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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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noch im Geheimen ihr widerwärtiges Unwesen trieben, würden alsbald im Feuer sterben.

Vier
     

     
    W ie eine warme Tatze lag die große Hand des Medicus auf Lenas Kopf, dann zog er sie plötzlich wieder zurück, als habe er mit dieser persönlichen Geste zu viel von sich preisgegeben.
    »Der Herzog ist also wieder wohlauf?« Lena rührte noch emsiger im Teig, um ihrer beider Befangenheit zu überspielen. »Ich wusste, dass er nicht tot sein kann.«
    »So ist es«, erwiderte van Halen. »Und das muss auch so sein, denn die noblen Gäste von nah und fern dürfen nichts von jenem kleinen Missgeschick erfahren.« Er schnaubte. »Ein toter Herzog – weißt du denn überhaupt, was du da sagst, Mädchen? Der Allmächtige bewahre uns noch lange Zeit vor diesem Schicksalsschlag!«
    Was ging es Lena an, an welch pikanter Stelle Katharinas Mistkläffer zugebissen hatte? Die Wunde würde gänzlich verheilen, das hatte er Sigmund versichert, als dieser aus seiner Ohnmacht erwacht war und die Verletzung argwöhnisch beäugt hatte. Allerdings hatte er ihm nach dem Säubern und Verbinden für die kommenden Tage strengste Enthaltsamkeit verordnet. Wie das fürstliche Paar die heikle Angelegenheit letztlich unter sich regeln würde, war nicht seine Sache. Er hatte unternommen, was in seiner Macht stand.
    »Aber ich hab alles falsch gemacht.« Lenas Stimme klang bedrückt. »Dabei wollte ich doch nur helfen – mitten in der Nacht.«
    »Du hast die Herzogin beruhigt, gewärmt und ihren Durst gestillt, alles ganz richtig. Einzig und allein deine Idee, ausgerechnet Herzog Albrecht von Sachsen zu wecken...« Er verstummte.
    Nicht auszudenken, wäre der ohnehin schon besorgte Brautvater in dieser unglücklichen Situation hereingeplatzt! Eine nicht vollzogene Ehe hätte bedeutet, dass Katharina nach wie vor unter seiner Vormundschaft stand, was wiederum die Verweigerung der Morgengabe nach sich gezogen hätte, die Rückgabe des Heiratsgutes, das längst verplant worden war, und damit die Annullierung aller mühsam aufgesetzten Verträge. Welch finanzielle Verluste und folgenschwere diplomatische Verwicklungen hätten daraus erwachsen können! Ganz schwindelig konnte einem werden angesichts dieser Vorstellung. Zum Glück schien es gelungen, die peinliche Angelegenheit halbwegs unter dem Deckel zu halten. Nach draußen dürften die Mauern der Hofburg stark genug sein, um alle lästigen Gerüchte zu unterdrücken.
    Und intern?
    Die kleine Herzogin hatte sich an die Küchenmagd geklammert, als hinge ihr Leben von Lena ab. Nur mit großer Überredungskunst konnte sie schließlich dazu gebracht werden, das Mädchen wieder schlafen gehen lassen. Ihn hatte es dann einen Vormittag ausgefeiltester Argumentation gekostet, bis Katharina schließlich bereit gewesen war, sich anzukleiden, ihre Gemächer zu verlassen und sich wieder den Gästen zu zeigen. Ärgerlich genug, dass Küchenmeister Matthias Rainer die missliche Situation mitbekommen hatte, doch auf dessen Verschwiegenheit konnte man wenigstens zählen. Lediglich dieser aufmüpfige Spielmann, im unpassendsten Moment scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht, bereitete ihm noch Sorgen, der Einzige der herzoglichen Bastarde, der sich nicht mit der ihm zugedachten Rolle abfinden wollte. Dass dieser Niklas seine neugierige Nase aber auch überall hineinstecken musste!
    »Warum bin ich dann wieder hier gelandet, in der Gesindeküche, ganz wie zu Anfang? Als ob ich dennoch Strafe verdient hätte!«
    »Weshalb kehrst du nicht lieber nach Hause zurück, mein Mädchen?« Van Halen klang ernster, als sie ihn jemals zuvor vernommen hatte. »Du gehörst doch gar nicht hierher! Erst neulich hast du von eurem schönen Gasthof erzählt. Im ›Goldenen Engel‹ wärst du sehr viel besser aufgehoben, glaube mir!«
    »Weil ich nicht kann.« Lena vermied, ihn anzusehen, als sei die Teigschüssel zwischen ihren Knien auf einmal das Wichtigste auf der ganzen Welt.
    »Du willst mir den Grund nicht verraten?«, fragte van Halen.
    Stumm schüttelte sie den Kopf.
    »Also gut, wenn du schon unbedingt bleiben willst, dann halte dich wenigstens im Hintergrund – und das geht hier in der Gesindeküche bedeutend einfacher. Zumindest so lange, bis alles sich wieder ganz beruhigt hat. Danach sehen wir weiter.«
    »Und die kleine Herzogin?« Lena presste die Hand vor den Mund. »Ich meine natürlich, Ihre Hoheit – wie geht es ihr?«
    »Hervorragend. Könnte besser gar nicht sein.« Das Thema schien für van Halen beendigt,

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