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Die Herzen aller Mädchen

Titel: Die Herzen aller Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Geier
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Unterhaltung konnte sie ohne Zeugen ebenso gut abbrechen. Es glaubte ihr ja doch keiner mehr. »Wir sind ganz unter uns. Ihre Hinweise werden hier völlig vertraulich behandelt.« Auf Zehenspitzen schlich sie durch den Gang, öffnete leise die Tür zum Vernehmungsraum und war dankbar, dass drinnen ein drückendes Schweigen ausgebrochen war. Sie trat ein, blickte bedeutungsvoll in die Runde und legte den Finger an den Mund. »Erzählen Sie.«
    Doch Schneider schwieg, als hätte sie die Geste auch gesehen. Bettina wies auf Gregor und seine Anwältin und die Tür. Die beiden blickten interessiert und blieben sitzen.
    »Wissen Sie denn, wer den Ovid-Kodex gestohlen hat?« Bettina zwang sich zur Konzentration. Vermutlich klang sie wegen all dieser Zeichen und Gesten zu unachtsam. Oder die Frau bekam am Ende doch Skrupel, den eigenen Gatten zu verraten.
    »Vielleicht«, antwortete sie vage.
    »Es ist sehr vernünftig, sich von einem Mord zu distanzieren. Wirklich das Beste, was Sie für sich und Ihre Familie tun können. Ich bin sicher, weder Sie noch Ihr Mann wollten, dass eine Polizistin getötet wird.« Bettina nahm der verdutzen Sahm-Nickel den Füller vom Ohr, öffnete ihn mit einer Hand und kratzte damit Krampe+Co. sofort raus! aufs nächstbeste Papier. Sie schob Jaecklein den Zettel hin.
    »Natürlich nicht«, sagte Schneider. »Aber vordringlich geht es mir um das Buch.«
    »Ach so?«
    »Ich finde, ein Buch zu stehlen ist falsch. Es sollte seinem Besitzer zurückgegeben werden. Wenn ich einen Beitrag dazu leisten kann, ist das doch gut, nicht?«
    Sieh an, du glaubst noch an die Viertelmillion, dachte Bettina. Du hast ja Nerven, Schätzchen. »Absolut«, sagte sie und schaltete um von Mordverdacht abwenden auf Kulturgut retten. Das musste sie, weil nun doch etwas Unruhe entstand, als Gregor und seine Anwältin den Raum verließen. »Sie helfen unserer Gesellschaft, einen literarischen Schatz von großer Bedeutung zurückzubekommen. Sie machen sich um die Wissenschaft verdient. Und um«, Bettina blickte Gregor hinterher, »Wahrheit und Gerechtigkeit.«
    Dann war sie mit Jaecklein und dem Telefon allein.
    Wer?, schrieb der auf ein Papier. Schneider?
    Vera S., krakelte Bettina.
    Jaecklein blickte ungläubig.
    Sie zuckte die Achseln. Hab ich’s dir nicht gesagt.
    »Also, wenn ich Ihnen das Buch gebe, dann …?«
    Bettina seufzte innerlich. Dann kriegst du die Kohle, ja. »Sie haben das Buch?«
    Jaecklein begann sofort wild zu kritzeln.
    Am anderen Ende der Leitung blieb es still.
    »Hab ich das richtig verstanden, Sie sind in der Lage, mir den Ovid zu geben?«, fragte Bettina. »Den Kodex? Das Buch, das in der Ritter-Bibliothek gestohlen wurde? Ja?«
    Jaecklein schob seinen Zettel rüber. Drauf eingehen, stand darauf. B. hat Schneiders gelinkt. Die wollen pokern. Die wissen noch was. Drauf eingehen!!!
    »Zumindest habe ich eine Ahnung, wo es ist«, erklärte Schneider. »Aber es ist ein großes Risiko für mich. Allein, mit Ihnen zu sprechen, verstehen Sie?«
    »Oh ja«, sagte Bettina. Jaecklein stellte sich neben sie und lauschte. Sie hielt das Telefon so, dass er mithören konnte. »Und es ist nobel und mutig von Ihnen, dass Sie das tun. Sollen wir zu Ihnen kommen? Vielleicht können wir persönlich besser miteinander sprechen.«
    »Es gibt eine Belohnung, nicht wahr?«
    »Allerdings«, sagte Bettina.
    »Zweihundertfünfzigtausend Euro?«
    »Für das Buch«, sagte Bettina. Nicht für deinen Mann, setzte sie innerlich hinzu.
    »Gut«, sagte Schneider mit ihrer liebenswürdigen Stimme. »Dann seien Sie damit in einer Stunde bei mir in Haßloch.«
    Jaecklein rückte ab und betrachtete das Handy mit hochgezogenen Brauen.
    »Wir kommen«, sprach Bettina milde. »Aber das mit dem Geld wird nicht so schnell gehen. Erst brauchen wir Ihre Hinweise, dann müssen wir die prüfen und das Buch beschaffen, und dann werden wir weitersehen.«
    »Ich brauche es jetzt«, entgegnete Schneider etwas schriller. »In einer Stunde. Oder schneller. So bald wie möglich.« Nun schwang Aufregung in der hübschen Stimme mit. »Holen Sie Lea und mich hier ab. Ich muss sofort weg.«
    »Können Sie mir denn sagen, wo das Buch ist?«, fragte Bettina sanft.
    »Ich will hier fort!«, flüsterte Schneider da, plötzlich panisch. »Holen Sie uns! Ich hab das Buch! Das mit dem Geld können wir später machen!« Im Hintergrund waren Geräusche zu hören. Dann brach die Verbindung ab.
    Bettina und Jaecklein sahen sich an.
    »Sie hat das Buch«,

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