Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Titel: Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
Vom Netzwerk:
dem Boden der Kutsche kauern, weil es mich immer wieder vom Sitz reißt.«
    Das Kichern des Anwalts und seine gemurmelten Abschiedsworte bekam sie nur noch von Weitem mit, dann schlug die Tür der Kutsche wieder zu. Trine rief dem Kutscher zu, dass es weiterginge. Als die Räder rollten, hob sich ihr Gewicht von dem Deckel und sie öffnete die Kiste.
    Zerzaust, aber glücklich richtete Luzia sich daraus auf. »Gelobt sei der Herr, es ist überstanden!«
    Trine schmunzelte. »Und Dank gebührt auch Herrn Lukas, der den Namen des Erzbischofs so groß und deutlich auf den Umschlag geschrieben hat, dass selbst dieses Tier von Stadtwache ihn lesen konnte.«
    »Konnte er das?«, fragte Luzia, während sie mit einem Knacken ihren Rücken entfaltete. »Wahrscheinlich imponierte ihm schon, dass jemand so viel Papier geschickt bekommt. Das kann ja nur ein hochwichtiger Mann sein.«
    Kichernd stimmte Trine ihr zu. »Und dazu noch mit gewichtigem Geleittross! Ob unser Beschützer den Weg nach Hause findet?«
    Luzia klappte den gepolsterten Deckel herunter und setzte sich jetzt selbst darauf. Eigentlich hatte sie das Bedürfnis, eine Strecke neben der Kutsche herzurennen, doch es musste genügen, dass sie ihre Glieder streckte, so weit es die niedrige Decke ihres Gefährts zuließ. »Welche Wette, dass er in Eberstadt herauskommt?«
    Kopfschüttelnd hielt Trine sich die Hand vor den Mund. »Da müsste er sich so sehr verlaufen, dass er blinden Auges durch die Stadt marschiert, ohne zu bemerken, wo seine Füßlein trippeln.«
    »Nun, wäre das undenkbar?«
    Trine schüttelte den Kopf und lachte. »Keineswegs.«
    Sie behielt recht, schon bald wurde die Straße schlechter und sie konnten sich nicht unterhalten ohne Gefahr, sich dabei auf die Zunge zu beißen. Dennoch stellte Trine mit gerunzelter Stirn die Frage, mit der sie ihre Reise begonnen hatte. »Was wohl die Herrin jetzt macht?«
    Kurz spielte Luzia den Gedanken durch, wenn sie Mainz erreicht hätten, einfach aus der Kutsche auszusteigen und so schnell und so weit wie möglich wegzurennen. Allerdings besaß sie im Moment nur das, was sie am Leibe trug, ein geborgtes Kleid von Magdalene.
    »Beten wird sie«, antwortete sie der Magd. »Damit verbringt sie den Großteil des Tages. Wenn sie die Bibel fortgelegt hat, nimmt sie ein anderes Buch hervor und liest. Die Unterhaltungen mit mir hat sie ja jetzt nicht mehr.«
    Trine grinste. »Dann unterscheidet sich ihr Tagesablauf da unten nicht viel von dem, den sie vorher hatte.«
    »Sie ist völlig verängstigt«, stellte Luzia fest, und jetzt regte sich doch das Mitleid. »Solange dieses Monstrum existiert, wird sie sich vor jedem Menschen fürchten.«
    »Jeder Mensch muss sich vor diesem Ungeheuer fürchten«, setzte Trine hinzu. »Ich bin froh, dass du die Sache in die Hand nimmst. Dein Plan ist gut. Meine Verwandten in Mainz werden dir helfen. Sicher.«
    So oft Trine ihr das auch versicherte, Luzia blieb skeptisch. Es war riskant. Und einen Großteil des Risikos trug sie. Andererseits ging sie tagtäglich große Risiken ein, wenn sie irgendwo einbrach, und auch dort konnte jemand die Hunde auf sie hetzen, die sie zerfleischten. Lukas hatte ihr versprochen, dass es nicht ihr Schaden sein würde, selbst wenn sie versagte. Über genaue Summen hatten sie nicht gesprochen, aber er behandelte sie in jeder Hinsicht großzügig, da würde er nicht dabei zum Geizhals werden. Das traute sie ihm nicht zu. Ein Blick in seine Augen und er könnte alles von ihr verlangen. Und selbst wenn er nicht in der Nähe war, seinen Zauber auf Luzia auszuüben, genügte doch die Erinnerung an ihn, dass sie ihr Wort gerne halten wollte. Um nichts in der Welt hätte sie Enttäuschung in diesen Augen sehen wollen. Außerdem gehörte Mainz zu den Städten, die auf ihrer Liste standen. Zwar hatte sie zuerst Abstand gewinnen wollen, die Hansestädte an der See oder die Wallfahrerstätten vor den Alpen besuchen, doch eine schlechte Wahl stellte Mainz nicht dar. Warum also nicht?
    Die Kutsche fiel in ein tiefes Schlagloch, das Trine und sie fast von den Sitzen riss. Beim Versuch sich aufzurichten, stießen sie beide mit den Köpfen zusammen. Der Kutscher ließ die Pferde langsamer laufen, weil wohl die nächste Strecke der Weg so schlecht blieb. So konnten die beiden Passagiere wenigstens aufrechte Sitzposition behalten. Nur an Unterhaltung war nicht mehr zu denken. Luzia grinste zu Trine herüber. »Immer noch besser als gehen!«
    Trine konnte nicht einmal

Weitere Kostenlose Bücher