Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber
das Hemd über den Kopf und umfasste dann Camilles Brüste mit ihren Händen.
Verwirrt schaute Camille hinunter auf ihren Busen, der zwischen Sylvies kleinen Händen hervorquoll. “Sylvie …”
“Bitte, Madame. Erlaubt mir, Euch zu zeigen, dass ich mich ebenso gut um Euch kümmern kann wie dieser dumme Junge.” Plötzlich berührte sie Camille ganz anders als vorher. In einem Moment war es noch der vorsichtige, neutrale Griff, den Camille seit jeher gewöhnt war und an jedem Tag ihres Lebens gespürt hatte; im nächsten Augenblick fühlte sie, wie Sylvie mit ihren rauen Händen, die niemals so sorgfältig gepflegt worden waren wie Camilles eigene, voll Erfahrung und Wärme ihre Brüste rieb und streichelte.
Camilles Brüste waren so empfindlich – einerseits weil sie den ganzen Tag über fest umwickelt gewesen waren, andererseits von dem, was sie unten mit Henri getan hatte –, dass von Sylvies Zärtlichkeiten Hitze bis hinunter in ihren Bauch ausstrahlte. Sie wäre nie auf den Gedanken gekommen, sie könnte durch die Berührungen einer Frau erregt werden. Vielleicht wurde nach dem ersten Betrug an Michel, den sie mit Henri begangen hatte, jeder nachfolgende Betrug einfacher und bereitete ihr dadurch auch mehr Vergnügen. Hatte es für Michel genauso begonnen? Nein. Sie weigerte sich anzunehmen, sie könnte ihrem Gemahl auf irgendeine Weise gleichen.
Als Camille nichts sagte, hob Sylvie eine Hand zum Gesicht ihrer Herrin und strich ihr mit dem Daumen über den Wangenknochen. Camille musste schlucken. “Du hast wohl Angst, dass du auf dem Fußboden schlafen musst”, bemerkte sie nach einem raschen Blick hinüber zu dem schmalen Einzelbett.
Sylvie machte einen Schritt rückwärts und ließ die Arme neben ihrem Körper herabhängen. “Ich bin sehr erfahren, Madame”, erklärte sie. “Ihr würdet es nicht bereuen.”
“Ich dachte, du bevorzugst Männer”, wunderte sich Camille.
“Männer sind anders. Meine ersten Erfahrungen habe ich mit einem anderen Mädchen gemacht.”
Fast hätte Camille verraten, dass sie noch nie ein Liebeserlebnis mit einer Frau gehabt hatte. Doch dann beschloss sie, dass das dumm und wahrscheinlich auch verletzend geklungen hätte, als würde sie es nur in Erwägung ziehen, um neue Erfahrungen zu machen. Obwohl der wahre Grund für ihr Handeln vielleicht ebenso verletzend war, wie Camille sich schuldbewusst eingestand. Sie wusste, und zwar bereits seit Jahren, dass Sylvie sie so sehr liebte, dass Camille es fast schon als Vernarrtheit bezeichnet hätte. Sylvies Loyalität ging so weit, dass sie sich selbst Schaden zugefügt hätte, um Camille zu dienen. Dagegen hatte Camille ihre Zofe niemals so geschützt, wie sie es hätte tun sollen; mehr als ein Mal war sie bei den Ränkespielen am Hof unterlegen. Einer von Michels Günstlingen hatte Sylvie seine Liebesbezeugungen gegen ihren Willen aufgedrängt, einzig und allein, weil er wusste, Camille besaß nicht die Macht, ihre Zofe zu schützen. Dass Sylvie am Ende nicht gegen ihren Willen im Bett jenes Höflings gelandet war, verdankte sie mehr ihrem eigenen Kampfesmut als Camille, ihrer angeblichen Beschützerin. Und nun hatte Camille sich einen Stallburschen als Geliebten genommen, anstatt ihre Zärtlichkeit dem Mädchen zu schenken, das ihr gedient hatte, seit es sechzehn war.
Sylvie hatte Besseres verdient, selbst wenn das, was Camille zu geben hatte, schon lange seinen Glanz und seine Schönheit verloren hatte. Sie wusste sehr genau, was sich das Mädchen als Gegenleistung für seine Dienste erhoffte. Camille legte die Hände auf Sylvies schmale Schultern und schob die Zofe in Richtung Bett. Sylvie stemmte die Füße auf den Boden. “Erlaubt mir, Euch zu zeigen, was ich für Euch tun kann”, flehte sie. “Ihr könnt mir vertrauen.”
“Später”, erwiderte Camille, um die Kontrolle zu behalten. Sie drückte wieder gegen Sylvies Schultern, und dieses Mal ging die Zofe rückwärts, bis sie mit den Kniekehlen gegen die Bettkante stieß.
“Lasst mich meine Stiefel ausziehen”, bat Sylvie.
Camille setzte sich neben sie auf das Bett und überlegte, was sie als Erstes tun sollte. Sie hätte Sylvie die Führung überlassen können, doch da sie gegenüber ihrer Zofe ihre Autorität bewahren wollte, wäre dieses Verhalten unklug gewesen. Sie wollte, dass Sylvie sich vor Lust auflöste, Sylvie, die niemals die Beherrschung verlor. Sie selber konnte es sich nicht leisten, die Kontrolle aufzugeben.
Im Herzogspalast wäre so
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