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Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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sie tanken musste. Er ging in die Telefonzelle und rief seine Sekretärin an, erfand eine Entschuldigung für seine Abwesenheit und wollte sie beauftragen, seinen Chauffeur ausfindig zu machen. Doch er besann sich anders und befahl ihr, Paige auszurichten, dass er in dieser Nacht nicht nach Hause kommen würde.
    So irrational das auch war – danach ging es ihm besser. Was er tat, vermochte er nicht zu rechtfertigen, und trotzdem konnte er seinen Kurs nicht ändern. Er beschloss, noch eine Weile mit Angela durch die Gegend zu fahren – nur ein paar Stunden, dann würde er sich bei einem Motel an der Autobahn absetzen lassen und dort die Nacht verbringen. Am nächsten Morgen würde er seinen Chauffeur anrufen und nachmittags rechtzeitig für seine Besprechungen im Büro eintreffen.
    Als er zum Toyota zurückkehrte, saß Angela auf dem Beifahrersitz, zwei Dosen Limo und verschiedene Junk-Food-Päckchen im Schoß. Er setzte sich ans Steuer, und sie riss die Lasche von einer Dose, die sie ihm reichte. Weil er durstig war, nahm er einen Schluck. Es schmeckte abscheulich,
viel zu süß. Wann hatte er so ein Zeug zuletzt getrunken? Das wusste er nicht mehr. Jedenfalls war der zweite Schluck nicht ganz so schlimm.
    Er zog sein zerknittertes, nass geschwitztes Jackett aus. Vorsichtig drehte er sich um und legte es auf den Rücksitz.
    Dann startete er den Motor und steuerte den Wagen auf die Autobahn zurück. »Lange fahre ich nicht mehr mit.«
    »Ich weiß nicht einmal, warum Sie überhaupt hier sind.«
    Weil ich nicht sterben will  ... Nein, der unerwartete Gedanke ergab keinen Sinn. Er war nicht alt, erst neunundfünfzig, und ein sehr bedeutender Mann. Um sich von diesem Nonsens abzulenken, fragte er: »Wieso tun Sie das? Warum ist es so wichtig?«
    »Elvis ist Sammys Vater.«
    Verächtlich schnaufte er.
    »Glauben Sie mir nicht? Klar, niemand glaubt mir.« Er spürte, wie sie ihre inneren Streitkräfte formierte. Aber statt in die Schlacht zu ziehen, wandte sie sich ab und starrte aus dem Seitenfenster. Nun entstand ein längeres Schweigen. Niedergeschlagen ließ sie die Schultern hängen, als hätte sie soeben auf etwas Kostbares verzichtet. »Ich wünschte, er wäre Sammys Vater gewesen – und ich hätte ihn kennen gelernt. So viele Lügen erzählt man über ihn. Er sei seiner Frau Priscilla untreu gewesen, habe Drogen konsumiert und sich seltsam verhalten. Das alles nahm ich niemals ernst. Elvis liebte die kleinen Leute. Menschen wie mich mochte er. Also muss ich ihm in Graceland die letzte Ehre erweisen – das Mindeste, was ich für ihn tun kann.«
    In ihren Sitz zurückgelehnt, schloss sie die Augen.
    Der Rhythmus der Autobahn und die leisen Elvis-Balladen, die der Bakersfield-Radiosender erklingen ließ, lullten Joel ein. Allmählich wurde es dunkel, und er schaltete die Scheinwerfer an. Angela schlief, den Mund leicht geöffnet. Gähnend entspannte er sich, zum ersten Mal seit einer halben
Ewigkeit. Es tat ihm gut, ein Auto zu lenken. Von jetzt an würde er das öfter machen. Mehr fehlte ihm nicht – er brauchte einfach ab und zu ein bisschen Erholung.
    Jetzt mischten sich Störgeräusche in den Text von »Kentucky Rain«. Aber er suchte keinen anderen Sender. Er entdeckte die St.-Christopherus-Medaille, die auf dem Armaturenbrett klebte. Am Boden lag ein umgekipptes Nagellackfläschchen, vom Zigarettenanzünder hing ein kleiner Abfallbeutel herab, mit einer Reklame der State-Farm-Versicherungsgesellschaft bedruckt. Joel fühlte sich nicht schläfrig. Nur entspannt.
    An seiner Seite erklangen Angelas Atemzüge – leise Zischlaute. Ihr Rock war über die Knie nach oben gerutscht, und Joel registrierte wohlgeformte Beine in schwarzen Strümpfen. Aber er empfand keine sexuelle Erregung. Billige Frauen hatten ihn nie gereizt, nicht einmal in seiner Jugend. Als sie Barstow erreichten, hatte sie die Füße auf den Sitz gezogen.
    Gegen Mitternacht musste er anhalten, um zu tanken. Angela erwachte und übernahm wieder das Steuer. Schon nach einigen Minuten schlief er auf dem Beifahrersitz ein. Während der Nacht überquerten sie die Arizona-Grenze.
    Bei jedem Tanken wechselten sie die Plätze. Am Morgen frühstückten sie in einer Fernfahrerkneipe bei Albuquerque. Angela verschwand in der Toilette, denn sie wollte ihr Gesicht waschen. Frisch geschminkt, kehrte sie zurück, und ihre Figur im violetten Stretch-Top erregte die Aufmerksamkeit einiger Lastwagenfahrer. Über die Kaffeetassen hinweg starrten sie zu ihr

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