Die Hexe und der Herzog
hatte schon Angst, du würdest niemals mehr zu mir kommen.«
Jetzt brachen alle Dämme in Andres. Er schaffte es nicht länger, seine Leidenschaft im Zaum zu halten. Am liebsten hätte er Hella ganz in sich aufgesogen, um für immer eins mit ihr zu sein, doch er musste sich damit begnügen, sie so fest an sich zu pressen, dass sie leise aufschrie. Er küsste sie, bis sie nach Atem rang, bog sie nach hinten, als sei sie eine Gerte, und hatte doch lange noch nicht genug. Als sie zu stöhnen begann, hob er sie hoch, trug sie zum Bett und riss ihr dünnes Hemd in Fetzen.
Da waren sie, ihre Brüste, von denen er Nacht für Nacht träumte! So prall und fest, so süß und rund, dass ihm fast schwindelte. Mochten die Leute doch weiterrätseln, warum sein junges Weib nicht schwanger wurde. Diese Brüste gehörten ihm, ihm ganz allein – kein gieriger Kindermund sollte sie schlaff und welk machen.
Hella schien ein wenig fülliger geworden zu sein seit seinem letzten Besuch, was ihn nur noch mehr anstachelte: ein Wunder aus rosigem, jungem Fleisch, nicht dazu erschaffen, neues Leben auszutragen, sondern einzig und allein, seine Lust zu stillen.
Dass sie zwar bereitwillig die Beine öffnete, ihn sanft in sich aufnahm und liebevoll festhielt, während er ächzte und stöhnte, sich aber kaum unter ihm bewegte und still dabei blieb, störte Andres nicht weiter. War er doch am Ziel seiner Wünsche angelangt und eher über sich selbst erzürnt, weil die Erlösung für seinen Geschmack viel zu schnell kam und er in Hella erschlaffte.
»Teufelsweib«, murmelte er und streichelte ihre Wangen, »was hast du nur aus mir gemacht!«
»Einen guten Ehemann, hoffe ich doch.« In Hellas Augen tanzten kleine Lichter. »Aber ist er denn auch ein hungriger Ehemann?«
»Wie gut du mich doch kennst! Eine kleine Stärkung wäre jetzt genau das Richtige.«
Sie schlüpfte aus dem Bett, wickelte sich in ein Tuch und tapste hinunter in die Küche. Wenig später kam sie mit Rauchfleisch, Käse und einem dampfenden Krug von dem gewürzten Wein zurück, den er am liebsten trank. Andres bediente sich ausgiebig, trank reichlich und ließ sich danach mit einem zufriedenen Rülpser zurück in die Kissen sinken.
»Ich bin der glücklichste Mann der Welt!« Hella musste sich tief über ihn beugen, um ihn noch zu verstehen. »Zwei ganze Tage gehöre ich jetzt dir allein …«
Sein Atem wurde schwerer. Schon bald setzte sein stoßweises Schnauben und Röcheln ein, das ihr bereits so manche Nachruhe geraubt hatte.
Behutsam kroch sie neben ihm unter die Decken. An Schlaf war für sie jetzt ohnehin nicht zu denken. Sie streckte sich aus, berührte flüchtig ihre Brüste, dann ihre Lenden. Welch treu sorgender Schutzengel ihr doch diese Nacht beigestanden hatte!
Leopold war kaum ein paar Augenblicke aus dem Haus gewesen, als Andres sie mit seinem Besuch überfallen hatte. Sie wollte den Hofmeister eigentlich zum Bleiben überreden, doch er hatte sich plötzlich nicht wohlgefühlt und war lieber heimgegangen, weil er seine Medizin in der Hofburg vergessen hatte.
Der seltsamste unter all ihren bisherigen Liebhabern, und dennoch ein Mann, der etwas in ihr anrührte, was Hella neu war. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Wie zart er sein konnte, beinahe schüchtern! Als sei sie ein wertvolles Kleinod, eine Preziose, mit der man nur ganz vorsichtig umgehen durfte.
Hella drehte Andres den Rücken zu, dessen Schnauben jetzt anstieg und binnen Kurzem immer mehr an Lautstärke zunehmen würde. Unangenehm, aber durchaus erträglich. Nur noch eine weitere Nacht – und das schöne, große Haus gehörte ihr wieder ganz allein.
Einmal schon war Lena am frühen Morgen die steile Treppe hinauf in den zweiten Stock gestiegen, wo der neue Jurist am Ende eines langen Ganges in seinem Kontor arbeitete, und hatte schließlich doch wieder unverrichteter Dinge den Rückzug angetreten. Ihr Herz hatte so stark geklopft, dass sie Angst hatte, nicht ein vernünftiges Wort herauszubringen. Els hatte ihr von Kindesbeinen an eingeschärft, dass man niemanden verraten durfte, nichts anderes jedoch hatte sie vor. Dabei verstieß Kassian sichtlich ungerührt gegen das siebte Gebot und machte sich damit nicht nur vor dem Herzog, sondern auch vor Gott schuldig.
Aber stand es ausgerechnet ihr zu, darüber zu richten?
Der zweite Versuch verlief kaum weniger kläglich. Mühsam war sie nach oben gestapft, im Unreinen mit sich selbst, als die Tür plötzlich aufging, ohne
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