Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
wollte, mit dem hässlichsten Jungen in der Klasse zu tanzen. »Und wenn du der letzte Mann auf Erden wärst – ich gehe nirgendwo mit dir hin. Du bist verrückt! Total übergeschnappt!«
Yank nahm sich Zeit, um seine Möglichkeiten zu überdenken. Als echter Wissenschaftler schwärmte er geradezu leidenschaftlich für die Wahrheit. Dass er Sam hereingelegt hatte, belastete sein Gewissen, obwohl er aus edlen Motiven gehandelt hatte. An diesem Abend hatte er seine moralischen Grundsätze schmerzlich genug verletzt. Ein zweites Mal würde er das nicht tun.
Oder?
»Wie du meinst, Paige. Würdest du mich zum Arzt fahren, Susannah? Mein Arm tut ziemlich weh. Vielleicht ist er sogar gebrochen ...«
Heiliger Himmel, er vermochte kaum zu atmen, während Paige ganz behutsam seinen Arm umfing und leise Trostworte gurrte. Plötzlich fühlte er sich wie ein bronzebrauner kalifornischer Surf-Gott mit klassisch gemeißelten Muskeln, einer weißen Zinksalbennase und einem Gehirn, das viel zu klein war, um jemals ernsthafte Probleme aufzuwerfen.
Susannah schaute den beiden nach. Eng umschlungen gingen sie davon, als wären sie in dieser Pose geboren worden. Im Büro herrschte auf einmal tiefe, bedrückende Stille. Mitch stand bei der Tür, eine Hand lose in der Tasche seiner marineblauen Hose, der andere Arm hing lässig hinab.
Vor lauter Nervosität konnte Susannah kaum denken. Monatelang war sie in einer Berg-und-Tal-Bahn rauf und
runter gerast, halb krank vor Liebe zu Mitch. Und im Glauben, er würde ihre Schwester lieben, hatte sie ihre Emotionen so tapfer bezwungen. Jetzt wünschte sie, er würde sie in die Arme nehmen und all die zärtlichen Worte sagen, die sie ersehnte. Aber er schwieg beharrlich.
Um die angespannte Atmosphäre zu überspielen, begann sie zu schwatzen. »Mit Yanks Arm ist alles okay. Der Kerl manipuliert Paige. Also, ich schwöre dir – er wird immer sonderbarer. Und meine Schwester ...« Ihre Stimme erstarb. Machte sich Mitch denn gar nichts aus ihr? Doch, redete sie sich ein. Sonst wäre er nicht wie ein ausgerasteter Rowdy über Yank hergefallen. »Ich dachte ...«, begann sie und studierte einen Punkt an der Wand neben seiner Schulter, »... dass du und Paige ...«
Er sagte noch immer nichts, stand einfach nur da und musterte sie. Ja, dieser Blick wirkte eindeutig besitzergreifend. Sie erinnerte sich an die fünf Dollar und spürte, wie ihre Wangen brannten.
Bildete er sich wirklich ein, er hätte sie Yank abgekauft? Sie kniete nieder, um ihren Schuh zu suchen. Daraus machte sie eine große Show. Alles, nur damit sie Mitch nicht ansehen musste ... Sie spähte unter den Schreibtisch, unter ein Regal, zur Tür hinüber. Dort standen Mitchs Schuhe. Im Gegensatz zu ihren steckten seine Füße darin. Schwarz, glänzend poliert, lugten sie unter scharfen marineblauen Bügelfalten hervor.
Allmählich wurde die Stille unerträglich. Ihre Wangen fühlten sich nach wie vor heiß an. Als der Schuh dicht vor ihrem Gesicht zu Boden fiel, schreckte sie zusammen. Sie griff danach, und zwei starke Hände zogen sie hoch.
»Noch ist deine Scheidung nicht rechtskräftig.« Seine Miene wirkte überaus streng. Vielleicht ein bisschen gefährlich. »Wenn es so weit ist, verabreden wir uns im Schlafzimmer.«
Zunächst dachte sie, er hätte Konferenzzimmer gesagt. verabreden wir uns im Konferenzzimmer. War sie so verwirrt, dass sie ihn missverstand? Und als sie erkannte, was er tatsächlich gesagt hatte, wandte er sich zum Gehen.
O nein. Wütend knirschte sie mit den Zähnen. So funktionierte das nicht. Falls der Spießer glaubte, so was ließe sich auf geschäftsmäßiger Ebene regeln, täuschte er sich ganz gewaltig. Mit aller Kraft schleuderte sie ihren Schuh gegen die Tür. Blitzschnell reagierten seine Reflexe, obwohl sie ohnehin nicht beabsichtigt hatte, ihn zu treffen. Also verfehlte ihn der Schuh um einen Meter – was ihn aber nicht beruhigte.
Die Arme vor der Brust verschränkt, drehte er sich um und sagte tonlos: »Du hast dreißig Sekunden Zeit, Susannah.«
»Wofür?«
»Um dich nicht mehr wie ein bescheuerter Teenager zu benehmen und zu entscheiden, was du willst.«
»Keine Ahnung, was du meinst ...«
»Fünfundzwanzig Sekunden.«
»Hör auf, mich herumzukommandieren!«
»Achtzehn.«
»Du bist ein echter Idiot, weißt du das?«
»Fünfzehn.«
»Warum muss ich es sein?«
»Zwölf.«
»Warum kannst du’s nicht sagen?«
»Zehn.«
»Okay, ich sag’s.«
»Fünf.«
»Ich liebe
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