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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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für das vierzehnte Regierungsjahr meines Vaters vorzubereiten. Als Sohn des Wesirs wird Sarenput eine entscheidende Rolle spielen.«
    »Das kann ich mir denken«, murmelte ich und begab mich in die Dunkelheit des abwärts führenden Grabschachtes.
    Der Gang führte steil ins Innere der Pyramide. Der Schein unserer Fackeln reichte nur wenige Ellen vor uns in die Dunkelheit. Ich ging voran und führte Prinz Rahotep bis zur ersten Vorkammer des Grabes, die sich sechzig Schritte hinter dem Eingang des Grabkorridors befand. Dann gingen wir weiter bis zur Grabkammer, deren Gewölbe fünfunddreißig Ellen über uns hinausragte – das höchste Grabgewölbe im ganzen Reich.
    Prinz Rahotep war beeindruckt. »Hier wird also eines Tages mein Vater begraben sein. Wo ist der Granitsarg?«
    »Es wird keinen geben. Prinz Nefermaat hat erneut die Pläne geändert, sodass der Grabkorridor enger als geplant angelegt werden musste, um die Steinmassen darüber tragen zu können. Der Granitsarg war nicht rechtzeitig fertig geworden, um ihn vor der Vollendung des Gewölbes in die offene Kammer zu transportieren. Es wurde daher entschieden, dass ein zerlegbarer hölzerner Sarg in die Grabkammer gebracht wird, wenn es so weit ist.«
    »Wie oft wurden die Pläne dieser Pyramide denn geändert?«
    »Ich weiß es nicht mehr.«
    Prinz Rahotep lachte. »Ich bin beeindruckt von deiner Geduld mit meinem Vater.«
    »Was bleibt mir anderes übrig?«
    »Wirst du mit mir auch so viel Geduld haben? Wenn ich König bin, werde ich eine ähnliche Pyramide bauen. Vielleicht eine noch größere.«
    »Es wird mir eine Ehre sein, die Baupläne für die Pyramide des Rahotep zu zeichnen«, scherzte ich.
    War mir in der stickigen, heißen Luft in der Grabkammer schwindlig geworden, oder schwankte tatsächlich der Boden unter meinen Füßen?
    »Ich meine es ernst, Nefrit! Mein Vater befahl mich vor zwei Wochen in die Residenz, um mir und meinem Bruder Aserkaf einen wichtigen Auftrag zu geben. Aserkaf und ich sollen den Bau der neuen Flotte überwachen.«
    »Eine Flotte?«
    In weiter Ferne erahnte ich einen Donner wie von einem fernen Gewitter. Ein ergiebiger Gewitterregen würde nach der langen Trockenheit und der Hitzewelle der letzten Wochen den Arbeitern Abkühlung bringen. Doch wir waren so tief in der Pyramide, dass wir unmöglich Geräusche von draußen hören konnten!
    »Vor wenigen Wochen trafen zwanzig Schiffsladungen Zedernholz ein. Mein Vater beabsichtigt, eine Flotte zu bauen, die einerseits in der Lage sein soll, den Hapi zu befahren, andererseits aber auch stabil genug ist, den Stürmen des Nordmeeres zu trotzen. Er sprach von einer Expedition zu den nördlichen Inseln.«
    »Das Nordmeer zu sehen ist einer meiner Träume.«
    »Das Nordmeer zu befahren ist einer
meiner
Träume. Ich will diese Expedition leiten. Der König hat befohlen, die Insel Kriti zu erforschen. Aserkaf und ich sollen die Flotte bauen.«
    In diesem Augenblick unterbrach ein furchtbarer Donner seine Ausführungen über seine Zukunft als Herrscher. Ein Ruck ging durch das Plateau unterhalb der Pyramide, der uns von den Füßen riss.
    Staub rieselte auf uns hinab, der aus den Fugen zwischen den Steinquadern quoll. Wir pressten uns auf den Boden der Grabkammer und warteten auf den nächsten Donnerhall, der nach wenigen Augenblicken folgte. Ein Zittern wie ein Erdbeben ging durch die Pyramide, und in der polierten Wand der Grabkammer erschien ein breiter Riss, der vom Deckengewölbe bis zum Boden reichte. Der Spalt war so breit, dass ich einen meiner Finger hineinstecken konnte.
    »Ein Erdbeben!«, rief Rahotep durch das Getöse. »Die Pyramide wird einstürzen!«
    Auch mein erster Gedanke war, dass ich mit Rahotep im Grabmal seines Vaters verschüttet werden würde. Ein Erdbeben musste das Plateau unterhalb des Fundamentes erschüttert haben.
    »Die Pyramide kann nicht einstürzen!«, rief ich ihm zu. »Das war kein Erdbeben! Das Plateau hat sich aufgrund des hohen Gewichts der Pyramide gesenkt.«
    Ein weiteres Beben warf uns erneut zu Boden, und wir rannten den Grabkorridor hinauf, um unser Leben zu retten. Die sechzig Schritte den steilen und engen Gang hinauf schienen mir endlos.
    Am Eingang des Grabkorridors hielten wir kurz inne und blickten die Steinlagen hinauf, die sich in steilem Winkel über uns auftürmten.
    In einiger Entfernung sah ich meinen Vater auf uns zulaufen. Schon von weitem rief er: »Den Göttern sei Dank, dass ihr rechtzeitig entkommen seid! Was wir immer

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