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Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Titel: Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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sich dieses Hinterteil auch noch unter den blonden Locken dieser Gaunerin vor. Oh ja, die hatte auch etwas. Eine Beutelschneiderin war sie, ohne Frage, auch wenn sie das nie so zugab und die Berichte der Stadtwache heillos übertrieben. Ihre Geschicklichkeit der Finger übte einen ganz besonderen Reiz auf ihn aus. Ein paar Mal hatte er sie aus dem Keller herausgelassen in sein Laboratorium, immer darauf bedacht, dass niemand sie zu Gesicht bekam. Magdalene weigerte sich vehement, auch nur die Nase aus dem sicheren Versteck zu strecken, aber Luzia besaß Bewegungsdrang, der sie auf die Straße getrieben hätte, wäre sie nicht so vernünftig. In der Tat, vernunftbegabt war sie. Hatte er von ihr gedacht, sie sei kaum des Lesens mächtig, so verschlang sie jetzt seine Fachbücher und stellte verständigere Fragen dazu als die meisten seiner Studenten.
    Oft gab er ihr kleine Aufgaben, nur um ihre Fingerfertigkeit zu beobachten und wie sie konzentriert die Zungenspitze zwischen die leicht geöffneten Lippen streckte. Magdalenes Kleider saßen ein wenig zu eng an ihrer schlanken Gestalt und betonten die Weiblichkeit dieses erblühenden Körpers. Wie gerne hätte er diese Formen mit einem Gemälde eingefangen, jedoch wusste er, dass ihm dazu das Talent fehlte. Nur eine Skizze mit Kohle auf einem der Papiere, die für Horoskope gedacht waren, hatte er gefertigt. Der Zettel steckte zwischen seinen Sternenbeobachtungen und er konnte nicht anders, als immer wieder darauf zu starren - mit dem Effekt, den er jetzt nur mühevoll verbarg.
    Luzia. Musik in seinen Ohren. Leise sprach er die drei Silben vor sich hin, bis er sich bewusst wurde, dass er hier vor aller Augen sichtbar stand. Venus trat in sein Leben, das bekam jetzt eine Bedeutung. Doch wem gehörte Luzia an? Venus oder Mars? Ihr begehrenswertes Äußeres - war sie sich dessen überhaupt bewusst? Oder sprachen nur seine überreizten Sinne auf sie an? Sein Leben war aus den Fugen geraten. Da tat sein Körper, was er wollte. Und er wollte Leidenschaft!
    Wie konnte er nur an so etwas denken, wenn seine Schwester mit dem grässlichsten Tod bedroht wurde? Und doch entstand vor ihm erneut das Bild von Luzias Gesicht, wie sie über ihre vollen Lippen leckte, die zarten Spitzen des geborgten Kleides herunterstreifte und ihre sahneweißen Brüste entblößte.
    Energisch drehte er sich um und kehrte in das Zimmer zurück.
    Wo hatte er nur seine Gedanken? Die Mappe mit seinen Notizen lag noch immer auf der Brüstung. Kopfschüttelnd drehte er sich wieder herum und kehrte zurück. Sein Blick fiel wieder in den Garten der Witwe. In der gleichen Sekunde fuhr er zurück hinter die Zarge der Balkontür. Dort unten neben der Nachbarin stand Noß. Die beiden unterhielten sich angeregt, wie es aussah. Lukas bückte sich hinter die Balkonbrüstung und spähte durch die Latten. Er verstand zwar kein Wort, aber die Körper der beiden erzählten ihre eigene Geschichte. Frau Cäcilie knickste mit ausladendem Hüftschwung und sah den Zentgrafen mit einem Lächeln an, das Grübchen auf ihren Wangen entstehen ließ. Noß beugte sich über ihre Hand herab und drückte einen Kuss darauf, der einiges länger dauerte, als schicklich war. Das Lächeln auf dem Gesicht der jungen Frau vertiefte sich, jetzt erdreistete sie sich sogar, ihm die Hand auf die Schulter zu legen. Wie ein Vater senkte der Hexenjäger seine Hand auf ihren Rücken und schob sie auf das Haus zu. Davor lüpfte die Schamlose ihre Röcke, um am Brunnen ihre Füße zu waschen. Hätte Lukas es nicht mit eigenen Augen beobachtet, er hätte nie geglaubt, dass Noß ihr dazu Wasser mit dem Eimer überlaufen ließ. Dabei entblößte sie nicht nur ihre Knöchel, nein, das Bein war bis zur Hälfte der Waden feilgeboten. Lukas schnappte nach Luft. Was geschah dort unten? Die zwei trafen sich keinesfalls das erste Mal. Jetzt gingen sie zusammen ins Haus und Lukas erkannte nur noch Schemen hinter dem Fenster. Schemen, die sich sehr nahe kamen. Und dann fiel der Vorhang herunter. Lukas sah nichts mehr.
    Schwer atmend drehte er sich mit dem Rücken an die Balustrade und umschlang die Knie mit den Armen. Frau Cäcilie und Zentgraf Noß. Was versprachen die beiden sich davon? Nun, was sich Frau Cäcilie davon versprach, das konnte er sich denken. Die Krankheit ihres Gatten hatte sein Vermögen aufgezehrt. Als einziges war ihr noch das Haus geblieben, in das sie für ihren Lebensunterhalt Gäste würde aufnehmen müssen, sobald das Ende der Trauerzeit

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