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Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Titel: Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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das Geschäft weiterführen und bräuchte ihn dazu, weil er als Einziger sich damit auskenne. Ich drohte ihm mit dem Herrn Pfarrer, dann trollte er sich. Was ich getan hätte, wenn er nicht gegangen wäre, weiß ich nicht. Manchmal, so ganz allein in dem großen Haus …«
    Lukas erwartete, dass jeden Moment die Tränen in ihre Augen steigen würden. Diesmal fühlte er keine Peinlichkeit, ihr die Hand zu streicheln. Und als sie ihre Lider aufschlug und ihn mit diesem Blick ansah, wäre er am liebsten in ihren Augen versunken. Wie außergewöhnlich hell sie aussahen, wo doch die Haare schwarz waren. Das sah man nur selten. Wunderschön.
    Rumms, machte es, als die Köchin die Tür aufriss. Mit schweren Schritten kam sie herein und räumte die Tassen ab, wobei sie gehörig klapperte. Sofort hatte Lukas seine Hand zurückgezogen und Cäcilie den Blick niedergeschlagen. Noch bevor die Köchin aus der Tür war, stand die Nachbarin auf und verabschiedete sich hastig. Es blieb Lukas nur, ihr sehnsüchtig hinterher zu starren.
    Nach einer Weile seufzte er und erinnerte sich, weshalb er eigentlich sein Laboratorium verlassen hatte. Ein Papier mit Beobachtungen hatte er oben auf dem Turm liegenlassen. Daher ging er die Treppe hinauf ins oberste Stockwerk und stieg von dort die Leiter hoch zu seinem Observatorium.
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    »Es ist nicht weit entfernt«, sagte Noß, als er mit Luzia die Kapelle verließ. Strahlend heller Tag erwartete sie, es war weit nach Mittag. Luzia riss die Hände vor die Augen, weil das Licht sie blendete. Unbeeindruckt ging der Zentgraf weiter und sie rannte ihm hinterher. Die Schuhe hatten dünne Sohlen, die sie jeden spitzen Stein fühlen ließen. Der Zentgraf legte ein scharfes Tempo vor, dem sie kaum folgen konnte. Tausend Fragen brannten Luzia auf der Zunge, aber sie hielt den Mund. Bergab waren sie schnell wieder am oberen Tor. Die Wachmänner dort kannte sie nicht und die achteten auch nicht auf die Leute, die hereinkamen. Beide standen beisammen und schwatzten miteinander. Sie traute sich nicht einmal, den Mann vor ihr genau anzusehen, lieber hielt sie den Blick gesenkt und blinzelte nur ab und zu in die Umgebung. Alles sah so … normal aus. Nichts Ungewöhnliches. Sogar die wenigen Menschen, die ihnen entgegenkamen, hatten nichts Besonderes. Niemand starrte sie an, niemand schien sie zu beachten. Verstohlen sah sie sich um und erkannte in der Menge einen der beiden Büttel, die Noß mitgebracht hatte. Also doch. Wie sie es sich gedacht hatte, es gab keine Möglichkeit zur Flucht. Er wollte nur ihre Ergebenheit prüfen.
    Es ging auf direktem Weg zum Marktplatz, dann in eine kurze Gasse hinein. Die Häuser lehnten sich niedrig aneinander, bis auf das letzte, das stolz alle anderen überragte und fest wie eine Burg aus Stein gebaut nicht weniger trutzig als das Kloster wirkte. Ein Stall mit großem Tor fügte sich an, der größer schien als die Nachbarhäuser.
    Balthasar hielt vor diesem letzten Haus und zog an der Klingelschnur neben einer dunklen Holztür mit vergittertem Oberlicht. Dieses Haus hatte auch auf Luzias Liste gestanden, weil es so vornehm war. Die Dienstboten hatten sie abgewimmelt, ihr keinen Zutritt gewährt. Ein adliger Gelehrter wohnte hier, der oft nach Mainz fuhr. Die Frau Böttcherin wusste viel zu erzählen über seine weiten Reisen ins Morgenland. Wahrscheinlich häufte er da drinnen Reichtümer an. Jetzt lebte er abgeschieden mit seiner Schwester, hatte Kontakt zu niemandem. Die Schwester betete den ganzen Tag, ließ sich nie sehen.
    Bevor jemand öffnen konnte, drückte Noß die Tür auf und trat ein. Es ging in ein dunkles Treppenhaus eine halbe Treppe hoch, wo eine Tür schon offen stand und eine vornehme Frau in mittlerem Alter in einem hochgeschlossenen, dunklen Kleid mitten im Schritt erschreckt wartete. Obwohl es doch ihr eigenes Heim war, trug sie die Haare bedeckt, dass nicht ein Löckchen hervorblitzte. Kein Schmuckstück betonte ihre Schönheit. Befand sie sich in Trauer? Sowie Noß hochsah, schlug sie den Blick nieder und trat einen Schritt zurück. Das musste die ominöse Schwester sein. Was hatte sie mit dem Hexenjäger zu tun? Sie ließ den Zentgrafen und Luzia eintreten und knickste dann vor dem Zentgrafen. »Euer Gnaden, Herr Zentgraf Noß, Euer Besuch ist eine Ehre in unserem bescheidenen Heim.«
    Als ob er hier zuhause sei, ging Balthasar an ihr vorbei, öffnete eine Tür und trat ein. Er hatte ein Esszimmer mit dunklen Holzmöbeln und Aussicht auf einen

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