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Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber

Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber

Titel: Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Janssen
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hätte sie gehen lassen, um ihretwillen. Das hätte er getan … oder vielleicht doch nicht? Aber wenn er sie nun nicht aufgeben musste … wenn er sich ihrer sogar würdig erweisen könnte … Er musste aufhören, den Dingen vorzugreifen.
    “Wie würdet Ihr mir denn helfen?”, fragte er Maxime.
    “Ich werde dir beibringen, dich wie jemand zu benehmen, der auf einer Stufe mit ihr steht.”
    Dieser Gedanke gefiel ihm. Er wusste, dass er es konnte, wenn er die Chance bekam. “Glaubt Ihr, dass das wirklich möglich ist?”, fragte er.
    “Wir werden es möglich machen. Du musst in der Lage sein, sie überallhin zu begleiten, sogar an den Königshof, wenn es nötig ist. Du musst wissen, wie es bei Hofe zugeht, musst die inneren Strukturen verstehen, musst helfen, sie vor Intrigen zu beschützen und sie bei ihren Plänen unterstützen. Um dazu fähig zu sein, musst du lernen, dich wie ein Höfling zu verhalten. Das kann ich dir beibringen.”
    “Dann werde ich versuchen, es zu lernen.”
    “Sehr gut. Jetzt werden wir erst einmal ein Bad nehmen und anschließend bei einem gemeinsamen Mahl in meinen Räumen mit deiner Ausbildung beginnen.”

20. KAPITEL
    A ls Camille erwachte, hatte sie das Bedürfnis, sich ausgiebig zu strecken. Der Schmerz zwischen ihren Schenkeln erinnerte sie lebhaft an Maximes Stärke und Kraft. Sie drehte sich zu ihm um, spürte aber schon im gleichen Moment, dass sie allein in seinen Räumen war. Sie lag quer auf mehreren grünen Seidendecken, die bis auf den Boden herunterhingen, wo Maximes und ihre Kleider wild durcheinanderlagen. Auf dem Tisch neben dem Bett stand ein weißer Porzellankrug neben einer passenden Tasse. Camille goss sich kaltes Wasser ein und trank. Sie wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, aber es fühlte sich für sie an, als wäre es bereits Morgen. Das Zimmer wurde von einer einzelnen Öllampe auf dem Kaminsims erleuchtet. Ohne ihr Gefolge um sich erschien ihr der Raum totenstill. Früher hatte sie sich oft danach gesehnt, allein zu sein, doch nach so vielen Tagen in der engen Gemeinschaft mit Sylvie, Kaspar und Henri, machte es sie nervös, niemanden zu hören und zu sehen. Sie fragte sich, wo Henri jetzt gerade war.
    Es spielte keine Rolle, was Henri in diesem Augenblick machte. Momentan brauchte sie seine Dienste nicht.
    Sie war allein und unbewacht in Maximes Privatgemächern zurückgelassen worden. Ein windschiefer Stapel ledergebundener Bücher, jedes von ihnen mit einem seidenen Lesezeichen mit einer Quaste versehen, lag direkt neben dem wuchtigen Bett aus geschnitztem Holz auf dem Fußboden. Nicht weit davon entfernt hatte Maxime auf einem kunstvoll verzierten Gestell sein rot und schwarz lackiertes tragbares Schreibpult stehen lassen. Das Pult war nicht abgeschlossen, und Camille fand darin mehrere noch nicht beantwortete Briefe in verschiedenen Sprachen. Er hatte mit dem Entwurf eines Dokuments begonnen, in dem er die Gründe aufführte, die dafür sprachen, dass sie das Herzogtum gut regieren würde. Offensichtlich hielt er sie nicht für eine Bedrohung und hatte vor, seine Versprechen zu halten.
    Camille wählte einen Morgenmantel aus dem Schrank – er war aus tiefgrüner Seide – und wagte sich hinaus auf den Flur. Maxime hatte dort eine Zofe zurückgelassen, eine füllige dunkelhäutige Frau, die ihre Stickarbeit weglegte, aufstand und in einem Knicks versank. Angesichts der Tatsache, dass sie locker geraffte Hosen und eine lange Tunika trug und ein Schwert umgegürtet hatte, wirkte das etwas seltsam. Vielleicht war sie keine Zofe oder, wie zum Beispiel bei Sylvie, war das nur ein Teil ihrer Aufgaben. Sie wirkte wie eine Wache. “Madame”, sagte sie. “Wie kann ich Euch dienen?”
    “Wisst Ihr, wo Graf Maxime hingegangen ist?”
    “Zur Quelle, Madame.” Als Camille ihr einen fragenden Blick zuwarf, fügte sie hinzu: “Unter der Burg liegen Höhlen, und in einigen davon gibt es natürliche heiße Quellen.”
    Camille überlegte. Sie wollte sich waschen, und sie wollte essen. Es war nicht nötig, Henri zu finden, bevor sie diese Dinge erledigt hatte. “Ich werde hier ein Bad nehmen”, entschied sie. “Und ich hätte gern ein Frühstückstablett. Anschließend werde ich Madame Gisèle treffen. Begleitet Ihr mich dorthin?”
    “Kommandant Leung wird Euch abholen”, erklärte die Wache. Camille entschied, nicht zu fragen, wer genau Kommandant Leung war. Wahrscheinlich handelte es sich ebenfalls um eine Wache, jedoch um eine

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