Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
nett zu mir sind, lasse ich mich vielleicht hinter einem Felsen ein bisschen begrapschen.«
Susannahs Hand erstarrte am Flaschenkorken, als Yank seine Lippen ganz langsam zu einem schläfrigen Lächeln verzog, das fast hypnotisierend wirkte. Nun musste sie ihrer Schwester Recht geben. Er hatte sich zu einem ungemein attraktiven Mann gemausert. Und das war ihr gar nicht aufgefallen.
»Wart nicht auf uns!«, rief Paige ihr über die Schulter zu, schlang ihre Finger in seine und zog ihn zur Tür hinaus. »Bevor ich ihn vernascht habe, kommen wir nicht zurück.«
Trotz ihrer dreisten Angeberei fühlte sie sich etwas unbehaglich, sobald sie mit Yank allein war und das Haus hinter ihnen zurückblieb. Irgendwie kam er ihr gespenstisch vor – als wüsste er alle möglichen Dinge, die anderen Menschen
verborgen blieben. Bei diesem Mann wollte sie nicht ins Hintertreffen geraten. Doch sie wusste nicht, wie sie das Kommando übernehmen sollte.
Während sie zum Strand hinabstiegen, beleuchtete der Mond ihren Weg und goss Silber über schroffe Felsbrocken. Die Nacht war warm und still. Leise plätscherten die Wellen gegen die Küste. Paige trat ans Ufer, heuchelte brennendes Interesse am glitzernden Wasser und versuchte zu ignorieren, dass Yank sie ungeniert anstarrte.
Sein prüfender Blick zerrte immer unangenehmer an ihren Nerven. Schließlich nahm sie Zuflucht zu ihren alten Tricks. »Hat Ihnen schon jemand gesagt, wie wahnsinnig sexy Sie sind?«
»Ja.«
»Susannah hält Sie für verrückt.«
»Das habe ich gemerkt.«
»Stört Sie das nicht?«
»Meinen Sie, es müsste mich beunruhigen?«
»Wie soll ich das wissen? Wenn Sie durchs Leben gehen und für Ihre Mitmenschen den Irren abgeben möchten, ist das Ihr Problem.«
Yanks leises Gelächter irritierte sie, denn es deutete an, dass er etwas durchschaute, was sie nicht einmal annähernd ahnte.
Dafür würde sie sich rächen. Sie ergriff den unteren Rand ihres T-Shirts und begann, es über ihre nackten Brüste zu streifen. »Kommen Sie, gehen wir schwimmen.«
Blitzschnell packte er ihre Hände. »Nein, ziehen Sie sich nicht vor mir aus, das ist mir unangenehm.«
»Du meine Güte, nicht noch so einer! Erst Mitch, jetzt Sie. Was seid ihr eigentlich? Zwei Buddhisten?«
»Vielleicht hat Mitch es auch begriffen. Einen von uns beiden zu verführen, ist nicht das Richtige für Sie. Zumindest nicht jetzt.«
»Sind Sie der Allmächtige? Wieso wissen Sie, was richtig oder falsch für mich ist?«
»Ich weiß es eben. Beim Dinner erkannte ich, wie sich alles entwickeln wird. Natürlich nur, wenn wir Glück haben.«
»Wie wird sich was entwickeln? Wovon reden Sie?«
Da strich er über ihre Wange, so sanft, wie sie kein Mann jemals liebkost hatte. Und sie schaute in weise, einfühlsame Augen, die sie an Jesusbilder in griechischen Souvenirläden erinnerten. »Eine Zeit lang dürfen Sie sich niemandem hingeben, Paige. Nicht sexuell – das ist sehr wichtig.«
Ärgerlich stieß sie seine zärtliche Hand weg. »Ich gebe mich jedem hin, der mir gefällt. Großer Gott, Sie sind wirklich durchgeknallt. Von jetzt an kümmern Sie sich um Ihren verdammten eigenen Kram, hören Sie? Fahren Sie zur Hölle, Mister!«
Statt zu antworten, schenkte er ihr ein mildes, wehmütiges Lächeln. Dann wandte er sich ab und beobachtete die Wellen.
Susannah beeilte sich, damit sie im Bett lag, bevor die beiden vom Strand zurückkehren würden. Weitere Diskussionen über ihre Abreise könnte sie nicht ertragen.
Während sie ihr Kissen zurechtrückte, dachte sie an Paiges Reaktion auf Yank. Das erotische Geplänkel zwischen ihrer Schwester und dem attraktiven Mitch war keine Überraschung gewesen. Aber anscheinend fühlte sich Paige zu Yank genauso hingezogen.
Sie schloss die Augen, versuchte zu relaxen und einzuschlummern. Aber ihre Lider hoben sich immer wieder. Um ihre innere Unrast zu bekämpfen, stellte sie sich vor, wie es wäre, mit Yank zu schlafen. Doch sie kam nur bis zu dem Punkt, wo er im entscheidenden Moment von irgendwelchen elektrotechnischen Problemen abgelenkt wurde.
Und dann, zu ihrer Schande, empfand sie ein unerwartetes Verlangen. Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, dass sie lernen musste, mit ihrem sexuellen Frust zu leben. Sie war eine sinnliche Frau. Und dieser Teil ihres Wesens würde nicht absterben, nur weil sie keinen Ehemann mehr hatte, der sie befriedigte. Andererseits war ihre Seele so qualvoll verletzt, dass sie sich nicht vorstellen konnte, jemals wieder
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