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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Stich in Lenas Herz, trotz allem, was inzwischen geschehen war.
    »Ich hab es getan, um Leopold eins auszuwischen.« Jetzt redete Hella auf einmal so schnell, als könne sie es kaum erwarten, endlich alles loszuwerden. »Und Andres. Und vielleicht sogar dir. Ich bin nicht so gut wie du, Lena. Vielleicht bin ich sogar schlecht, wie Institoris behauptet, denn manchmal höre ich auf zu denken und mache einfach nur noch, was ich gerade tun möchte.«
    Niklas – und Hella! Für ein paar entsetzliche Augenblicke verschlug es Lena die Sprache. War die, die da so heiser neben ihr flüsterte, jemals ihre Freundin gewesen?
    »Das hättest du besser bleiben lassen sollen«, brachte sie schließlich mühsam hervor und rückte unwillkürlich ein Stück von Hella ab. »Wie konntest du nur? Wo du doch ganz genau wusstest, wie sehr ich von ihm …«
    »Weil ich so bin, wie ich eben bin«, fiel Hella ihr ins Wort. »Wir haben es getan, und dafür gibt es keine Entschuldigung. Er hat mich nicht geliebt. Und ich ihn ebenso wenig. Niklas wollte mich haben, und genau das wollte ich damals auch. Es war lediglich eine Art Rausch, schnell wieder verflogen. Aber was spielt das noch für eine Rolle? Jetzt liebst du Johannes. Und wir werden ohnehin sterben, Lena. Wir alle.«
    Lena stürzte sich auf sie und umklammerte ihren Arm so fest, dass Hella aufschrie.
    »Wenn ich das noch ein einziges Mal aus deinem Mund höre, dann dreh ich dir den Hals um!«, sagte sie grimmig. »Denn Grund dazu hätte ich jetzt ja mehr als reichlich. Also halt gefälligst deinen Schnabel und fang lieber an zu denken!«
    »Denken? Das kann ich schon lange nicht mehr. In mir ist alles nur noch leer.«
    »Dann erinnere dich an das Kleine, das in dir wächst, und streng dich gefälligst an – seinetwegen! Hör zu, Hella, ich weiß genau, dass meine Süßspeisen einwandfrei waren, als ich sie von der Küche in das Frauenzimmer hinaufgetragen habe. Van Halen hat zuvor ausgiebig von ihnen genascht, so verfressen, wie er nun mal ist. Wären sie vergiftet gewesen, er wäre jetzt mausetot. Danach hat die Hofmeisterin sie mir abgenommen – und dann nahm das schreckliche Unglück seinen Lauf.«
    Hella schien in sich zusammengesackt. War sie eingeschlafen? Lena rüttelte sie unsanft. Jetzt machte sie die großen hellen Augen wieder auf.
    »Hörst du mir auch zu?«, fragte Lena.
    »Das versuche ich ja«, murmelte Hella. »Aber es fällt mir so schwer.«
    »Dann streng dich an und lass uns gemeinsam weiterdenken! Ist der Hofmeister wirklich zufällig in deinem Haus gestorben? Und wem könnte an seinem Tod gelegen gewesen sein?«
    »Wenn du so fragst, kommt nur eine Einzige infrage«, sagte Hella nach einer langen Pause. »Dieses dürre, hässliche Weib, das mich immer so giftig angestarrt hat, als würde es mich fressen wollen.«
    »Es läuft also auf die Spiessin hinaus«, sagte Lena. »Jedenfalls, was die schweren Beschuldigungen betrifft, die gegen uns beide erhoben werden. Warum haben wir nicht schon eher an sie gedacht?«
    »Was, wenn du recht hättest?«, flüsterte Hella. »Wenn wirklich sie hinter allem stecken würde …« Sie streckte sich seufzend. Die schwere Kugel an ihrem wunden Fußgelenk ließ nur sehr beschränkt Bewegungen zu. »Aber wie in aller Welt könnten ausgerechnet wir beide das jemals beweisen – von hier aus?«

     
    Es lief nicht so mit den Verhören, wie Kramer sich das vorgestellt hatte, obwohl er Schlaf und Gesundheit aufs Spiel gesetzt und damit billigend in Kauf genommen hatte, dass die Dämonen der Nacht seinen Schädel wie eine feindliche Armee besetzt hielten. Der jähe Schmerz, ihm bislang nur allzu gut aus seinen wechselvollen Attacken bekannt, hatte sich in ein lästiges, qualvolles Dauerdröhnen verwandelt, das ihn stärker schwächte, als er jemals zugegeben hätte. Diese verfluchten Innsbrucker Weiber waren aber auch die härtesten Nüsse, die er jemals zu knacken gehabt hatte – starrsinniger und verschlagener als alles zusammen, was ihm an Unholdinnen in den vergangenen Jahren untergekommen war.
    Missmutig starrte er auf die Protokolle, die der Schreiber Josef Wankl in seiner winzigen, akkuraten Schrift angefertigt hatte. Selbst der zeigte erste Ermüdungserscheinungen, verschrieb sich und war im flackernden Kerzenschein schon mehr als einmal vor Erschöpfung eingeschlafen. Sein Ersatz, Ludwig Fels, konnte ihm zwar nicht das Wasser reichen, und doch sah Kramer sich gezwungen, immer häufiger auf dessen Dienste

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