Die Herrin von Rosecliffe
neben sie setzte, versteifte sie sich und versuchte zur Seite zu rollen.
ja, sie hatte Angst und das genoss Rhys - aber nicht so sehr, wie er erwartet hatte. Als er seinen Dolch zückte, wurden ihre Augen vor Entsetzen fast schwarz, und als er ihn hob, wurde ihr Gesicht leichenblass.
»Entspann dich, Liebling«, murmelte er und strich ihr eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn. »Ich will nur deine Fesseln lösen, sonst nichts.«
Mit der scharfen Klinge durchtrennte er den Stoffstreifen, mit dem er sie geknebelt hatte. Isolde saugte begierig Luft in ihre Lunge ein. Noch ein wenig atemlos wollte sie sofort wissen: »Was hast du mit meinen Leuten gemacht? Hast du jemanden verletzt oder getötet?«
»Das sind jetzt meine Leute«, antwortete er barsch. »Du, solltest dich lieber nur um dein eigenes Wohlbefinden kümmern.«
Ihre Augen verengten sich verächtlich. »Bildest du dir wirklich ein, dass die Menschen, die in Rosecliffe leben, dir gehorchen werden?«
»Wenn sie es nicht tun wollen, können sie diesen Ort verlassen. ich werde sie nicht daran hindern.« Gereizt drehte er sie um, zerschnitt die Fesseln an ihren Händen und Füßen und löste die Kette um ihre Taille. Dabei verwünschte er seine eigene Gefühlsduselei. Ihre Empfindungen sollten ihm eigentlich ganz egal sein aber es störte ihn, dass sie Angst vor ihm hatte, und es störte ihn noch mehr, dass sie ihn verachtete.
Rhys schob seinen Dolch in die Scheide und zog Isolde auf die Beine. »Ich rate dir, mich in Zukunft höflich zu behandeln, Weib! «, knurrte er. »Ich bin jetzt der Herr von Rosecliffe, und du wirst meinen Befehlen gehorchen.« Als sie sich loszureißen versuchte, verstärkte er den Druck auf ihre Handgelenke. »Osborn möchte dich sehen. Er glaubt mir nicht dass du unversehrt bist.«
Isolde schluckte. »Ist Osborn verletzt? Hat es Tote gegeben?«, wollte sie wieder wissen.
Rhys zuckte mit den Schultern. »Nein, es wurde kein Blut vergossen. Ein paar Männer haben Beulen abbekommen, werden sich aber schnell erholen.« Er lachte. »Das war nicht gerade eine Glanzleistung eurer wackeren Engländer.«
»Auf Betrug und Verrat mutmaßlicher Freunde ist man eben nicht vorbereitet«, fauchte Isolde gehässig.
»O ja, mit Verrat kenne ich mich bestens aus«, konterte er verbittert.
»Das ist deine Spezialität nicht wahr?«
Seine Augen schleuderten Blitze. »Du solltest deine scharfe Zunge im Zaume halten, Isolde«, warnte er.
Isolde erbleichte, reckte aber gleichzeitig trotzig das Kinn. »Oh? Willst du mich dafür bestrafen, dass ich die Wahrheit ausspreche?«
Sie war mutig, das musste man ihr lassen, aber sie wusste nicht dass diese Art von Mut sehr gefährlich sein konnte. Sie hatte keine Ahnung von der rauen Wirklichkeit. Höchste Zeit diesem verwöhnten Ding die Augen zu öffnen! Rhys schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie näher an sich heran. »Denk daran ich kann mit dir machen, was ich will. Soll ich es dir beweisen?«
»Nein! Lass mich los!«
Rhys las Panik in ihren Augen, ließ sich davon jedoch nicht erweichen. Vor wenigen Stunden hatte sie ihn heiß begehrt und er würde ihr zeigen, dass sich daran nichts geändert hatte ...
»Ist es der Bart der dir fehlt?«, spottete er. »Dein Liebster hatte einen Bart Soll ich mir wieder einen wachsen lassen?«
»Ich verabscheue dich - ob mit Bart oder ohne! Lass mich sofort los!«
»Ah, aber Reevius hast du nicht verabscheut wenn ich mich recht entsinne. Vielleicht sollte ich auf meiner Laute ein Liebeslied spielen ... Wirst du dann wieder dahinschmelzen - und die Beine für mich spreizen, Isolde?«, fügte er absichtlich grob hinzu.
Sie zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen, und er spürte, dass sie wie Espenlaub zitterte - nicht vor Leidenschaft sondern vor Angst. Das brachte ihn zur Vernunft. Sein eigenes Benehmen ekelte ihn plötzlich an. Er ließ sie los, und sie wich hastig bis zur Wand zurück und beobachtete ihn misstrauisch.
Rhys ertappte sich dabei, dass er genauso schnell wie sie atmete, weil ihre Nähe ihn gegen seinen Willen erregt hatte. Es würde nicht leicht sein, diese Frau zurückzuerobern. Dem Spielmann Reevius hatte sie sich überraschend schnell und überraschend leidenschaftlich hingegeben. Rhys ap Owain, der walisische Rebell, würde sie nicht so leicht verführen können. Es war eine Herausforderung - aber er liebte Herausforderungen. Die Inbesitznahme von Rosecliffe war viel zu einfach und deshalb nicht so befriedigend gewesen, wie er es
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