Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
Liebesleben organisieren müsstest. Viel zu lange habe ich’s schleifen lassen. Sechs Wochen bin ich dir aus dem Weg gegangen und habe abgewartet, bis du endlich nicht mehr den Eindruck erwecken würdest, du könntest jeden Moment zusammenklappen. Und jetzt reicht’s mir!«
»Untersteh dich, so mit mir zu reden!«
»Ich rede mit dir, wie’s mir passt. Und in diesem Moment habe ich das Sagen.« Er fuhr zu Yank herum. »Handeln wir einen Nebendeal aus.«
»Einen Nebendeal? Ja, eine gute Idee.«
Unrhythmisch begann Paiges Herz gegen die Rippen zu hämmern.
»Wie fangen wir’s an?«, fragte Mitch in geschäftsmäßigern
Ton, nachdem er beruhigenderweise soweit alles unter Kontrolle hatte. »Dein Deal, dein Vorschlag.«
Nachdenklich kaute Yank an seiner Unterlippe. »Vielleicht könntest du mir Geld anbieten, dann wäre es offiziell.«
Bei solchen Verhandlungen hatte sich Mitch oft genug die Zähne ausgebissen, und er wusste, wie man zu einem schnellen Ende kam. »Fünf Dollar.«
»Fünf Dollar?«, mischte sich Susannah empört ein. »Hast du gesagt – fünf Dollar?«
»Ja, das wäre okay«, stimmte Yank zu. »Wenn’s dir nichts ausmacht, ich bevorzuge Bargeld. Meistens verliere ich die Schecks.«
Mitch zog seine Brieftasche hervor und öffnete sie. »Leider habe ich nur zwei Zwanziger. Kannst du mir was herausgeben?«
Nachdem Yank den Inhalt seiner eigenen Brieftasche inspiziert hatte, schüttelte er den Kopf. »Tut mir Leid, ich habe auch nur einen Zwanziger. Paige?«
Beinahe verlor Paige ihr Gleichgewicht, als sie zu ihrer Handtasche hechtete. Ihre Hände zitterten so sehr, dass sie nichts fand. Vor lauter Verzweiflung schüttete sie den Inhalt der Tasche auf den Schreibtisch – Lippenstifte rollten davon, Kaugummipackungen flogen umher. Hastig ergriff sie die Brieftasche und öffnete das Fach für die Dollarscheine und atmete so schnell, dass ihr schwindlig wurde. »Nein – nein«, schluchzte sie. »O Gott – ich habe nur einen Fünfziger. Was nützt einem ein Fünfziger?« Dann drehte sie sich zu Mitch um und schrie: »Um Gottes willen, gib ihm zwanzig!«
Um ihre Würde wenigstens teilweise zu retten, verkündete Susannah mit einer Stimme, die an die Eiskappen der Pole erinnerte: »Falls das eine Auktion ist, opfere ich zwanzig Dollar und kaufe mich selber.«
»Nein, das ist keine Versteigerung«, protestierte Yank entschieden. »Das wäre erniedrigend.«
Da begann Paige zu würgen, und er klopfte ihr behutsam auf ihren Rücken.
Mitch gab ihm einen Zwanziger. »Aber ich will meine fünfzehn Dollar zurückhaben. Spätestens morgen.«
Wortlos nickte Yank und zog Paige an sich. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen, und sein wundes Kinn ruhte auf ihrem Scheitel.
Paige lehnte zufrieden an seiner Brust. Und dann versteifte sie sich, als ihr einfiel, was er ihr angetan hatte.
Yank hatte für Susannah gekämpft. Drei Männer hatten sich um ihre Schwester gebalgt. Nicht einer, sondern drei! Erinnerte sich denn niemand daran, dass sie die Hübsche war. Dass die Männer ihretwegen Amok liefen?
Daran erinnerte sich jedoch Yank sehr genau. Träumerisch starrte er auf das schöne blonde Geschöpf hinab, in das er sich so verzweifelt verliebt hatte. Paige verkörperte jedes Mädchen, das an ihm vorbeigegangen war, über seine Tollpatschigkeit gelacht und ihn dann ignoriert hatte. Sein Leben lang hatte er an der Seitenlinie gestanden und Frauen wie Paige Faulconer vorübergehen sehen, ohne dass sie ihn wahrnahmen. Damit war jetzt Schluss.
Wer hätte jemals erwartet, eine Frau wie Paige könnte sich in einen Mann wie ihn verlieben? Dass sie ihn liebte, wusste er. Schon in jener Nacht am Strand von Naxos hatte er es gespürt – ihre beiden Seelen passten perfekt zusammen. Aber er wünschte sich eine dauerhafte Liebe. Und so hatte er Paige Zeit und genug Spielraum gegeben, damit sie sich an ihn gewöhnte – obwohl er schon am ersten Abend den Wunsch verspürt hatte, sie für immer an sich zu binden, so fest, dass sie ihn niemals verlassen würde.
An diesem Tag hatte er sie zu Tode erschreckt. Für sie musste sein Entschluss, Susannah vor Sam zu retten, grauenvoll
gewesen sein. Jetzt zürnte sie ihm natürlich. Aber er würde alles wieder gutmachen. »In den nächsten Tagen werde ich nicht zur Arbeit kommen, Susannah. Weil Paige und ich ein bisschen Zeit für uns brauchen – nur für uns beide.«
Verächtlich kräuselte Paige die Lippen, wie eine HighSchool-Queen, die man zwingen
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