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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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spezielle Haube eingewickelt …
    Hella Scheuber – für ihn Hure, Hexe und Mörderin in einem: Sie habe den Hofmeister Leopold von Spiess niemals verzaubert, sich aber zu ihrem Leidwesen nicht immer erfolgreich seiner liebestrunkenen Anwandlungen erwehren können. Dass er nicht gesund war, sei ihr bekannt gewesen; allerdings habe er eine Medizin besessen, die er in ihrer Gegenwart mehrmals zu sich genommen habe und wonach er sich stets deutlich besser gefühlt habe. Wieso dies bei seinem letzten Besuch anders verlaufen sei, vermöge sie nicht zu sagen, da sie keine gelehrte Person sei, sondern nur die einfache Ehefrau des Münzschreibers. Sie selbst jedoch habe mit dem Tod des Hofmeisters nicht das Geringste zu tun …
    Lena Schätzlin – für ihn die Buhlschaft des Teufels und versuchte Meuchlerin des Fürstenpaares: Alle Anschuldigungen eines gewissen Kassian seien haltlos, denn in Wirklichkeit sei jener Zeuge ein Dieb, der sich lediglich an ihr rächen wolle, weil sie ihn auf frischer Tat ertappt habe. Keineswegs habe sie sich dem Herrscherpaar durch Zauber oder Magie angedient, sondern es einzig und allein durch ihre Kochkunst geschafft, eine entsprechende Stelle bei Hof zu bekommen. Alle Speisen, die man von ihr verlangte, habe sie stets mit Geschick und Hingabe bereitet. Von einem Gift wisse sie nichts und habe auch niemals im Leben die Absicht gehabt, etwas Derartiges gegen die Herzogin und den Herzog anzuwenden …
    Das Argument ihrer geilen Vereinigung mit dem Spielmann in der Rotnacht hatte er sich für den Prozess aufgehoben. Konnte nicht schaden, einen kräftigen Trumpf in der Hinterhand zu behalten.
    Bibiana Brocia – für ihn des Teufels Großmutter in Person: Sie sei vor langen Jahren aus Ladinien gekommen, habe gewisse Überlieferungen aus ihrer alten Heimat mitgebracht und einige Frauen auf deren Wunsch hin in der Kunde von den Pflanzen unterrichtet, um bestimmte Rezepte schmackhafter zu machen. Ab und an hätten sie und ihre Freundinnen gewisse Mixturen bis über die Berge verkauft, weil die Nachfrage und der Kundenkreis ohne ihr Zutun ständig gewachsen seien. Mit Hexenkunst freilich habe weder das eine noch das andere im Geringsten zu tun. Ebenso wenig habe sie Lena, für sie wie eine Enkelin, bei ihrem Besuch Gift oder eine andere schädliche Substanz mitgebracht, sondern lediglich einige kandierte Blüten und Blätter …
    Kramer schlug mit der Hand auf den Tisch, so wütend machten ihn die Protokolle dieses dreisten Geschwafels. Sie mussten sich abgesprochen haben, alle miteinander, denn gerade bei der heikelsten Frage, die die ketzerische Verehrung jener Holzgestalten betraf, die er mit eigenen Augen gesehen hatte, bevor er in heiligem Zorn den Zugang zu ihnen vernagelte, hatten alle ausgesagt, ihnen wären in der alten, jedermann frei zugänglichen Kapelle lediglich drei Figuren bekannt, die die heiligen Märtyrerinnen Katharina, Margarete und Barbara darstellten.
    Nein, so ging es nicht weiter! Er musste andere, härtere Saiten aufziehen, wollte er endlich zum Ziel gelangen. Als Erstes entschloss er sich zu einer drastischen Kürzung von Brot und Wasser für alle Gefangenen. Hunger, vor allem aber quälender Durst, das hatte jüngst erst wieder der Ravensburger Prozess bewiesen, brachten die meisten zum Reden. Zudem würde er sie tagelang ohne jeglichen Kontakt mit der Außenwelt in dieser elenden Verfassung schmoren lassen. Und sich schließlich zuerst die alte Walsche vornehmen, um sie innigliche Bekanntschaft mit der Streckbank schließen zu lassen.
    Spätestens dann würden auch die anderen reden.
    Denn, und das war zumindest ein Vorteil bei all diesen Innsbrucker Malaisen, die ihm die Arbeit erschwerten, die Fragstatt lag unmittelbar über dem Loch. Die Schreie der Gefolterten waren daher in den beiden Verliesen überdeutlich zu hören.

     
    Der Herzog wurde fahl, als Johannes zu reden begann, dabei hatte er ihn selbst dazu aufgefordert, obwohl der Jurist mehrmals die höfliche Bitte geäußert hatte, ihn allein zu sprechen. Jetzt aber war nicht nur die Herzogin sein Zeuge, sondern auch Christian Turner, der sich dem Fürstenpaar nach der Frühmesse angeschlossen hatte, sowie der unvermeidliche Thomele, der wieder einmal seine Faxen schlug, wenngleich niemand geneigt schien, ihm zuzusehen. Die Hofdamen hatte man fortgeschickt, wie so oft in letzter Zeit, weil Katharina der unentwegten Mitleidsbekundungen überdrüssig war. Auch die Spiessin fehlte, die schon am frühen Morgen über

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