Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber
gelungen war, nachdem sie sich mit Henris Hilfe Ablenkung verschafft hatte. Mit hochgezogenen Brauen erwiderte Camille: “Glaubst du, einer der Wüstlinge, die sich dort unten mit ihren Lustknaben vergnügen, interessiert sich auch nur im Geringsten für eine umherreisende Herzogin?”
“Das muss Madame entscheiden”, stellte Sylvie mit gerunzelter Stirn fest.
“Sylvie”, seufzte Camille. “Du weißt, dass ich keine Herzogin mehr bin. Nicht auf dieser Reise. Mittlerweile wird der Herzog mich für tot erklärt haben. Oder Schlimmeres.”
“Davon habe wir nichts gehört, und es wäre uns heute Abend zu Ohren gekommen.” Sylvie kniete sich vor Camille hin, um ihr die Stiefel und anschießend die Strümpfe auszuziehen. Dann hob sie den Kopf und schaute Camille von unten an. “Es tut mir leid, dass ich Madame kein Bad bereiten kann.”
“Du musst dich nicht für Dinge entschuldigen, von denen ich sehr gut weiß, dass ich sie nicht haben kann”, antwortete Camille. Sie stand auf, und Sylvie löste den Bindegürtel des Schulmeistertalars, bevor sie Camille, die sich umgewandt hatte, das Kleidungsstück von den Schultern zog. Darunter trug Camille ein schlichtes Leinenhemd und Unterhosen, die durch häufiges Tragen fast so weich wie die Seide waren. Wären ihre Brüste nicht so fest eingeschnürt gewesen, hätte sie sich in dieser Kleidung fast behaglicher gefühlt als in den Sachen, die sie in ihren eigenen Gemächern im Palast zu tragen pflegte.
“Setzt Euch bitte, Madame”, sagte Sylvie. Sie löste Camilles Haar und massierte für ein paar Minuten ihre Kopfhaut, bevor sie Öl auf den Klebstoff träufelte, mit dem der falsche Bart befestigt war. Camille schloss die Augen und genoss es, umsorgt zu werden. Gleichzeitig bedauerte sie, dass Kaspar nicht da war. Er hätte sich um andere ihrer Bedürfnisse kümmern können, die gestillt werden mussten.
Nachdem sie den Bart gelöst hatte, legte Sylvie ihn sorgfältig beiseite, sodass sie ihn am nächsten Morgen wieder ankleben konnte. Dann beugte sie sich vor und reinigte Camilles Gesicht mit einem weichen Tuch, das sie mit pflegender Creme getränkt hatte. Camille spürte Sylvies Atem sanft auf ihrer Wange.
“Madame?” Sylvie schaute sie abwartend an.
“Heraus damit”, forderte Camille sie auf. Nur selten zögerte Sylvie, das auszusprechen, was ihr auf der Zunge lag, und Camille wollte es so; sie brauchte die Offenheit und Ehrlichkeit ihrer Zofe.
Sylvie machte Camille ein Zeichen aufzustehen. Sie löste das Band im Nacken von Camilles Hemd, das daraufhin bis zu ihrer Taille hinunterrutschte, und begann die Brustbandage zu lockern. Über ihre Arbeit gebeugt, bemerkte sie: “Der Junge hätte Euch nicht so verkleiden können, wie ich es kann.”
Amüsiert erwiderte Camille: “Du hast keinen Grund zur Eifersucht.”
“Er steht weit unter Euch.”
“Nun, es würde mir gefallen, wenn er unter mir liegen würde.” Lächelnd leckte Camille sich die Lippen.
Mit einem Ruck zog Sylvie das Lederstück weg, mit dessen Hilfe sie Camilles Kurven gebändigt hatte. Camille seufzte und wollte sich die schmerzenden Brüste reiben, doch Sylvie schob ihre Hände weg. “Ich bin noch nicht fertig.”
Es würde nicht ausreichen, zu sagen, dass sie in Ruhe gelassen werden und sich selbst fertig ausziehen wollte. Außerdem stimmte es nicht. “Vielleicht kannst du mich massieren, wenn du fertig bist.” Mit schwacher Stimme fügte sie hinzu: “Das Reiten hat mich all meine Kraft gekostet, und meine Muskeln sind ziemlich steif.”
“Natürlich, Madame. Aber das wird Euch nicht vom Denken abhalten.”
“Ich habe nicht gesagt, dass ich …”
“Ihr könnt Eure Gedanken nicht vor mir verbergen, Madame. Ihr sorgt Euch, und das zu Recht. Wir haben dort unten für jedermann sichtbar am Tisch gesessen und gegessen, nachdem wir mit so vielen prachtvollen Pferden hier angekommen waren. Wenn wir Glück hatten, sind wir unterwegs durch den strömenden Regen, mit dem andere Reisende auch ihre Schwierigkeiten hatten, nicht weiter aufgefallen, aber ich glaube trotzdem …”
“Genug! Hilf mir lieber.” Camille wünschte, Sylvie hätte ihre Gedanken für sich behalten. Es war völlig unnötig gewesen, sie an die Risiken zu erinnern, die sie eingegangen war. Sie war schon angespannt genug.
“Natürlich ist es mir eine Ehre, Euch zu massieren, aber ich denke, eine gründlichere Ablenkung wäre noch besser.” Sie wickelte die Reste des Brustverbandes ab, zog ihrer Herrin
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