Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)
Ohrfeige. Ab da wurde ich gemein zu ihm. Ich hielt ihm seine Herkunft vor, wie lächerlich er sich bei den Treffen gemacht habe, wie sehr wir Mädchen über ihn kicherten. Und dann Bauernrosen von einem Bauern! Damit reizte ich ihn aufs Blut. Er verlor darüber den Verstand. Wie ein Tier fiel er über mich her, schlug mich, zerfetzte meine Kleider und schließlich … tat er mir Gewalt an. Meine Schreie dämpfte er, indem er mir mein Kopftuch als Knebel in den Mund schob. Ich schlug und trat um mich. Für einen Moment konnte ich entkommen. Ich kroch auf allen Vieren davon. Da warf er sich auf mich. Er machte … widernatürlich von hinten weiter bis zum Ende. Zum Abschied schlug und trat er mich und verschwand im Wald. Ich war so gedemütigt und fühlte mich so schmutzig, dass ich zurück in mein Zimmer schlich und mich wusch und wusch. Das nützte nichts, denn nach Tagen noch spürte ich seine Finger klebrig auf meinem Körper. Niemand hatte mich gesehen, niemand meine Schreie gehört. Ich sah in den Spiegel und war nur froh darüber, dass er mich nicht ins Gesicht geschlagen hatte.«
»Oh mein Gott!«, war alles, was Luzia dazu flüstern konnte. Sicher, einige ihrer Liebhaber waren nicht allzu zart mit ihr umgesprungen, doch immer hatte sie ihren Spaß dabei gehabt. Was Magdalene widerfahren war, erschien ihr das Schlimmste, was man einer Frau antun konnte. Die nötige Antriebskraft zur Flucht hatte auch Luzia nicht die Aussicht auf Folter gegeben, sondern der Gedanke an die beiden Büttel, die ihre Hilflosigkeit dafür benutzt hätten. Spontan zog sie Magdalene an sich und streichelte über ihren Rücken. »Armes Fräulein«, flüsterte sie.
»Es tut gut, darüber zu reden. Ich erzählte es noch niemandem. Mein Bruder weiß einiges, aber lange nicht alles. Vor allem wird er nie begreifen können, wie sich eine Frau fühlt … hinterher. Er versteht es nicht, dass ich nicht heiraten will. Der kalte Schweiß bricht mir aus, wenn ich nur daran denke, einem solchen Vieh jede Nacht ausgeliefert zu sein und hinterher an seiner Seite um Empfängnis zu beten.«
»Aber Magdalene, das ist doch gar nicht so! Die meisten Männer sind sanft und einfühlsam und achten darauf, dass du es genießt. Ist es nicht so, dass Ehepaare sich darauf freuen, zusammen zu sein? Sollte es jedes Mal eine solche Tortur sein, welchen Grund hätten Frauen, untreu zu werden? Aus welchem Grund wäre dann ein Liebhaber besser als der Ehemann, wenn alle Männer gleich wären? Verbrennst du dich einmal am Feuer, bleibst du doch nicht ein Leben lang dem Herd fern! Nein, beileibe nicht alle sind so.«
»Ja, sicher, Luzia, ich weiß. Es gibt gute, liebevolle Männer. Mein Bruder könnte nie so bestialisch handeln. Von vielen Männern denke ich, ob sie wohl zärtlich wären. Allein der Gedanke, nach der Trauung ließen sie ihre Maske fallen … Stell dir vor, ein Leben lang an ein solches Tier gefesselt zu sein, jede Nacht diese Qualen, nur unterbrochen von den Schmerzen des Gebärens, durch zahllose Geburten ausgelaugt bis zum Tod im Kindbett …«
»… und da ist keine Instanz, die Gnade gewährt. Man muss doch irgendwie einem solchen Schicksal entfliehen können!«
»Höchstens im Kloster. Wenn man sein Leben Gott widmet, muss der Ehemann einen frei geben.«
»Bisher konnte ich nicht verstehen, wie jemand freiwillig in einem Kloster leben will.« Nein, niemals. Dann lieber Gattenmord begehen. Diebesehre hin und her, sie würde niemals Gewalt bei einem Diebstahl anwenden, sie war keine Räuberin und wollte auch nie eine sein - der Reiz bestand ja gerade darin, unauffällig zu stehlen -, aber sollte ihr jemand so etwas antun wollen, nun, dann kannte sie Mittel und Wege, sich eines solchen Spießgesellen zu entledigen. Ohne schlechtes Gewissen. Magdalene gehörte eher zu den Rehen, die ihr Heil in der Flucht suchten, nicht zu den Löwen, die sich wehrten.
»Ich dachte daran. Und ich denke noch immer daran. Nur - hier bin ich mein eigener Herr. Mein Bruder lässt mir freie Hand. Wenn ich den Haushalt organisiere, darf ich tun und lassen, was ich will. Alle Gebote beachte ich peinlichst, besuche die Gottesdienste und die Beichte, bete auch daheim viel. Das wäre es nicht, was mich am Klosterleben schrecken würde. Mein Leben hier gefällt mir. Viel Arbeit habe ich nicht, ich lese, sehe meinem Bruder im Laboratorium zu und« - sie senkte den Blick und flüsterte - »manchmal helfe ich ihm. All das dürfte ich im Kloster nicht. Da gibt es einen
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