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Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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landete still auf dem Boden.
    »Jawohl, Herr Hauptmann!«, erklang es erneut von der Masse.
    »IST DAS KLAR?«
    Aus Leibeskräften brüllten die Freunde mit. Ihre Stimmen vereinten
sich zu einem einzigen lauten Schrei, der über die Felder raunte und noch Sekunden
später nachhallte.
    »JAWOHL, HERR HAUPTMANN!«
     
    Im kargen Licht der Fackeln stachen die sauber polierten Säbel wie
kleine Blitze aus der Nacht hinaus. Sie mussten sich zu zweit aufstellen und den
Schlag des jeweils anderen parieren. Maximilian konterte ohne Probleme die Schläge
von Jakob, dessen Waffe in seinen Händen eher wie ein Dolch aussah. Lorenz hatte
erhebliche Probleme, die Angriffe von Ratte abzuwehren, der zwar klein und schmächtig
war, jedoch geschickt mit seiner Waffe umzugehen wusste. Der Hauptmann und seine
Soldaten schritten die Gruppen ab und verbesserten hier und dort etwas. Wenn man
seine Befehle nicht genau befolgte, schwang er seine hölzerne Rute und ließ sie
peitschend auf die Schenkel oder den Nacken sausen. Auch Lorenz spürte mehrmals
die Qualen seines geißelnden Stockes.
    ›Unnützer Bauernjunge‹ oder ›Tölpel‹ waren dabei
noch die nettesten Worte, die der Hauptmann benutzte. Jakob hatte unter den Schlägen
am meisten zu leiden. Der Hauptmann hatte leichtes Spiel bei dem Jungen, der sich
nur mit einer Weste der Kälte stellte und dabei zu viel nackte Haut als Angriffsfläche
offenbarte. Immer wieder litten die Freunde mit, wenn einer von ihnen die Rute zu
spüren bekam. Nach einiger Zeit hatte der Hauptmann genug gesehen und ließ die Männer
hintereinander in drei Reihen antreten. Seine Soldaten stellten in einigen Ellen
Entfernung Strohmänner auf und gaben dem Ersten jeder Reihe eine Muskete in die
Hand. Maximilian und Lorenz konnten sofort erkennen, dass es sich um ein sehr altes
Modell handelte, und lächelten einander an. Nur ein Narr konnte glauben, dass die
Stadt gerade gefertigte Waffen an Partisanen verschenkte. Nein, diese Musketen waren
alt, aber noch funktionstüchtig. Die vereinzelten Schüsse der Männer waren ungenau
und durchschnitten die Nacht mit dunklem Grollen. In der Luft lag der bleihaltige
Geruch von Schwarzpulver, der beißend in die Nasen der Freiwilligen drang. Jedem
Einzelnen wurde von den Soldaten die Handhabung und Funktionsweise der Waffen erklärt.
Danach durfte auf die Strohfigur geschossen werden. Nach ihrem Schuss trollten sich
die Männer, die Schulter reibend, ans hintere Ende der Reihe. Lorenz hörte den Ausführungen
des Soldaten genau zu, als er vor ihm stand. Kurz blickte er zu Maximilian hinüber.
Auch er stand nun als Erster in der Reihe und bekam eine ähnlich knappe Ausführung.
    Monoton rasselte die Stadtwache ihren Text erneut runter: »Komm ran,
Bursche.«
    Lorenz lächelte ruhig.
    »Für einen Schuss wird die Waffe mit Schwarzpulver und der Kugel geladen.
Siehst du, so! Dann musst du das Ganze mit dem Ladestock feststampfen.«
    Doch der Soldat benutzte nicht genügend Kraft, um die Kugel wirklich
im Lauf zu fixieren. Unbemerkt verdrehte Lorenz die Augen.
    »Das ist die Zündpfanne, hier schüttest du das Schwarzpulver drauf.
Schau her, aber nicht zu viel!«, mahnte der Mann. »Jetzt kannst du das Steinschloss
spannen.«
    Mit einem Knarren zog er den Auslösemechanismus zurück, bis er schließlich
arretierte. »Wenn du jetzt den Abzug hierhin drückst. Nein! Noch nicht, erst, wenn
ich es sage. Also, wenn du jetzt den Abzug hierhin drückst, dann schlägt der Hahn,
siehst du, das Ding hier, mit dem Feuerstein … du weißt doch, was ein Feuerstein
ist, oder?«
    Lorenz nickte gelangweilt.
    »Gut, also, Bursche, er schlägt mit dem Feuerstein auf die Metallklappe
hier und dabei entsteht ein Funke. Dieser entzündet das Pulver und treibt die Kugel
hinaus.«
    Der Soldat sah Lorenz an.
    »Also mit einfachen Worten gesagt, für einen Laien«, sagte er unverhohlen.
»Und achte darauf, dass du nicht erst das Schwarzpulver auf die Pfanne streust und
dann losrennst, sonst hat der Funke nichts mehr, was er entzünden kann. Hast du
das verstanden, Bursche?«
    Der Soldat legte unter den wachsamen Augen des Hauptmanns die Muskete
beiseite und gab ihm eine ungeladene Waffe. »So, Bursche, und jetzt du!«
    Mit der Hand an der Waffe trafen sich verschmitzt lächelnd die Blicke
der Brüder. Dann legten sie los. In Windeseile stopften sie die Muskete mit Schwarzpulver
und Kugel, so wie sie es etliche Hunderte Male vorher getan hatten. Ihre Bewegungen
waren vollendet, jeder Handgriff

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