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Die Herrin Thu

Die Herrin Thu

Titel: Die Herrin Thu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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großartige, kosmische Gleichgewicht zwischen Wahrheit, Urteil und dem, was himmlische und weltliche Machthaber verband, herrschen. Meine Strafe war abgebüßt. Die Maat hatte mich niedergeworfen und ausgespuckt, einsichtig, aber frei. Jetzt überrollte sie die Verschwörer, und mein seichtes Mitleid für Hunro reichte nicht für die anderen. Ich hoffte, daß das Gewicht der Maat sie völlig zermalmte. Außer vielleicht Hui. Immer wieder mußte ich an ihn denken, und dann holte ich meine Gedanken gewaltsam zu dem zurück, was auch immer ich an Wirklichkeit vor mir hatte - Essen oder Wein oder Hände, die mir die Füße massierten. Alles lag in den Händen der Vertreter der Maat, bei unserem Pharao und seinem Sohn, und man würde über die Sache richten, sie in den Tempelarchiven verwahren und zu guter Letzt vergessen.
    Am achten Tag nach meinem Besuch bei Hunro saß ich unbekleidet und feucht vom Bad auf meinem Lager und wartete auf Isis, daß sie mir zu essen brachte, als das helle Morgenlicht von einer hochgewachsenen Gestalt verdunkelt wurde, die eintrat und sich verneigte. Amunnacht lächelte. Mit einem Aufschrei griff ich nach meinem abgelegten Umhang, stand auf und hüllte mich aufgeregt und mit zitternden Fingern ein. „Gute Nachrichten, nicht wahr, Amunnacht?“ fragte ich atemlos. „Sind sie gut?“ Er neigte den Kopf und lächelte noch immer auf seine gewohnte, zuvorkommende Art.
    „Sie sind gut“, sagte er freundlich. „Der Prinz hat mich gebeten, dir auszurichten, daß man unter dem Fußboden deiner Hütte in Aswat eine Leiche gefunden hat. Sie war etwas vertrocknet. Man hat sie nach Pi-Ramses gebracht und in Sand begraben, damit sie nicht weiter verwest. Der Palastarzt und drei Generäle und mehrere Hauptleute aus verschiedenen Divisionen haben sie untersucht, um festzustellen, ob die erlittenen Wunden so waren, wie ihr, du und Kamen, sie geschildert habt, oder auch nicht.“ Er schwieg, vermutlich um seinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen, und da merkte ich, daß der mächtige Hüter der Tür unter seinem gelassenen Äußeren genauso frohlockte wie ich.
    „Und?“ hakte ich nach, und meine nackten Zehen krümmten sich vor Spannung. „Amunnacht, halte mich nicht länger hin!“
    „Einige Hauptleute erkannten in dem Mann einen libyschen Söldner, der vor einigen Jahren in der Amun-Division gedient hat. Als sein Vertrag ausgelaufen war, hat er ihn nicht erneuert. Sein General glaubt, daß er wieder in den Westen, zurück zu seinem libyschen Stamm gegangen ist, nachdem er hatte wissen lassen, daß man ihn als Mörder dingen konnte. Offensichtlich hatte sich Paiis dieses Angebot zwecks späterer Verwendung gemerkt.“ Amunnacht verneigte sich erneut. „Es sieht so aus, als würde dir vergeben, daß du deinen Verbannungsort verlassen hast, Thu, und Paiis und die anderen kommen wegen Hochverrats gegen einen Gott vor Gericht.“
    „Dann darf ich den Harem verlassen? Ich darf meinen Sohn sehen?“ Er schüttelte den Kopf.
    „Nein. Du mußt vor den Richtern aussagen und Kamen auch. Der Prinz hat bestimmt, daß ihr beide euch in dieser Sache nicht verabreden dürft. Außerdem bist du noch immer eine königliche Nebenfrau, ob dir das gefällt oder nicht, und als solche gehörst du hierher, bis der Pharao stirbt und sein Erbe die Haremslisten überprüft. Übrigens, die Angeklagten sind alle in den Palastbezirk gebracht und in Kasernenzellen eingesperrt worden.“ Er schwieg kurz. „General
    Paiis bewohnt die Zelle, in der man dich vor siebzehn Jahren festgehalten hat.“ Ich machte die Augen fest zu.
    „Oh, Dank sei dir, Wepwawet, du Allergrößter“, murmelte ich, und eine Welle der Erleichterung überrollte mich so mächtig, daß ich vorübergehend weiche Knie bekam. Doch dann ging mir auf, was Amunnacht gesagt hatte, und es war um meine Glückseligkeit geschehen. Ich machte die Augen wieder auf. „Alle Angeklagten?“ erkundigte ich mich. „Allesamt?“
    „Nein.“ Amunnacht war ernst geworden. „Der Seher ist nicht zu finden. Nur die Götter wissen, wo er steckt.“ Ich blickte ihn bestürzt und mit großen Augen an, dennoch überraschten mich seine Worte irgendwie nicht. Ich hob die Hände.
    „Was geschieht jetzt, Amunnacht?“
    „Jetzt warten wir. Die gesamte Dienerschaft der Angeklagten wird vernommen. Wenn der Prinz fertig ist, wird er die Richter, die Beklagten und die Kläger einberufen.“
    „Aber ich habe gedacht, daß nach dem Gesetz die Beklagten bei ihrem Prozeß nicht

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