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Die Hexe und der Leichendieb: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe und der Leichendieb: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe und der Leichendieb: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Glaesener
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hing. Die gemauerte Feuerstelle darunter hatte ihm ehemals die Hütte geheizt. Nun heizte niemand mehr. Das war besonders in den Nächten schlimm, denn da wurde es entsetzlich kalt.
    Wenn ich doch nur endlich stürbe, dachte die Frau, während sie die Kanne sorgsam in die Kuhle zurückstellte. Ihr Leben rann in Stunden voller Entsetzen dahin. Je eher es beendet würde, umso besser. Nur war ein Teil von ihr noch nicht bereit zu sterben. Es gab keinen Grund für diesen Überlebenswillen, außer den Instinkt, der auch den Wolf antrieb, sich den Fuß in der Falle abzukauen, und das Huhn, ohne Kopf um sein Leben zu flattern.
    Sie dämmerte wieder ein, schlief, erwachte und schlief erneut.
    Schließlich kehrten die Hexen tatsächlich in die Hütte zurück. Die Gefangene hörte zuerst das Rascheln draußen im Laub, dann das Quietschen der alten Brettertür. Ihr Herz begann zu jagen, und ihr Köper in den Baumwurzeln zitterte. Sie lechzte nach Wasser, aber zugleich brach die Furcht mit aller Wucht über sie herein. Dann sah sie, dass es – die Jungfrau sei gelobt – nur die Dreckige war, die das Versteck aufsuchte. »Wasser …«, bettelte sie sie an.
    Das Weib ließ sich auf einem der Schemel nieder und entzündete mit einem Kienspan, den es mitgebracht hatte, die schwarzen Kerzen, die auf dem Tisch standen. »Das darf ich nich. Weißt du doch.« Ihre Stimme klang nicht einmal unfreundlich.
    »Um der Heiligen Jungfrau willen …« Es lohnte nicht zu jammern. Die Dreckige ließ sie reden, aber die Worte perlten an ihr ab. Heute hatte sie über ihren breiten Schädel mit den mächtigen Kiefern einen Kranz aus geflochtenen Frühlingsblumen gelegt. Es sah lächerlich und furchteinflößend zugleich aus.
    Edith erschien kurz drauf, als das Tageslicht erloschen war. Ihre Haare, die wie Goldflimmer die Schultern umflossen, verschwammen mit dem Stoff ihres gelben Kleides. Um die Taille trug sie einen schwarzen Gürtel, in dessen Mitte eine gehämmerte Metallschnalle blitzte.
    »Du bist spät dran, Edith«, nörgelte die Dreckige.
    Die schöne Frau zuckte mit den Achseln. Etwas an ihrem Gürtel erregte die Aufmerksamkeit der Gefangenen. Sie war zu erschöpft, um gründlich darüber nachzudenken, aber irgendwann ging ihr auf, dass es nicht der Gürtel selbst, sondern die Taille der Hexe war, über die sie sich wunderte. Das Weib war nicht mehr so schlank wie früher. Erwartete Edith etwa ein Kind? Hatte der Böse sie geschwängert, mit seinem eiskalten Glied beim Tanz auf einem Hexenplatz? Die Frau in den Wurzeln schauderte.
    »Du redest ja gar nicht, Josepha. Stirbst du mir weg?«
    Josepha. Lautlos wiederholte die Gefesselte den Namen. Er kam ihr fremd vor, so lange war er von niemandem mehr ausgesprochen worden. Ängstlich wich sie zurück, als die Hexe neben ihr niederkniete. Edith strich über ihre Wange. Ihre Hand war kalt und brennend zugleich – als striche das Böse selbst über die Haut. Josepha wurde schwindlig vor Grauen. Sie atmete erleichtert auf, als das Rascheln der Blätter einen weiteren Gast ankündigte und Ediths Aufmerksamkeit ablenkte.
    Diese Mal war es Eva, die leichten Schrittes zu ihnen hinabsprang. Die Augen des Kindes leuchteten. Es sog jede Einzelheit der Höhle in sich auf, während es herumwirbelte. So ist sie immer schon gewesen, dachte Josepha. Wissbegierig, ehrgeizig, übereifrig – und entsetzlich dumm.
    Edith erhob sich. Sie winkte das Kind streng zum Tisch und überreicht ihm einen kleinen, schwarzen Sack. Eva öffnete ihn und stellte die Dinge, die sich darin befanden, auf der Tischplatte ab, wobei ihr die Dreckige gutmütig half, indem sie sie auf voluminösen Untersetzern aus Eisen platzierte. Ein Katzenschädel. Eine tote Fledermaus. Etwas, das grässlich nach Verwesung stank, vielleicht eine Hand? Das letzte Mal war es die Hand eines Kindes gewesen, erinnerte sich Josepha, und ihr graute, wenn sie daran dachte, dass ein unschuldiges, kleines Wesen für die Zeremonien der Hexen hatte sterben müssen. Vielleicht haben sie’s ja aus einem Grab gestohlen, versuchte sie sich zu beruhigen, auch wenn das schlimm genug war.
    Edith hatte das Tun ihrer Gehilfinnen mit Argusaugen überwacht. Nun entzündete sie mit einer der Kerzen die Fledermaus. Die zarten Flügel knisterten, als die Hitze sie erfasste. Der Kadaver verbrannte unter entsetzlichem Gestank. Während es kokelte, fassten die Frauen einander bei den Händen, und Edith murmelte unverständliches Kauderwelsch. »Diabolo diaboliczo,

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