich dich.«
    Er küsste mich. Doch dann stutzte er. Sein Blick flog zum Horizont, wo ein Schiff sich dem Hafen näherte.
    »Verdammt!«, rief er. »Ist er verrückt geworden?« Mit diesen Worten ließ er mich stehen und rannte zurück zu seinem Wagen.
    Ich ging langsam am Strand zurück nach Buto, bis mir ein Hauptmann der Garde des Fürsten von Buto mit einem Wagen und einem zweiten Pferdegespann entgegenkam. »Fürst Ramesse bat mich, dich abzuholen, Prinzessin.«
    Wütend trieb ich die Pferde zur schnellsten Gangart an.
    Das Schiff, das ich am Horizont gesehen hatte, hatte mittlerweile im Hafen angelegt. Es wurde nicht entladen. Ich fragte den Hauptmann, was passiert sei, aber er zuckte nur die Schultern.
    Ich rauschte in Ramesses Vorzimmer und bat um eine Audienz.
    »Zu meinem großen Bedauern ist der Fürst unabkömmlich, Prinzessin!«, vertröstete mich sein Zeremonienmeister.
    »Was heißt das: unabkömmlich? Was ist geschehen?«, fauchte ich.
    »Das kann ich nicht sagen, Prinzessin.«
    »Kannst du oder willst du nicht?«
    Der Würdenträger senkte den Blick. »Ich darf nicht«,

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